Freileitung statt Erdkabel
BI und Trassengegner fragen: Kippt Vorrang für Erdkabel bei HGÜ-Trassen?
Fotos: O|N-Archiv / Privat
29.05.2024 / REGION -
"Für Politik und Übertragungsnetzbetreiber wie TransnetBW und TenneT wird die Bezahlbarkeit des geplanten Netzausbaus zunehmend zum Problem. Jetzt sollen die gigantischen HGÜ-Leitungen NordWestLink und SuedWestLink als Freileitung gebaut werden, weil man dadurch angeblich rund 20 Milliarden Euro einsparen könnte", schreiben Maria Quanz (Bundesverband der BI gegen SuedLink, (BBgS)), Dörte Hamann (Aktionsbündnis Trassengegner) und Sebastian Locker (Aktionsbündnis Ultranet) in einer Pressemitteilung.
Ein Lösungsvorschlag der Übertragungsnetzbetreiber: Rückkehr zur Freileitung. "Auf politischer Ebene sieht man dadurch ein Einsparungspotential von angeblich 20 Milliarden Euro. Es wird verdrängt, dass der geplante Netzausbau in seiner Gesamtheit nicht bezahlbar ist. Die reinen Investitionskosten für den Übertragungsnetzausbau betragen laut Netzentwicklungsplan aktuell bereits unfassbare 320 Mrd. Euro. Die zu erwartenden Kosten insgesamt liegen aber bei weit über 600 Mrd. Euro. Wir sind der Meinung: Hier müsste die Kritik ansetzen! 20 Mrd. Euro sind in diesem Zusammenhang "Peanuts" und tragen weder dazu bei, die Energieversorgung kostengünstiger noch klimafreundlicher zu machen. Der Netzausbau muss deshalb komplett auf den Prüfstand", fordern die Initiativen.
Neuplanung erforderlich
Eine realistische Preispolitik sei nur durch die Betrachtung des Gesamtpaketes Netzausbau möglich. "So wird schnell klar, dass man ganz Europa nicht auf Kosten der Stromkunden verkabeln kann. Wenn Parteien und Interessenverbände meinen, mit ein paar Erdkabeln weniger könnte man die Netzausbau-Planungen wieder 'aufhübschen' und auf bezahlbar frisieren, nur um Großkonzernen weiterhin Profite auf Kosten der Allgemeinheit zu garantieren, unterschätzen sie den gesamtwirtschaftlichen Schaden, den sie dadurch anrichten. Die Streichung einiger Erdkabel zu Gunsten von bis zu 100 Meter hohen Strommasten durch Naturschutz- und Erholungsgebiete und oftmals in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung, würde aufgrund der Abstandsregelung letztendlich auch eine Neuplanung der Trassenverläufe erfordern. Für Land- und Forstwirte ergeben sich dadurch keine Erleichterungen, denn Flächenverbrauch inkl. Bodenverdichtung und Abholzungen sind weiterhin unumgänglich. Auch wenn inzwischen durchpermanente Gesetzesänderungen die Beteiligung der Öffentlichkeit an Planungsprozessen fast gänzlich abgeschafft wurde, der Bürgerprotest wird sich wieder verstärkt gegen diese neuen Netzplanungen richten.
Nicht für die Versorgungssicherheit benötigt
"Im Zuge der Energiewende muss tatsächlich das überlastete Stromnetz ausgebaut werden. Allerding vorrangig das Verteilnetz. Was den Bedarf an Leitungen betrifft, bleiben wir bei unseren langjährigen Erkenntnissen aus der Analyse der offiziellen Netzentwicklungspläne: Ein Großteil der neuen Höchstspannungsleitungen erfüllt hauptsächlich die Funktion von Transittrassen. Das heißt, der Strom wird durch Deutschland hindurchgeleitet, um den europäischen Stromhandel und somit den privatwirtschaftlichen Profit von Großkonzernen und Übertragungsnetzbetreibern weiter zu optimieren.Die Bundesregierung hält unbeirrt an einem überdimensionierten Übertragungsnetzausbau fest, der dem Gemeinwohl in keiner Weise dienlich ist. Im Gegenteil, man versäumt, die Priorität auf den Verteilnetzausbau zu legen, um dezentrale Erzeugungs- und Verbrauchsstrukturen optimal zu nutzen und die Energiewende flächendeckend voranzubringen", so die Trassengegner. (pm) +++