Heute schon online bestellt?

Schlimme Vision: Verwaiste Innenstädte ohne Einzelhandelsgeschäfte

"Alles dicht - da bestell ich doch gleich im Internet"
Symbolbild: pixabay

13.05.2024 / REGION - In den letzten Wochen mussten wir immer wieder melden, dass Geschäftsinhaber in unser Region ihre Rollläden für immer runtergelassen haben: Schluss, Aus Finis. Zuletzt haben der Conceptstore "Lieblings" in der Fuldaer Friedrichstraße, aber auch die Boutique Nicolissima am Buttermarkt, das Schuhhaus Sauer in der Rabanusstraße oder das einzige Lederfachgeschäft G.G. Hodes in Hünfeld ihre Ladentüren für immer geschlossen. Der Trend scheint unaufhaltsam, unsere Innenstädte werden immer ärmer an inhabergeführten Einzelhandelsgeschäften.



Klar, auch der Fachkräftemangel ist mit schuld an dieser Misere: ohne gut geschultes, zuvorkommendes und freundliches Personal, das mir Tipps gibt und mich gut berät, kann man seine Ware einfach nicht unter die Leute bringen. Doch wenn es nur noch die Filialen großer Handelsketten in den Ortskernen gibt, lohnt sich der Einkaufsbummel wirklich nicht mehr, dann kann ich ja gleich alles im Internet ordern - oder?

Hand aufs Herz: wann waren Sie das letzte Mal in Ihrer Heimatstadt shoppen? Na klar, es ist sehr bequem, vom heimischen Sofa aus das riesige Online-Angebot zu checken und eine Bestellung risikolos nach Hause geschickt zu bekommen. Aber mit der daraus erwachsenen Konsequenz sind wir dann auch nicht einverstanden, oder?

Auch einer unserer Leser hat sich zu diesem leidigen Thema so seine Gedanken gemacht.

Nach unserem letzten Bericht zur Schließung des "Lieblings" schrieb er uns: "Leider müssen wir davon ausgehen, dass im Laufe der Zeit weitere Geschäfte folgen werden. Wie sollen sich die Geschäfte auch halten, wenn der Kunde es immer bequemer möchte und zudem fälschlicherweise denkt, im Internet sei alles billiger? "Billiger" vielleicht, aber nicht unbedingt günstiger! Ich denke da hilft auch kein Stadtfest und kein schicker Weihnachtsmarkt. Wer jetzt jammert über die Schließungen von Läden und der damit schwindende Attraktivität der Innenstädte, sollte sein Einkaufsverhalten hinterfragen. Ich kenne Menschen die bestellen alles im Netz. Kleidung wird gleich in mehreren Größen bestellt, damit es ja auch passt. Der Rest wird zurückgeschickt.

Wenn es doof läuft muss man trotzdem selbst aus dem Haus und das Paket in der "Innenstadt" abgeben. Da könnte man ja eigentlich gleich vor Ort nach der passenden Kleidung schauen. Danach trifft man sich einfach mal zu einem Kaffee. Idealerweise trinkt man den vor Ort und nicht in einem "Ressourcen verschwendenden Pappbecher mit Plastikdeckel". Dabei unterhalten wir uns und tippeln nicht im Smartphone rum. Wir schaffen es ja nicht einmal mehr, die Pizza selbst abzuholen. Wir bleiben auf dem Sofa sitzen und lassen uns alles vor die Tür bringen. Alles wird online bestellt und wenn es nicht pünktlichst geliefert wird, wird sofort eine miese Rezension im Internet geschrieben. Der Auslieferungsfahrer des "Onlinekaufhauses" mit dem kleinen "a" fährt bei uns samstagabends um 21 Uhr noch seine "Prime"-Ware aus und ganz sicher nicht zu einem beneidenswerten Lohn. Ich finde das eine Frechheit. Keiner dieser Bestellkunden möchte so "arbeiten".

Was das "fehlende gute Personal" betrifft: Zum einen sind es ja nicht gerade die super attraktiven Löhne, die das fehlende Personal ausmacht, zum anderen auch die neue Lohnerhöhung namens "Work-Life-Balance". Im Einzelhandel sicher ganz gut machbar, aber eben dann auch etwas kostenintensiver. Und das ist es uns ja meist nicht "wert". Was meiner Meinung nach verschwinden dürfte, sind solche Geschäfte mit völlig sinnbefreiten Nippes. Hier wird gekauft um des Kaufens willen. Außer zur Umweltbelastung taugt das Zeug zu nichts. Es kann sich jeder selbst Gedanken machen welche Läden das sein könnten.

Seid altmodisch! Geht in die Stadt. Kauft regional ein! Unterstützt die heimische Wirtschaft und nicht irgendwelche Einzelpersonen aus dem englischsprachigen Ausland! Dann besteht die Chance, dass wir bald nicht nur noch in leerstehende Schaufenster schauen müssen und die Innenstädte völlig verwaisen und unattraktiv werden. In so vieler Hinsicht sind wir vielleicht selbst schuld an dem, was die Zukunft uns bringt oder aus uns macht. Wie heißt es doch immer: "der Kunde wünscht das so". (ci) +++

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