"Wir müssen uns verändern"
Wie der neue R+S-Chef Hubertus Berberich die Zukunft sieht
R+S-Chef Hubertus Berberich zu Gast bei OSTHESSENlNEWS in Fulda. Er sagt: "Wir brauchen mutige Köpfe und junge Menschen, die sich was trauen und Durchhaltevermögen besitzen."
Fotos: Hendrik Urbin
18.05.2024 / FULDA -
"Wir brauchen mutige Köpfe und junge Menschen, die sich was trauen und Durchhaltevermögen besitzen", sagt der neue Chef an der Spitze der R+S Group in Fulda. Und er wird noch konkreter: "Wir brauchen ein Umdenken in der Gesellschaft und wir müssen unsere Scheuklappen öffnen. Nur dann können wir auch in Zukunft erfolgreich sein."
Hubertus Berberich (58) hat einen klaren Plan. Der gebürtige Odenwälder und verheiratete Familienvater von zwei erwachsenen Kindern kam mit dem Zukauf der Firma RUF im Jahr 2014 zu R+S. Heute trägt er als alleiniger Geschäftsführer die Gesamtverantwortung für die R+S Group und damit auch für die bis zu 3.000 Mitarbeitenden. Das national agierende Unternehmen mit den Schwerpunkten Versorgungstechnik mit Fokus auf Technische Gebäudeausrüstung, Personaldienstleistungen sowie Handel und IT ist seit über 35 Jahren am Markt. Berberich hat das Ruder von Ralph Burkhardt, der seit Ende 2023 den Mehrheitsgesellschafter NOKERA AG als Vorstandsvorsitzender leitet, übernommen. Der Schweizer Konzern NOKERA AG ging im vergangenen Jahr eine 100-prozentige Kooperation mit der R+S Group als Mehrheitsgesellschafter ein.
"Uns verbindet eine hohe Verlässlichkeit und ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis", sagt Hubertus Berberich im OSTHESSEN|NEWS-Exklusiv-Gespräch über sein Verhältnis zu Ralph Burkhardt. Und er betont auch: "R+S steht hervorragend da. 2024 sind die Auftragsbücher voll, 2025 haben wir aktuell im Fokus. Wir haben 2023 sehr gut abgeschlossen, sind finanziell gut aufgestellt und verfügen über ausreichend Liquidität." Zu den Großprojekten in Hessen zählen die Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden, das Terminal 3 am Frankfurter Flughafen und die CI Factory der Strauss im Main-Kinzig-Kreis.
Berberich macht in diesem Zusammenhang klar: "Wir müssen uns verändern, denn wir stehen nicht im regionalen, sondern im europäischen Wettbewerb. Das heißt: Wir müssen die Themen langfristig verfolgen, nachhaltig und mutig." Und deshalb, so der R+S-Chef, wird der Standort Fulda weiter wachsen und noch mehr gestärkt. "Wir haben hier nicht nur unseren Hauptsitz und alle Zentraleinheiten, sondern sind mit der Region auch eng verwurzelt. Fulda liegt zentral in Deutschland. Von hier aus haben wir kurze Wege - auch zu unseren Niederlassungen - und eine schnelle Reaktionszeit. Das ist für unsere Service-Einheiten, die immer stärker gefragt sind, absolut perfekt."
Und was schätzt der Odenwälder aus dem Dreiländereck Südhessen, Nordbaden und Unterfranken an der Region Fulda? "Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit meiner Heimat. Die Menschen habe ich lieb gewonnen. Sie sind ehrlich und leistungsbereit. Die Mentalität passt einfach. Und Osthessen hat eine richtig gute Entwicklung durchlebt und zählt heute zu einer Boom-Region. Das gefällt mir."
"Heute gibt es kein Schema F mehr, wenn man Erfolg haben möchte."
In den Fokus seines Handelns stellt Hubertus Berberich, der eine elektrotechnische Ausbildung absolviert, dann die Meisterschule besucht und später als selbstständiger Unternehmer gearbeitet hat, den Markt und den Kunden. "Durch die gesellschaftliche Prägung nimmt die Eigenverantwortung leider immer mehr ab. Das ist der falsche Weg." Man müsse weg von der Vollkasko-Mentalität, hin zu mehr Leidenschaft, Stolz und persönlicher Leistung. "Wir brauchen Begeisterung für neue Themen und dabei dürfen wir die Wünsche und Ängste unserer Kunden nicht vergessen. Der Forschergeist in Deutschland muss wieder mehr aufleben. Das geht aber nur, wenn die Menschen wieder mehr Erfindungsreichtum leben." Konkret heißt das für die R+S Group: "Wir müssen zuhören, entscheiden, Ideen entwickeln und diese dann mit begleiten."
Hubertus Berberich ist technologiebegeistert und davon überzeugt: "Heute gibt es kein Schema F mehr, wenn man Erfolg haben möchte. Die R+S Unternehmensgruppe ist das beste Beispiel. Unsere Arbeit ist hochkomplex und sie hilft den Menschen im Alltag. Wir haben eine sehr hohe Kompetenz und sind extrem leistungsstark. Das Durchschnittsalter unserer Beschäftigten liegt unter 40 Jahren. Mit diesem Team will ich das Unternehmen intelligent weiterentwickeln. Wir werden weiter Kompetenzen zusammenführen." Dazu ein Beispiel: Früher brauchte es zehn Firmen, wenn man ein Einfamilienhaus bauen wollte. "Heute braucht es einen Ansprechpartner auf Augenhöhe, der verschiedenste Aufgabenstellung für den Kunden löst. Nach dem Rohbau steigen wir ein und stellen das Gebäude fertig. Vor 20 Jahren war das undenkbar, heute ist es Realität. Der Markt verändert sich eben. Und hier will sich die R+S Unternehmensgruppe als Technologie-Marktführer etablieren. Davon bin ich überzeugt." (Christian P. Stadtfeld) +++