"Eine fuldische Institution!"
Chronist über fünf Jahrzehnte - FZ-Fotograf Hubert Weber (93) gestorben
O|N-Archivbild: Ralph Leupolt
05.06.2024 / FULDA -
Ein Fuldaer Unikat, das eigentlich mehrere Orden für die Verbreitung eines positiven Bilds der Domstadt verdient hätte, ist von uns gegangen: Der langjährige Fotograf der Fuldaer Zeitung Hubert Weber ist am 15. Mai im Alter von 93 Jahren gestorben. Seine Fotos haben über fünf Jahrzehnte lang das Gesicht der Lokalzeitung geprägt und gestaltet.
Und er war in Fulda und der Rhön eine allseits bekannte und beliebte Erscheinung. Ein Feuerwehrmann hatte berichtet, dass es bei einem eher harmlosen Brand hieß: "Stopp, noch nicht löschen, der Hubert ist noch nicht da!" Ob ihn plötzliches Glockenläuten im Domturms erschreckte, wo er die besten Bilder vom Bonifatius-Jubiläum schoss, ob er versäumte, die in den Ästen schaukelnde Perücke von Lili Fahr im Unterholz von Schloss Fasanerie aufs Foto zu bannen oder ob er Neil Armstrong im Nebel auf der Wasserkuppe im Sucher hatte, sein Fazit war lapidar: "Man muss sich schon ganz schön tummeln, Tag und Nacht springen, um überall hinzukommen." Der ehemalige Chefredakteur Hermann-Joseph Konze hatte gelobt: "Hubert war immer da, bei den lauten und auch bei den leisen Ereignissen – seine Kamera beobachtete und bewertete alles".
2010 würdigte eine große Ausstellung im Vonderau Museum spät sein fotografisches Können. Zu jedem der markanten Bilder konnte er den zahlreichen Besuchern etwas erzählen - so zum Beispiel die schöne Entstehungsgeschichte eines seiner Lieblingsfotos. Nach einer samstäglichen Feier, die sich bis morgens um vier Uhr hingezogen hatte, ging man dennoch pflichtschuldig in die Klosterkirche auf dem Frauenberg. Nach dem Gottesdienst war alles tief verschneit und Hubert befahl seinem Freund Erwin, an Ort und Stelle neben der Laterne auszuharren, bis er nach Hause geeilt, die Kamera geholt und "zurückgesprungen" war. Auch die beiden Nonnen vor dem verschneiten Paulustor waren dem Auge des Profis sofort als Motiv aufgefallen: "Sehen und druff", hieß dann seine erfolgreiche Devise.
Hubert Weber hat im Lauf der Jahrzehnte für die FZ 60 Fotokameras und Blitzgeräte "verbraucht", sechs Chefredakteure "überlebt" und über eine Million Bilder "geschossen". Die sind mittlerweile im Besitz des Fuldaer Stadtarchivs, das diesen Schatz von Weber gekauft und so für die Nachwelt erhalten hat. (Carla Ihle-Becker) +++