Diversität im Fokus

Fenster für Vielfalt: "Neue Kulturen bringen neue Ideen und frischen Wind"

Bei der Aktionswoche "Fenster für Vielfalt" kamen am Dienstag regionale Unternehmer auf dem IHK-Vorplatz zusammen, um über eigene Erfahrungen zu berichten
Fotos: Marius Auth

29.05.2024 / FULDA - In Zeiten des Fachkräftemangels ist das Thema Diversität auch für regionale Unternehmen relevanter geworden. Welche Herausforderungen und Chancen sich durch Vielfalt im betrieblichen Alltag ergeben, davon berichteten Unternehmensvertreter am Dienstag bei der IHK Fulda.



Bereits zum dritten Mal in Folge wird die Aktionswoche "Fenster für Vielfalt" angeboten, die ein Zeichen für Vielfalt und Chancengleichheit setzen soll. Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda, sah bei der Aktion vor der IHK-Kreisgeschäftsstelle in der Fuldaer Heinrichstraße anlässlich des "Deutschen Diversity Days" dafür auch die Unternehmen in der Pflicht: "Mit großer Sorge beobachte ich derzeit das Erstarken rechtspopulistischer und rechtsextremistischer Strömungen in unserem Land. Und auch die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Thüringen sind kein Anlass zur Freude.

Wahrung von Anstand und Sitte der ehrbaren Kaufleute

Ich denke, dass sich eine Organisation wie die Industrie- und Handelskammern nicht hinter ihrem gesetzlichen Gebot zur politischen Neutralität verstecken darf. In unserem Gesetz steht nämlich auch, dass wir die Gesamtverantwortung für die regionale Wirtschaft wahrnehmen müssen und auf die Wahrung von Anstand und Sitte der ehrbaren Kaufleute, einschließlich deren sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung, wirken sollen."

Die Arbeitslosigkeit im Landkreis liegt bei 3,7 Prozent - auf einen jungen Menschen kommen rein rechnerisch zwei offene Ausbildungsplätze. 2028 werden nach Schätzungen im Landkreis Fulda fast 10.000 Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt fehlen – zusätzlich zu den bereits bestehenden Defiziten und fehlenden Fachkräften. Diversität ist deshalb für regionale Unternehmer eine rein eigennützige Angelegenheit: "Gerade in der Gastronomie bringen neue Kulturen neue Ideen. Wir haben zur Landesgartenschau mit Flüchtlingen gearbeitet und denen auch selbst Sprachkenntnisse vermitteln müssen - bis die offiziellen Sprachkurse umgesetzt sind, wäre die Landesgartenschau schon vorbei gewesen. Sprachbarrieren sind im Catering weniger relevant - aber teilweise sind es auch einfache Verständnisprobleme, auf die man trifft", erklärt Max von Bredow, Projektmanager bei Nelles Catering aus Eichenzell.

Willkommenskultur und Integrationschancen

Die Versäumnisse im Bereich der Migrationspolitik spürten auch regionale Unternehmer, so Konow: "Deutschland ist nach der Studie 'Expat Insider' von InterNations eines der am wenigsten attraktiven Einwanderungsländer, wenn es um Willkommenskultur und Integrationschancen geht. Der öffentliche Diskurs ist hierzulande von Populismus geprägt. Zuwanderung wird oftmals als Problem dargestellt. Ein Umfeld, das als wenig offen und tolerant wahrgenommen wird, schreckt ausländische Fachkräfte ab und führt auch zum Wegzug mobiler heimischer und vielfaltsliebender Arbeitnehmer. Unternehmen und Start-ups siedeln sich in einem solchen Umfeld auch gar nicht erst am Standort an." (mau) +++

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