Konfliktträchtiges Thema

NABU Hessen: "Verlagerung des Wolfszentrums zu HessenForst großer Fehler"

Der NABU Hessen hält Verlagerung des Wolfszentrums aus dem Zentrum für Artenvielfalt beim HLNUG hin zum Landesbetrieb HessenForst für einen großen Fehler
Symboldbild: Pixabay

11.05.2024 / KASSEL - Der NABU Hessen hält die vom Hessischen Landwirtschaftsministerium angekündigte Verlagerung des Wolfszentrums aus dem Zentrum für Artenvielfalt beim HLNUG hin zum Landesbetrieb HessenForst für einen großen Fehler und einen klaren Verstoß gegen den Koalitionsvertrag, der nicht die Spaltung, sondern im Gegenteil eine Stärkung des Zentrums für Artenvielfalt vorsieht.



Das erklärt der Naturschutzbund in einer Presseerklärung:
"In der Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD heißt es: "In einem neuen Naturschutzzentrum werden wir den Artenschutz und die Umweltbildung und die Zusammenarbeit von hauptamtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz stärken." Das Wolfszentrum Hessen ist bisher Teil des Dezernats "Arten" im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, welches zuständig ist für die Erfassung von Arten (Monitoring) und artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigungen. Genau darin besteht momentan ein wichtiger Teil des Wolfsmanagements in Hessen.

Konfliktträchtiges Thema

Das Wolfszentrum sammelt alle Daten zu Wölfen in Hessen, ist Ansprechpartner für diese Tierart und trägt die Verantwortung für die Geschäftsführung der "Arbeitsgruppe Wolf in Hessen". In dieser AG Wolf arbeiten Vertreter und Vertreterinnen der Bereiche Weidetierhaltung, Landwirtschaft, Jagd, Naturschutz, Wissenschaft und Tierschutz seit längerem an der Optimierung des Wolfsmanagements in Hessen. Gemeinsam erarbeitete Forderungen zum Wolfsmanagement sind bisher weitgehend vom Land umgesetzt worden. Es ist gerade bei einem konfliktträchtigen Thema nicht sinnvoll, eine gut eingespielte Zusammenarbeit unter eine neue Führung bei HessenForst zu stellen.

Die Verschiebung der Zuständigkeit kann zum Verlust erfahrener und hoch motivierter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen führen. Die Einarbeitung neuer zuständiger Personen wird mehrere Jahre dauern. Und dies in einer Phase, wo der Handlungsbedarf beim Wolfsmanagement, insbesondere beim Herdenschutz, gerade besonders hoch ist. Es ergibt auch keinen Sinn, die zentrale Naturschutzdaten-Sammelstelle des Landes im HLNUG zu teilen und Wolfsdaten künftig beim Landesbetrieb HessenForst zu erheben. Eine Zersplitterung von Daten-Erhebungsstellen im Naturschutz sollte ja gerade in den letzten Jahrzehnten durch die Bündelung an einer einzigen Stelle verhindert werden, um unnötige Bürokratie zu vermeiden und Verwaltungsabläufe so effektiv wie möglich zu machen.

Bewährte Organisationsform soll beibehalten werden

Beim Monitoring arbeiten die Naturschutz-Landesämter der verschiedenen Bundesländer zusammen, um die Vergleichbarkeit der Datenerhebung zu gewährleisten. Für nach der Fauna-Flora-HabitatRichtlinie geschützte Arten wie den Wolf haben die Bundesländer eine Berichtspflicht an das Bundesamt für Naturschutz. Der Landesbetrieb HessenForst hätte hier eine Außenseiter-Rolle. Zu den Aufgaben des Wolfszentrums gehört auch die Begutachtung von Nutztierschäden. Über genetische Analysen kann geklärt werden, ob tatsächlich Wölfe Verursacher von Schäden
waren. Eine faktenbasiere Öffentlichkeitsarbeit hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, Konflikte zu minimieren.

Sowohl die wissenschaftliche Tätigkeit als auch die intensive Öffentlichkeitsarbeit sind originäre Aufgabe eines Hessischen Landesamtes, nicht eines Landesbetriebs HessenForst, dessen Aufgabe in erster Linie die Bewirtschaftung des Staatswaldes ist. Ein wichtiger Bestandteil des Wolfszentrums ist auch die Bildungsarbeit, die in Zusammenarbeit
mit dem Nachbar-Dezernat "Naturschutzakademie" im HLNUG sehr leicht umgesetzt werden kann.

Das Wolfszentrum Hessen hat bisher sehr gute Arbeit geleistet und die Situation um den Wolf und verschiedene Interessensverbände befriedet. Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund, hier organisatorische Änderungen durchzuführen. Der NABU Hessen setzt darauf, dass die bewährte Organisationsform beibehalten wird." (pm) +++

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