Lösungen fördern
Internationaler Tag der Eltern-Kind-Entfremdung - Problembewusstsein schaffen
Symbolfotos: Pixabay
25.04.2024 / REGION -
Am 25. April wird weltweit der Internationale Tag der Eltern-Kind-Entfremdung (EKE) begangen. An diesem Tag geht es darum zu informieren, zu diskutieren, Problembewusstsein zu schaffen und über Lösungsansätze nachzudenken, sodass Kinder trotz familiärer Krisen keinen Elternteil verlieren. Im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung kommt es öfter zu EKE.
Die ISUV-Vorsitzende Melanie Ulbrich fordert deswegen: "Kein Kind darf bei Trennung oder Scheidung der Eltern einen Elternteil verlieren, es sei denn, es liegt nachgewiesene Gewalt oder sexueller Missbrauch vor. In jedem Einzelfall gilt es die vielschichtigen Ursachen von Eltern-Kind-Entfremdung zu analysieren nicht einfach nur zu plakatieren oder gar wegzuschauen. Politik und Medien sind aufgefordert Problembewusstsein zu schaffen und Lösungen zu fördern, Vermeidungsstrategien zu erproben."
PAS -EKE – umstrittener Begriff
PAS – Parental-Alienation-Syndrom, Eltern-Kind-Entfremdung - wurde von Dr. Richard A. Gardner in den 1980er Jahren skizziert. Mit Syndrom umschreibt Gardner Symptome, die ein Kind dazu bringen, einen Elternteil abzulehnen, ohne dass es dafür objektive Gründe gibt. Ursache für die Ablehnung ist nach Gardener die diffizile Manipulation durch einen Elternteil, der versucht die Bindung des Kindes zum anderen Elternteil zu beseitigen. Methoden sind beispielsweise über den anderen Elternteil vor dem Kind schlecht reden, Kinder in emotionale Loyalitätskonflikte – "ich bin traurig, wenn du …" stürzen, Umgang aus fadenscheinigen Gründen aussetzen, Telefonate kontrollieren oder gar unterbinden. Objektiv muss aber auch festgestellt werden, dass PAS von manchen Fachleuten und Organisationen kritisiert wird. PAS ist nicht – wie auch "Narzissmus" - als offizielle Diagnose im diagnostischen Handbuch DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) aufgeführt. Es wird kritisiert, dass die Konzepte von PAS zu starr und vereinfacht sind, daher die vielfältigen Ursachen für Entfremdung nicht angemessen erfassen. "Man muss dem Phänomen gar nicht unbedingt einen Namen geben. Für uns als ISUV zählt die Tatsache, dass jährlich nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 30.000 und 60.000 Kinder meist bei Trennung der Eltern einen Elternteil verlieren", betont Melanie Ulbrich.Ursachen für EKE
Warum manipuliert ein Elternteil die Emotionen eines Kindes so stark, dass es den anderen Elternteil ablehnt und das Kind dadurch psychisch geschädigt wird? Diese Frage erfordert ein umfassendes Verständnis der Ursachen, das nicht nur den entfremdeten Elternteil betrifft, sondern auch objektive und subjektive Gründe sowie familienrechtliche Aspekte berücksichtigt.Ein Vater berichtet, dass das Wechselmodell mit seinen Töchtern gut lief, bis seine Frau ankündigte, mit den Kindern 182 Kilometer weit wegziehen zu wollen. Gleichzeitig verlangte sie einen hohen Unterhalt. Seitdem hat er keinen Kontakt mehr zu den Kindern. Die Ursache für die Entfremdung liegt oft in unverarbeiteten emotionalen Konflikten der Eltern. Ohne Therapie kann sich der Konflikt verschärfen und die Kinder weiter belasten, besonders wenn die Eltern nicht miteinander sprechen.
Verlauf von EKE
Die Verläufe der Entfremdung sind individuell, aber der Kontakt zu einem Elternteil ist immer unterbrochen. Trennungen belasten Kinder stark. Wenn Eltern in endlose Prozesse verwickelt sind und das Kind den Stress spürt, kann es vorkommen, dass es den Kontakt zu einem Elternteil abbricht, um Ruhe zu bekommen. Die Art und Weise, wie Kinder einen Elternteil verlieren, ist unterschiedlich. Oft beginnt der Prozess schon in der Ehe, wenn ein Elternteil negativ dargestellt wird und sich dies nach der Trennung verstärkt.Lösungsansätze
Der Gesetzgeber könnte durch das Wechselmodell und verpflichtende Mediation den Weg für eine bessere Kommunikation bei Trennungen ebnen. Es braucht mehr Unterstützung für Trennungsfamilien in Politik und Medien, um ein gesellschaftliches Umdenken zu fördern. Trennungsfamilien sollten genauso selbstverständlich behandelt werden wie intakte Familien, ohne Diskriminierung eines Elternteils.
Bedenkliche Diskussion
In den sozialen Medien wird hitzig über Eltern-Kind-Entfremdung (EKE) diskutiert. Gegner kommen oft aus feministischen Kreisen, Befürworter aus der Väterbewegung. Die Diskussion ist polarisiert und mit Gender-Themen vermischt. Die Vorsitzende des ISUV betont das Wohl der Kinder, unabhängig von EKE. Die Debatte hat einen strategischen Hintergrund für familienrechtliche Entscheidungen. Um Entfremdung zu verhindern, müssen individuelle Umstände betrachtet werden. Zwischen 30.000 und 60.000 Kinder verlieren bei Trennungen einen Elternteil, was gestoppt werden muss.(ms/pm) +++