Zeitreise für Jung und Alt
Ostermarkt auf der Burg: Hatte im Mittelalter auch der Osterhase eine Rüstung?
Hunderte Fans von Rittern, Rüstungen, Bogenschießen und Schwertkampf sind seit Karfreitag auf der Burg Herzberg.
Fotos: goa
31.03.2024 / BREITENBACH/H. -
Belagerungszustand auf Burg Herzberg – bis Ostermontag wieder einmal ein überaus friedlicher, ja sogar lehrreicher, unterhaltsamer und genussvoller: die Bogenwacht Duke of Lancaster veranstaltet wieder ihren mittelalterlichen Ostermarkt.
Hunderte Fans von Rittern, Rüstungen, Bogenschießen und Schwertkampf sind seit Karfreitag gekommen und haben ein imposantes, sehr authentisch anmutendes Zeltlager aufgeschlagen - kleine und große Besucher dürfen daran teilhaben, über das Gelände an und in der Burg schlendern und an vielen Stellen mitmachen. Und auch der Gaumen erfährt, dass man im Mittelalter zwar hart arbeiten und zuweilen kämpfen musste, den Körper aber auch schmackhaft zu stärken wusste.
Maggie Tilp ist die Chefin der Bogenwacht Duke of Lancaster. Ihre Herzlichkeit und Spontaneität sind ansteckend, gute Laune gehört zum Inventar in ihrem historischen Zelt, obwohl Anlass genug wäre, gestresst zu sein. In ungezählten Vorbereitungsstunden hat sie mit dem Team der Bogenwacht wieder ein tolles Ambiente geschaffen, in dem sie und ihre vielen zum Teil weitgereisten Freunde für einige Tage das Mittelalter nicht nur als Show, sondern als Lebensform zelebrieren – an einem Ort, der wie kaum ein anderer genau dazu den idealen Rahmen bietet. Die seit knapp 500 Jahren im von-Dörnbergschen Familienbesitz befindliche, Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Burg Herzberg wurde selbst in endlosen Belagerungen niemals eingenommen und ist noch in einem grandiosen Zustand.
Ein echter Sehnsuchtsort
Während andernorts Burgruinen als Kulisse reichen müssen, sind die Mittelalterfans von Karfreitag bis Ostermontag hier an einem echten Sehnsuchtsort. Und wie immer beim österlichen Kunst- und Handwerkermarkt geben sich viele Menschen ein Stelldichein, um für ein paar Stunden eine Ahnung davon zu bekommen, wie sich Mittelalter anfühlt. So mancher erwarb Geschmeide, Textiles oder Lederwaren, doch auch Felle, Messer und alles andere zum Mittelalter Passende war nicht nur zum Anschauen, sondern auch zu erwerben.
Etlichen Handwerkern konnte man auch bei der selten gewordenen, beeindruckenden Fingerfertigkeit zusehen. Und welcher Mittelalterfan bekommt keine funkelnden Augen, wenn "richtige" Ritter in schweren Rüstungen stecken und in atemberaubenden Vollkontaktkämpfen zeigen, wie man die schweren Schwerter einsetzt? Bogenschützen, die mit ihren Pfeilen eine auf den Strohballen gespannte Rüstung durchlöchern – Bogenturniere, Ritterkämpfe, Schwarzpulverdemonstrationen und weitere Schlachtszenen vor einer solchen Kulisse gibt es nicht an vielen Orten so passend bebildert wie auf Burg Herzberg. "Cool!" hört man als staunenden Kommentar immer mal wieder nicht nur von den jüngsten Besuchern.
Kleiner Geheimtipp: man sollte auch mal einen Blick in die im Echtbetrieb befindliche Burg-Küche im recht tiefen Gewölbekeller hinter dem Gerichtsturm werfen. Zwar wird das dort ebenso stilecht wie lecker zubereitete Essen nur an die vielen Helfer des Veranstalters abgegeben, aber auch das fleißige Küchenteam Nadine und Marcel freut sich mit dem elfjährigen Jonas über Besuch. Als im Gewölbe kurzfristig mal nur noch der Kerzenleuchter Licht spendet, springt Jonas ohne jede Hektik von seinem Teller auf: "Kein Problem, ist nur die Sicherung!" - und schon ist wieder alles in Butter. "Wenn wir nach den vier Tagen am frühen Ostermontagabend einpacken, brauchen wir erstmal einen Tag Urlaub zur Erholung, denn das hier ist schon ganz schön anstrengend", sagen Nadine und Marcel.
Hohes Besucheraufkommen
"Wir sind angesichts des unerwartet hohen Besucheraufkommens sehr angenehm überrascht, die Resonanz ist klasse", freute sich Maggie Tilp am Samstagmittag. Das Wetter am Karfreitag war mehr als durchwachsen, und am Karsamstag sollte neben Saharastaub eigentlich auch die Sonne rauskommen – tat sie aber nicht. Immerhin stieg die Temperatur in den milden Bereich, so dass sich bereits in den ersten Stunden viele Besucher auf den Weg zur Burg gemacht hatten. Ein Aspekt vertrieb dann für einen kurzen Moment fast den Frohsinn aus Maggies Gesicht: "Wer mit dem Auto von der Bundesstraße hier hochfährt, muss wissen, dass die für das Parken genutzten Wiesen nass sind, und auch die schmale Zufahrtsstraße zwingt bei Begegnungsverkehr zum Ausweichen." Maggie Tilps Trost: Herzberg-Fans kennen die Örtlichkeit und sind hartgesotten. Und Hand aufs Herz: im Mittelalter waren die Wege sicher noch schlechter – die Besucher sollten es als Teil des in sich stimmigen mittelalterlichen Bildes mit Gelassenheit in Kauf nehmen.
Der historische Ostermarkt ist an Ostersonntag und -Montag noch ab 11.00 h geöffnet. Der Eintritt beträgt acht Euro für Erwachsene und vier Euro für Kinder, der Zugang zur Burganlage ist eingeschlossen. (goa) +++