Verkehrsunfallstatistik 2023
Tiefstand bei tödlichen Unfällen in Hessen - Strenge Cannabis-Kontrollen
Fotos: O|N-Archiv / Jirsch / Braune / Diegel / Schmitt / Apel / Engel
28.05.2024 / REGION -
"Jeder Verkehrsunfall, bei dem ein Mensch verletzt wird oder sogar ums Leben kommt, ist einer zu viel. Die hessische Polizei setzt weiterhin alles daran, unsere Straßen so sicher wie möglich zu machen. Gezielte Kontrollen und präventive Maßnahmen tragen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei", sagte Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) zur Verkehrsunfallstatistik für das vergangene Jahr.
Innenminister Roman Poseck erklärte anlässlich der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023: "Jeder Verkehrsunfall, bei dem ein Mensch verletzt wird oder sogar ums Leben kommt, ist einer zu viel. Gegenseitige Rücksichtnahme und regelkonformes Fahren können Unfälle minimieren. Im vergangenen Jahr hat es leider wieder mehr Verkehrsunfälle als im Jahr 2022 gegeben. Das liegt unter anderem an der weiteren Normalisierung des Verkehrsaufkommens und an den erhöhten Zulassungen von Kraftfahrzeugen. Mit 145.770 Unfällen liegt die Zahl der Unfälle aber weiterhin unter dem vorpandemischen Niveau des Jahres 2019 mit 149.440 Unfällen.
189 Menschen tödlich verunglückt
Im Jahr 2023 sind bedauerlicherweise 189 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das sind 19 Menschen weniger als im Vorjahr. Damit liegt Hessen unter dem bundesweiten Trend, bei dem es 2023 mehr getötete Menschen als 2022 gegeben hat. Unter Ausklammerung des Pandemiejahres 2021 ist dies in Hessen der niedrigste Wert seit dem Jahr 2006. Bei den jungen Erwachsenen von 18 bis 24 Jahren ist die Zahl der tödlich verunglückten Menschen bei Verkehrsunfällen mit einem PKW um elf auf acht tödlich verunglückte Menschen zurückgegangen. Dies ist der niedrigste Wert der vergangenen fünfzehn Jahre und zeigt in diesem Zeitraum einen Rückgang um rund 80 Prozent zum Höchstwert im Jahr 2009. Auch im Bereich der Motorrad-Unfälle ist die Zahl der ums Leben gekommenen Menschen zwischen 18 und 24 Jahre leicht von sieben auf fünf zurückgegangen. Diese Entwicklungen sind zwar positiv, dennoch gibt es noch immer zu viele Todesfälle zu beklagen. Die hessische Polizei setzt weiterhin alles daran, unsere Straßen so sicher wie möglich zu machen. Gezielte Kontrollen und präventive Maßnahmen tragen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei."Weniger Schwerverletzte und tödlich verunglückte Personen auf Hessens Straßen
Insgesamt sind im Jahr 2023 25.497 Personen bei Verkehrsunfällen verunglückt (2022: 25.027). Konkret ereigneten sich 19.574 Verkehrsunfälle bei denen Personen verletzt oder gar getötet wurden. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Anzahl der Leichtverletzten um 823 auf 21.756 (+ 3,9 Prozent). Die Anzahl der schwerverletzten Personen sank um 334 auf 3.552 (- 8,6 Prozent). Die Zahl der Verkehrstoten lag mit 189 weiter deutlich unter dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre (rd. 202), die maßgeblich vom niedrigen Verkehrsaufkommen der Pandemiejahre geprägt waren. Neues Verkehrspräventionsprogramm für junge Erwachsene
