"Wahre Identität sollte vernichtet werden"
Ausstellung über die verschleppten Kinder der Widerstandskämpfer von 1944
Die Ausstellung „Unsere wahre Identität sollte vernichtet werden“ ist ab heute in der Richard-Müller-Schule in Fulda zu sehen.
Fotos: Rene Kunze
29.05.2024 / FULDA -
80 Jahre ist das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler nun her – Anlass für die "Freunde des Museums", den in "Sippenhaft" genommenen Kinder der Widerstandskämpfer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg in der Richard-Müller-Schule eine Ausstellung zu widmen. Nach dem gescheiterten Attentat verschleppte die Gestapo die Kinder der nach dem Umsturzversuch zumeist zum Tode verurteilten Hitler-Gegner in ein Kinderheim im thüringischen Bad Sachsa.
Ihre Väter und Mütter waren zu diesem Zeitpunkt bereits entweder hingerichtet, verurteilt oder schon in einem KZ in sogenannter "Sippenhaft". Auch diese Kinder sollen später ins KZ Buchenwald gebracht oder – mit neuer Identität – zur Adoption freigegeben werden. Die Ausstellung "Unsere wahre Identität sollte vernichtet werden" ist ab dem 28. Mai in der Richard-Müller-Schule zu sehen.
"Mit dieser Ausstellung wollen wir an die Zivilcourage der Gegner der Nazis erinnern, gehen bewusst nicht ins Vonderau Museum, sondern in die Richard-Müller-Schule und wollen dort besonders Jugendliche ansprechen, denen die braunen Zeiten nichts mehr sagen und die gerade heute insbesondere nationalistischem Gedankengut oftmals unmittelbar ausgesetzt sind", erklärt Klaus W. Becker, 1. Vorstand der veranstaltenden "Freunde des Museums Fulda e.V.". Initiative und Organisation der Ausstellung gehen auf Hermann-Josef Klüber zurück, ehemals Regierungspräsident in Kassel und Vorstandsmitglied der "Freunde des Museums Fulda e.V.". Ohne Klübers Impuls hätte es in Fulda keine Würdigung dieses gerade heute so besonders wichtigen Gedenktages in dieser Form gegeben, so Becker weiter. Auch sei der gesamte Vorstand der "Freunde des Museums Fulda e.V.", zu dem auch die ehemalige Schulleiterin der Richard-Müller-Schule, Claudia Hümmler-Hille zählt, dem derzeitigen Schulleiter, Oberstudiendirektor Jörg Demuth, zu Dank verpflichtet, der spontan und unbürokratisch sein Okay zur Nutzung des Eingangsbereiches gegeben habe.
Dr. Alois Rhiel, Staatsminister a.D., sagte anlässlich der Eröffnung der Ausstellung: "Die Erinnerung an diese reale Existenz einer menschenverachtenden Einrichtung des nationalsozialistischen Unrechtsstaates, nicht viel weiter als 100 km von hier entfernt, will zunächst das Andenken an die vor 80 Jahren gepeinigten Kinder wahren. Sie soll vor Augen führen, dass die Missachtung und die Auslöschung der Persönlichkeitsrechte durch das nationalsozialistische Terrorregime sowie die Vernichtung ihrer Identität nicht vor Familien und sogar nicht vor Kindern Halt machte. Diese Ausstellung dokumentiert, wozu Menschen mit einer verbrecherischen Ideologie fähig waren."
"Das Gedenken an diesen Tag, in das sich auch diese Ausstellung unmittelbar einreiht, ist für uns in Deutschland nicht nur Erinnerung, sondern mehr noch Auftrag, uns für eine freiheitliche, demokratische und menschenwürdige Gesellschaft zu engagieren. Die Ziele der Widerstandskämpfer des 20. Juni 1944 lagen vor allem in der Wiederherstellung eines Rechtsstaats sowie der Beendigung des Krieges und der Judenverfolgung", sagte Dr. Rhiel abschließend.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung besteht aus insgesamt 43 Schautafeln, die unmittelbar im Eingangsbereich der Richard-Müller-Schule für Besucherinnen und Besucher frei zugänglich sind und dort bis zum 30. Juni zu sehen sein werden. Die Öffnungszeiten der Richard-Müller-Schule sind montags, mittwochs und freitags von 8:00 – 16:00 Uhr und dienstags und donnerstags von 8:00 – 18:00 Uhr. (pm) +++