Welt-Parkinson-Tag

Norbert Grösch über seine Diagnose: "Die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern"

Die Mitglieder treffen sich einmal die Woche, um gegeneinander Tischtennis zu spielen.
Foto: Norbert Grösch

11.04.2024 / FULDA - Die Parkinson-Krankheit, früher auch als Schüttellähmung bezeichnet, ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurologische Erkrankung in Deutschland. Mindestens 400.000 Menschen sind betroffen - die Tendenz ist steigend. 



OSTHESSEN|NEWS
war im Gespräch mit Norbert Grösch, der im Jahre 2018 die Schockdiagnose Parkinson erhielt. Typische Kennzeichen der Krankheit sind verlangsamte Bewegungen bis hin zur Bewegungslosigkeit, steife Muskeln, instabiler Stand und erhöhtes Sturzrisiko sowie Muskelzittern. Parkinson wird auch als "Krankheit mit den tausend Gesichtern" bezeichnet.

Zittern wird zum "Tagesgeschäft"

"Ich hatte zu Beginn der Erkrankung tatsächlich gar keine Ahnung, was Parkinson überhaupt ist. Ich war ständig beim Arzt und musste mich informieren und aufklären", so der heute 59-Jährige. Weiter berichtet er: "In den ersten zwei Jahren der Diagnose setzten Symptome ein, wie etwa schleichende Bewegungen und Kribbeln in den Fingern. Dazu hat mein rechter Arm nicht mehr richtig durchgeschwungen und war wie eingefroren." Im weiteren Verlauf der Erkrankung veränderte sich sein Schriftbild - Zittern sei für Grösch zum "Tagesgeschäft" geworden. 

Mittlerweile hat sich der 59-Jährige mit der Parkinson-Diagnose abgefunden. "Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Meine Frau und meine Kinder stehen zu 100 Prozent hinter mir und motivieren mich. Sie sind froh, dass ich mich engagiere und die Krankheit in die Öffentlichkeit trage", erklärt er. "Und auch mein Arbeitgeber bemüht sich sehr, mir ein leichteres Arbeiten inklusive sprachgesteuerter EDV zu ermöglichen." Grösch ist seit rund 35 Jahren angestellt und arbeitet als Bauleiter in der Firma Baumgarten in Ebersburg-Weyhers. "Es ist schön, dass es auch im Arbeitsalltag keine Hemmungen gibt", findet der 59-Jährige gegenüber O|N

"Es gibt keine klare Linie bei Parkinson"

Erstmals tritt die Parkinson-Krankheit in der Regel zwar nach dem 65. Lebensjahr auf, eine früh beginnende Form der Erkrankung entwickelt sich jedoch bei etwa 15 Prozent der Betroffenen bereits vor dem 50. Lebensjahr. Eine Parkinson-Erkrankung ist grundsätzlich nicht heilbar. Es gibt jedoch verschiedene Therapieansätze, die den Krankheitsverlauf beeinflussen können.

"Es ist sehr schwer, Parkinson zu diagnostizieren, denn es gibt keine klare Linie. Je früher man aber die Symptome erkennt, desto besser ist es. Ich weiß seit meiner Diagnose nun, womit ich zu tun habe und bin jetzt auf der sicheren Seite." Weiter erklärt er im Gespräch: "Mir ist es einfach sehr wichtig, den Betroffenen zu vermitteln, dass sie trotz dieser Erkrankung ihre Zeit nutzen sollten, sich nicht zu verstecken, die Krankheit so anzunehmen, wie sie ist und dagegen anzukämpfen." 

"Runter vom Sofa und ran an die Tischtennisplatte"

Um Betroffenen bei dieser Schockdiagnose zu helfen, gibt es seit September 2020 den Stützpunkt "Ping-Pong-Parkinson-Gruppe Fulda". Diese bietet Parkinson-Betroffenen und auch Nichtbetroffene die Möglichkeit an, Tischtennis, unabhängig von ihrem Spielniveau beim KSV 1948 Niesig zu spielen. Studien zeigen dabei einen positiven Einfluss des Sports - beim Kampf darum, die Erkrankung weniger schnell fortschreiten zu lassen. "Tischtennis macht mir sehr viel Spaß und ist mittlerweile zu meinem Hobby geworden", so der 59-Jährige im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS.

Rund 25 Mitglieder mit den unterschiedlichsten Parkinson-Symptomen spielen einmal die Woche gegeneinander und haben dabei jede Menge Spaß. "Der Zuspruch ist sehr hoch. Man kann sich untereinander die Symptome erklären und die Angst vor der Krankheit nehmen." Das älteste Mitglied der Fuldaer Ping-Pong-Mannschaft ist 86 Jahre alt und im Tischtennis noch topfit. "Tatsächlich besiegt er mich immer beim Spiel. Durch meine Bewegungseinschränkungen muss ich mich an den Spielfluss anpassen", berichtet der 59-Jährige. 

"Wir wollen die Krankheit greifbarer machen", so Norbert Grösch abschließend zum Gespräch. "Jetzt heißt es: Runter vom Sofa und ran an die Tischtennisplatten!" Für nähere Informationen können Interessierte unter https://ksv-niesig.de/ vorbeischauen. (Julia Schuchardt)+++

X