Deutschlandweit schließen Filialen
Gläubiger stimmen für Galeria-Sanierungsplan
Foto: Fabian Strauch/dpa
29.05.2024 / REGION -
Die Gläubiger machen den Weg frei für die Sanierung des Warenhausunternehmens. Wie geht es jetzt weiter? Mindestens eine wichtige Frage ist nach wie vor offen.
Galeria Karstadt Kaufhof hat die letzte große Hürde für seine Rettung genommen. Die Gläubigerversammlung stimmte in der Messe Essen dem Plan zur Sanierung der angeschlagenen Warenhauskette zu, wie Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus mitteilte.
«Ich freue mich für die Belegschaft von Galeria und für die Gläubiger», sagte er. Der neue Eigentümer Bernd Beetz erklärte: «Ich muss einen besseren Job machen als meine Vorgänger.» Er kündigte an, Kunden ein besseres Einkaufserlebnis bieten und eine neue Mentalität in der Belegschaft etablieren zu wollen. «Wir haben die Kompetenz, aber auch den Kampfgeist», so Beetz.
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Die Gewerkschaft Verdi stellte vor dem Messegebäude für jede Schließfiliale ein symbolisches Holzkreuz auf. «Herr Beetz, investieren Sie in die Mannschaft», steht auf einem der Plakate. Auf einem anderen heißt es: «Benko, danke für nichts!» Der Schnitt bei Galeria erfolgt dabei längst nicht so tief wie erwartet. Experten hatten im Januar vorhergesagt, dass allenfalls 20 bis 30 Standorte erhalten bleiben. Viele äußerten Zweifel, dass sich überhaupt ein Interessent finden würde.
Gläubiger verzichten erneut auf viel Geld
An der nicht-öffentlichen Veranstaltung in Essen nahmen am Dienstag rund 120 Personen teil, die rund 4600 Gläubiger vertreten haben. Sie müssen mit der Annahme des Insolvenzplans wieder auf viel Geld verzichten. In den vergangenen Wochen hatten Vermieter, Lieferanten und andere Gläubiger wie der Bund Forderungen in Höhe von 886,1 Millionen Euro angemeldet. Voraussichtlich fließen nur bis zu 22,5 Millionen Euro - das sind 2,5 bis 3 Prozent - an sie zurück. Zahlungen aus den Ansprüchen gegen den bisherigen Eigentümer, die Signa-Gruppe des Unternehmers René Benko, könnten die Quote noch erhöhen. Weil vom finanziell angeschlagenen Mutterkonzern zugesagte Hilfen ausgeblieben waren, rutschte Galeria zu Jahresbeginn erneut in die Insolvenz.Karstadt und Kaufhof verschwinden aus dem Namen
Den Grundstein für den Neuanfang hat der Insolvenzverwalter gelegt. Hauptziel von Denkhaus war es, den Konzern mittelständischer aufzustellen. Der Unternehmenssitz in Essen wird aufgegeben. Die Verwaltung soll 2025 - deutlich verschlankt - in eine Filiale in Düsseldorf einziehen. Von 92 Filialen bleiben 76 übrig. Die Mietbelastung sinkt dadurch dem Vernehmen nach um rund 80 Millionen Euro pro Jahr. Auch der Name ändert sich. Die Warenhauskette heißt künftig nur noch Galeria, die großen, traditionsreichen Marken Karstadt und Kaufhof verschwinden. Zu eng verbunden sind diese mit den jüngsten Pleiten, heißt es.Und dennoch sind Zweifel und Unsicherheit auch mit dem Ja der Gläubiger nicht verschwunden. Das liegt auch daran, dass viele wichtige Fragen nach wie vor unbeantwortet sind. Wie gelangt Galeria zurück in die Erfolgsspur? Wie behauptet man sich gegen Handelsriesen wie Amazon und neue Portale wie Shein und Temu? Und wie wird verhindert, dass das Warenhausunternehmen 2025 erneut in Schieflage gerät?
Schönheitsprodukte, Handtaschen, Schuhe und Wäsche sollen die Schwerpunkte im Sortiment sein. Das kündigte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche kürzlich an. Viel mehr ist über den zukünftigen Kurs nicht bekannt. Die neuen Besitzer hielten sich öffentlich bisher bedeckt. Man wolle warten, bis das Verfahren abgeschlossen sei, hieß es. Im Hintergrund mischte Beetz zuletzt jedoch kräftig mit. So setzte er sich für den Verbleib der Galeria-Filiale in Mannheim ein, die auf der Schließliste steht. Beetz ist eng verbunden mit der Stadt, er ist in Mannheim aufgewachsen und Präsident des örtlichen Fußball-Drittligisten SV Waldhof. Noch steht nicht fest, ob dieser Standort und andere wieder von der Streichliste herunter fliegen.
Experte: «Neue Eigentümer müssen zeigen, dass es ihnen ernst ist»
Entscheidend wird sein, was Beetz und die Investmentgesellschaft NRDC um den früheren Kaufhof-Eigentümer Richard Baker und Sohn Jack in die Warenhauskette stecken. Im Insolvenzplan steht, dass sie «umfangreiche finanzielle Mittel» für Sanierung und Neuausrichtung zugesichert hätten, nicht wie viel. «Die neuen Eigentümer müssen noch zeigen, dass es ihnen ernst ist. Aus dem Insolvenzplan geht das nicht hervor», sagte der Insolvenzexperte Manfred Hunkemöller.Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble kritisierte: «Zu den Zielen für die Zukunft sind wenig ambitionierte Aussagen getroffen worden. Eigentlich nichts, was über die bekannten Planungen hinaus geht.» Die Wirtschaftlichkeit von Galeria könne nicht im Wesentlichen durch Kostensenkung erreicht werden.
Bis zu 100 Millionen Euro sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren fließen, das war aus dem Umfeld der Investoren zu vernehmen. Ob das genügt, ist zumindest fraglich. Handelsexperten schätzen den Investitionsbedarf bei Galeria auf über eine Milliarde Euro.
Im Hinblick auf die Zukunft des Warenhausunternehmens ist vieles also weiterhin unklar. Eines steht seit diesem Tag jedoch fest: Galeria erhält noch einmal eine Chance. (Von Christian Rothenberg, dpa) +++
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