Junge Menschen sind die am stärksten gefährdete Verkehrsteilnehmergruppe. Deshalb richtet die hessische Polizei hierauf einen Schwerpunkt. Für die Zielgruppe der jungen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer wurde im Jahr 2022 ein bewährtes Präventionsprogramm der Polizei Nordrhein-Westfalen unter dem Namen "CrashKurs Hessen" auch in Hessen eingeführt. Mit dem Programm wird das Ziel verfolgt, die Zahl schwerer Verkehrsunfälle mit jungen Menschen in Hessen nachhaltig zu verringern. Das Verkehrspräventionsprogramm richtet sich speziell an Jugendliche und junge Erwachsene der Oberstufe sowie an Berufsschülerinnen und Berufsschüler. Für die Umsetzung des Programms arbeiten interessierte Schulen eng mit der Polizei zusammen. Bei den Veranstaltungen, die von den Schulen besonders vor- und nachbereitet werden, werden Schülerinnen und Schüler hinsichtlich der Unfallrisiken durch Alkohol, Drogen, Ablenkung und Geschwindigkeit informiert und sensibilisiert. Im Zuge der Veranstaltungen berichten u. a. auch Angehörige der sogenannte "Rettungskette" von Polizei, Rettungskräften, Feuerwehr und Notfallseelsorgern, wie sie persönlich tragische Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schwersten Verletzungen wahrgenommen und erlebt haben. Leider verunglückten im Jahr 2023 vier Kinder im Straßenverkehr tödlich (2022: 2; 2021: 3; 2020: 0; 2019: 3). Bei den Senioren ab 65 Jahre verstarben im Straßenverkehr 2023 insgesamt 66 Menschen (2022: 64; 2021: 53; 2020: 55; 2019: 62). Auswirkungen der Cannabis-Teillegalisierung auf die Verkehrssicherheit
Die Anzahl der Unfälle, bei denen als Unfallursache Fahren unter Alkoholeinfluss und Fahren unter Einfluss berauschender Mittel registriert wurde, hat im vergangenen Jahr leicht um 104 Fälle auf 3.498 abgenommen, darunter 2.143 Unfälle mit Sachschaden (2022: 2.206) und 1.355 Unfälle mit Personenschaden (1.396). Die Gesamtzahle der Unfälle, die sich unter Alkohol- und Drogeneinfluss ereignen, bewegt sich seit Jahren auf einem annähernd gleichen Niveau. Allerdings wurden im Jahr 2023 4.085 (2022: 4.241) sogenannte "folgenlose" Alkohol- und 5.398 (2022:4.944) drogenbeeinflusste Fahrten bei Kontrollen durch die Polizei festgestellt. Folgenlos bedeutet in diesen Fällen, dass es nur dem Zufall überlassen war, dass es zu keinem schädigenden Ereignis wie einem Verkehrsunfall kam.Innenminister Roman Poseck: "Der Bundesgesetzgeber hat der Praxis mit dem neuen Cannabisgesetz schwerwiegende Probleme bereitet. Das Gesetz ist überstürzt in Kraft gesetzt worden, nämlich ohne jegliche Übergangs- und Vorbereitungsfristen bereits zum 1. April. Ich halte es zum Beispiel für ein großes Versäumnis, dass die Teillegalisierung bereits seit 1. April gilt, die Frage eines neuen Grenzwertes für den Straßenverkehr aber erst anschließend in Angriff genommen wurde. Im Interesse der Verkehrssicherheit wäre es dringend geboten gewesen, diese Frage im Vorfeld zu klären."
Motorrad- und Radunfälle
Bei den Zweirädern über 125 Kubikzentimeter (ccm) ist die Zahl der Unfälle im Vergleich zum Vorjahr bei annähernd gleichgeblieben (2022: 1.864; 2023: 1.876). In Hessen waren dabei am 1. Januar 2023 11.536 mehr Krafträder zugelassen als zu Beginn des Jahres 2022 (Quelle: KBA). Die Zahl der Verunglückten ist leicht auf 1.353 Verunglückte zurückgegangen (- 14 Personen). Während die Zahl der Leichtverletzten (+ 33) angestiegen ist, konnte bei den Schwerverletzten (- 41 Personen) und Getöteten (- 6 Personen) ein Rückgang verzeichnet werden. Bei Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern war die Anzahl der Unfälle letztes Jahr rückläufig (2023: 4.491; 2022: 4.568; 2021: 4.141; 2020: 4.625; 2019: 4.652). Die Zahl der Schwerverletzten ist um neun Prozent auf 497 zurückgegangen (2022: 546; 2021: 502; 2020: 662; 2019: 671). 15 Fahrradfahrerinnen und -fahrer sind im vergangenen Jahr ums Leben gekommen (2022: 13; 2021: 14 getötete Radfahrer). (pm) +++