Auf dem weltgrößten Kreuzfahrtschiff

Der weltgrößte Wasserpark kommt aus Osthessen

Eine Firma aus Osthessen, fernab jeglicher Ozeane, hat den weltgrößten Wasserpark auf dem weltgrößten Kreuzfahrtschiff entwickelt und gebaut. Es geht um den Betrieb Wiegand aus Rasdorf (Rhön) im Landkreis Fulda.
Fotos (4): Presse Center Royal Caribbean

22.04.2024 / RASDORF (RHÖN) - Es ist ein auf den ersten Blick ungewöhnliches Match: Eine Firma aus Osthessen, fernab jeglicher Ozeane, hat den weltgrößten Wasserpark auf dem weltgrößten Kreuzfahrtschiff entwickelt und gebaut. Es geht um den Betrieb Wiegand aus Rasdorf (Rhön) im Landkreis Fulda.



Die Firma Wiegand befasst sich nunmehr seit über 40 Jahren mit dem Bau von Wasserrutschen. Zu Beginn ausschließlich aus Edelstahl. Anlagen in Hessen wurden unter anderem im Rebstockbad Frankfurt sowie auch in der Titustherme und im Stadionbad verwirklicht. Natürlich auch in vielen weiteren Bädern in Osthessen wie in Fulda, Hilders, Eiterfeld, Hünfeld, Bischofsheim, Philippsthal, Eschwege - um nur einige zu nehmen.

"Die Zusammenarbeit mit Royal Caribbean Cruise Line (RCCL) begann bereits 2015 mit der Ausrüstung der Liberty of the Seas", berichtet Hendrik Wiegand, Chef des Unternehmens. Es sei daher naheliegend gewesen, die Firma 2019 bei den ersten Plänen für das Kreuzfahrtschiff "Icon of the Seas" zu involvieren. "Nach zwei Jahren Konzeptentwicklung und diversen Designstudien wurde im Herbst 2021 die endgültige Version bestätigt. Danach konnte die Detailplanung mit Fertigungs- und Produktionszeichnungen und der statischen Berechnung begonnen werden", so Wiegand.

Außergewöhnlich starke Winde und Neigung des Schiffs müssen beachtet werden

Dabei seien auf einem Kreuzfahrtschiff noch deutlich mehr Faktoren als an Land zu berücksichtigen. "Es ist mit außergewöhnlich starken Winden zu rechnen, die die Konstruktion belasten. Auch bei einer seitlichen Neigung des Schiffs müssen die Rutschen noch funktionieren und sicher sein. Die Stützen müssen so positioniert sein, dass die einzuleitenden Kräfte genau auf das Stahlskelett des Schiffs treffen und so stabil stehen. Nicht zuletzt müssen die Frequenzen, die durch den Schiffsantrieb hervorgerufen werden, besonders berücksichtigt werden. Es muss ausgeschlossen werden, dass diese die Rutschenkonstruktion zum Vibrieren anregen", erklärt der Osthesse die zahlreichen Schwierigkeiten.

In den Jahren 2022 und 2023 folgten auf die Planungsphase Produktion und Aufbau. Eine besondere Herausforderung für das Montageteam: Der Winter in Turku/Finnland, wo die Icon of the Seas gebaut wurde. Die Montage erfolgte nämlich "im Freien". Bei einer ersten Abnahme des TÜVs habe der Prüfer schlotternd im Neoprenanzug proberutschen müssen, so Wiegand. Glücklicherweise seien dann weitere Arbeiten im Hafen von Cádiz in Spanien fortgesetzt worden. Bei gemäßigteren Temperaturen konnte dort die TÜV-Abnahme finalisiert werden.

Projektleiter Thorsten Orf war "Testrutscher"

Zuvor habe aber die Firma Wiegand diverse Probeläufe in mit Dummys besetzten Reifen durchgeführt und auch der verantwortliche Projektleiter Thorsten Orf glänzte durch seinen aufopferungsvollen Einsatz als "Testrutscher". Ein Job, für den er, wie er berichtet, von Arbeitskollegen, Familienmitgliedern und Freunden des Öfteren beneidet worden. Dass es mitunter große Überwindung kostet, als erster eine Rutsche zu benutzen, daran denken die Wenigsten. "Bei der steilen Freifall-Rutsche auf der Icon stand ich lange unschlüssig am Start und habe mich dann letztendlich an einem Stück Seil heruntergelassen, um etwas tiefer starten zu können. Wenn man dann einmal gerutscht ist und ein Gefühl für die Rutsche bekommen hat, macht das Testrutschen auch wieder Spaß", meint Orf.

Nach der Überfahrt nach Miami in den Vereinigten Staaten seien dort noch Säuberungs- und Finisharbeiten durchgeführt und die Crew von der Rederei RCCL geschult worden. Die muss jetzt dafür sorgen, dass die bis zu 15 Meter hohen Rutschen mit Licht, Ton und Sicherheitsausstattung, dem Fallstart und der Wassertechnik zuverlässig funktionieren und fachgerecht gepflegt werden. "Letzteres ist bei ca. 600 Metern Bahn auch eine anspruchsvolle Aufgabe", sagt Wiegand und verrät: "Der Wasserpark für das Schwesternschiff 'Star of the Seas' ist übrigens schon im Bau und wird nächstes Jahr die Kreuzfahrer erfreuen". (Moritz Bindewald) +++

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