Heute ist sein letzter Arbeitstag
Bürgermeister Carl Christoph Möller: "Die Mandatsträger bestimmen den Takt"
Fotos: Christopher Göbel
30.04.2024 / SCHENKLENGSFELD -
Wenn Carl Christoph Möller (SPD) ab dem morgigen Tag das Rathaus in Schenklengsfeld betritt, dann nicht mehr als Hausherr, sondern als einfacher Bürger der Gemeinde. Denn heute hat der 45-Jährige seinen letzten Arbeitstag als Bürgermeister. OSTHESSEN|NEWS traf den scheidenden Bürgermeister zu einem Bilanz-Gespräch über die vergangenen sechs Jahre.
"Nach diesem Abend ist es mir sehr schwergefallen. Aber dann habe ich mich dazu entschlossen, weiterhin professionell zu agieren und die mir verbleibende Zeit zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger zu nutzen." Bald nicht mehr Bürgermeister zu sein, habe sich in seinen Gedanken seitdem vertieft. "Ich habe sehr viel für die meine Gemeinde erreicht", so der Noch-Bürgermeister. "Es hätte sogar noch mehr sein können", so Möller. Er nennt beispielsweise 18 Bauplätze im Ortsteil Landershausen als Übergangslösung bis zur Herstellung der Bauplätze im Kernort, Steigerung des Anlagevermögens um rund 15 Millionen Euro nach Erwerb und Sanierung der Bahntrasse mit entsprechender Förderung, Schaffung von 50 Parkplätzen im Ortskern, eine neue Unterkunft für die Ortsjugendpflege und ein kommunales Ärztezentrum für Schenklengsfeld. "Aber wenn die Mandatsträger nicht mitziehen, kann ein Bürgermeister mit seinen Vorschlägen nicht viel machen", bedauert er.
Gartenarbeit als Ausgleich
Laut Möller wäre es wünschenswert, wenn alle Politikerinnen und Politiker der Gemeindevertretung "gemeinsam und ohne politische Spielchen" zum Wohle der Gemeinde Schenklengsfeld arbeiten würden. "Dies habe ich aber leider nur im neu gewählten Gemeindevorstand erleben dürfen", sagt der Bürgermeister. "Durch andauernde Pressemeldungen mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt innerhalb der sozialen Medien, als auch den Printmedien ist meine gute Arbeit regelmäßig torpediert worden", konstatiert Möller. So habe er auch den Rückhalt in der Bevölkerung verloren. "Da stumpft man leider psychisch mit der Zeit ab", sagt der Bürgermeister. Ehe er nach solchen Arbeitstagen zu seiner Familie zurückgekehrt sei, habe er zuvor als Ausgleich in seinem Garten gearbeitet. "So konnte ich Probleme erst einmal verarbeiten, ehe ich zu meiner Familie gegangen bin."
Vom Minus ins Plus gekommen
Während seiner Amtszeit habe er die Gemeinde aus einem Minus von einer Million Euro im Ergebnishaushalt auf ein Plus von einer Million Euro pro Jahr gebracht. "Ich habe somit erstmalig ausgeglichene Haushalte ohne Reduzierung des Eigenkapitals präsentiert. Die Jahresabschlüsse von 2011 bis 2017 nachgeholt, versäumte Pflichtaufgaben im Abwasserbereich von 2008 an, welche für zehn Jahre ausgelegt waren, in sechs Jahren abgearbeitet und somit eine Strafzahlung in Höhe von sieben Millionen Euro vermieden", so Möller. Während seiner Dienstzeit hätten sich neue Unternehmungen in Schenklengsfeld angesiedelt und die Gewerbesteuer sei von rund 650.000 Euro auf 1.000.000 Euro pro Jahr angestiegen.Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
"Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus arbeiten sehr strukturiert und effizient", lobt der scheidende Bürgermeister. Sie seien den Weg mit ihm gegangen und hätten ihn stets unterstützt. "Dafür danke ich ihnen sehr. Sie arbeiten alle im roten Bereich, denn die Verwaltung ist nach wie vor personell unterbesetzt für die zahlreichen Aufgaben, welche sie bewältigen muss. Ich hoffe, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukünftig entlastet werden können, indem man mehr Personal einstellt", sagt Möller. Er habe immer als Vorbild gelten wollen und überall angepackt, wo dringend Bedarf herrschte.Mehr Zeit für Familie und Freunde
Carl Christoph Möller, der mit seiner Frau und vier Kindern (zwei davon aus der ersten Ehe seiner Frau) im Schenklengsfelder Ortsteil Konrode lebt, wird Bürger der Gemeinde bleiben. "Wir fühlen uns hier sehr wohl", sagt er. "Ich kann weiterhin erhobenen Hauptes durch Schenklengsfeld gehen. Und ich kann für jede meiner Entscheidung noch in den Spiegel schauen", konstatiert der 45-Jährige. Zunächst einmal freut er sich darüber, viel Zeit für Familie und Freunde zu haben. "Meine Frau hätte mir eine Fortsetzung im Amt gegönnt. Aber nun freut sie sich ebenfalls", erzählt der 45-jährige Familienvater. Auch Zeit für Freunde habe er während der vergangenen sechs Jahre leider nie gehabt. "Das bedauere ich sehr", sagt Möller.Und auf der politischen Ebene? "Ich könnte mir durchaus vorstellen, weiterhin politisch tätig zu sein, wenn es zeitlich möglich ist und mir unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger mein Vorhaben innerhalb der nächsten Kommunalwahl bewilligen", sagt Möller. "Es macht mir Spaß, mich für meine Heimat einzusetzen. Ich habe auch gelernt, dass die Mandatsträger den Takt bestimmen." Und Möller geht noch weiter: "Sollte Schenklengsfeld trotz derzeitigem Aufschwung wider Erwarten erneut in einen sechsjährigen Dornröschenschlaf verfallen, würde ich es als erforderlich ansehen, in fünf Jahren erneut als Bürgermeisterkandidat für Schenklengsfeld anzutreten." (Christopher Göbel) +++