Egon Knapp
Die geretteten Bilder eines Fuldaer Künstlers
Fotos: Erich Gutberlet
25.04.2024 / FULDA -
Ein verlorener Sohn kehrt heim nach Fulda: Egon Knapp, einer der eigenwilligsten Künstler der Domstadt, wird in einer Sonderausstellung des Vonderau-Museums geehrt. Zur Eröffnung der Schau drängten viele Fuldaer. Sie wollten den Mann, über den man schon so viel gelesen hatte, verstehen lernen. Knapp wäre in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden.
Knapp, erklärte Museums-Chef Frank Verse, schwankte "die meiste Zeit seines Lebens zwischen seinen künstlerischen Ambitionen und der finanziellen Absicherung seiner Familie". Am Ende sei er daran zerbrochen.
Die Stationen in Knapps wildem Leben
Er beginnt eine Lehre als Mechaniker bei Karl Schmitt, dem Konstrukteur des Fuldamobils. Bricht die Lehre ab, um sich ganz seiner Leidenschaft zu widmen und studiert, ab 1957, an der Werkkunstschule Offenbach. 1958 zählt er zu den Gründungsmitgliedern des Jungen Kunstkreises – damals allerdings hat er bereits sein zweites Leben begonnen: Um seine Frau Tilly und die Familie ernähren zu können, verdingt er sich als Grafiker im Werbeatelier von Neckermann in Frankfurt. 20 Jahre lang, bis 1979, arbeitet Knapp erfolgreich bei großen Werbe-Agenturen – bis schließlich endgültig seine künstlerische Leidenschaft die Oberhand gewinnt. Knapp steigt aus dem bürgerlichen Leben. Die Familie zerbricht – und er wird "zusehends sonderbarer". Nennt sich "Stadtindianer", rutscht in die Armut, trinkt – mühsam hält er sich mit Bilderverkäufen an alte Freunde über Wasser. Im Mai 2015 beendet er sein verzweifeltes, aus der Fassung geratenes Leben.
Das war eine segensreiche Tat, wovon man sich bei der Ausstellung im "Vonderau" überzeugen kann: eine wilde Sammlung, die wie die Werkschau eines wilden Lebens wirkt. Noch zu sehen bis zum 30. Juni. Etliche Arbeiten kann man auch kaufen, und an der Museumskasse gibt es einen schönen Katalog: Egon Knapp 1934/2015, 7,50 Euro. (Rainer M. Gefeller) +++