Ostermarsch durch die Stadt

Im Zeichen der Taube: "Friedensfähig statt kriegstüchtig" als Leitspruch


Fotos: Henrik Schmitt

31.03.2024 / FULDA - Ein Bündnis aus dem DGB-Kreisverband Fulda, dem Deutschen Gewerkschaftsbund Kreisverband Vogelsberg sowie den Naturfreunden Vogelsberg und mehreren Einzelpersonen hatte am Karsamstag einen Ostermarsch organisiert, an dem laut Polizeizählung rund 120 Menschen teilnahmen. Um 14.30 Uhr ging es mit der Auftaktkundgebung am Bahnhofsvorplatz los.



Unter dem Leitspruch "Die Waffen nieder! Friedensfähig statt kriegstüchtig" begrüßten Versammlungsleiter Matthias Marterer aus Fulda und Moderator Friedhelm Fett aus Bad Hersfeld am Bahnhofsvorplatz die Menschen, die ihren dringlichen Ruf nach Verhandlungslösungen auf die Straße tragen wollten, im Namen des Vorbereitungskreises. Im Aufruf zum Ostermarsch Osthessen hieß es: "Täglich sterben unschuldige Menschen in zahlreichen Kriegen. Die Gefahren wachsen, denn es drohen eine Ausweitung des Krieges in der Ukraine bis hin zu einem Atomkrieg sowie eine Ausweitung des Krieges im Nahen Osten zu einem Flächenbrand. Auch im Gaza-Krieg sind wir solidarisch mit allen Opfern und fordern einen sofortigen Waffenstillstand."
 
Mit Christiane Reymann, Autorin aus Berlin, Otto Frank aus Alsfeld und Ulrike Eifler, Erstunterzeichnerin des Aufrufs "Gewerkschaften gegen Aufrüstung und Krieg!", aus Würzburg konnten für die Kundgebung langjährige Friedensaktivisten und -aktivistinnen als Rednerinnen und Redner gewonnen werden. Für die kulturellen Beiträge mit aktuellen und traditionellen Friedensliedern sorgten der Liedermacher Broder Braumüller, der Bariton Philipp Hoffmann, IG Metall, Gründer des Arbeitermusikarchivs Kassel, mit Akkordeon und Harmonika. Mit dem Ostermarschlied, das 1960 bei der Begründung der Ostermarschtradition von Hannes Stütz geschrieben wurde, stimmten sie die Teilnehmer auf die lange antimilitaristische Tradition ein.

Taurus oder nicht-Taurus?

"Taurus oder nicht-Taurus - dieser Streit zwischen Christdemokraten und Ampel und innerhalb der Regierung ist noch nicht vorbei. In dem am 21. Februar vom Bundestag mit Koalitionsmehrheit gefassten Beschluss ist von Waffenlieferungen die Rede, mit denen die Ukraine 'Angriffe weit hinter den Frontlinien' durchführen könne. Aber überhaupt nicht wahrgenommen wurde, dass der Bundestag in dem selben Beschluss zum ersten Mal ein deutsches Kriegsziel formuliert", sagte die Berliner Autorin Christiane Reymann in ihrer Rede. "Das geschah vor wenigen Wochen unter der Reichstagskuppel, nur wenige Meter entfernt von den kyrillischen Inschriften der Soldaten der Roten Armee. Die Sowjetunion hat den Sieg über den Faschismus mit 27 Millionen Toten bezahlt. Ist denn der deutsche Größenwahn nicht und niemals vorbei? Zweimal sind deutsche Armeen vor Moskau gescheitert. Muss es denn noch ein drittes Mal sein?", so Reymann. "Im Unterschied zu unserer Regierung haben wir ein Programm: Wege zum Frieden", sagte sie abschließend"

"Mehr denn je sind Diplomatie und Vernunft gefragt, um dem Sterben in der Ukraine Einhalt zu gebieten und dessen drohende  Ausweitung auf ganz Europa, zu einem europäischen Krieg auf dem europäischen Kontinent bis hin zu einem begrenzten Nuklearkrieg zu verhindern. Nach zwei Jahren Ukrainekrieg, immer an der Grenze zur Konfrontation mit der Atommacht Russland, haben wir jetzt einen Kulminationspunkt, einen Scheideweg erreicht, nämlich: weitere Eskalation des Krieges hin zu mehr Krieg oder Wende zur Deeskalation durch Schritte zu einer Verhandlungslösung?", sagte Otto Frank in seiner Ansprache.

Zwischenkundgebung am Stadtschloss

Anschließend bewegte sich der Zug vom Bahnhofsvorplatz durch die Fuldaer Innenstadt zum Stadtschloss, wo bei einer Zwischenkundgebung das Grußwort der ehemaligen Landesbischöfin und Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Margot Käßmann, an den Ostermarsch von der Fuldaer Friedensaktivistin Martina Fuchs vorgetragen wurde. Käßmann konnte aus terminlichen Gründen nicht nach Fulda kommen.

Sie verwies in ihrem Grußwort auf die Bedrohung der Erde durch die rücksichtslose Ausbeutung aller Ressourcen: "Krieg ist eine der schlimmsten Zerstörungskräfte", so Käßmann. "Die Kirchen der Welt sind immer in die Irre gegangen, wenn sie Gewalt legitimiert haben. Denn im Evangelium findet sich dafür keinerlei Grundlage. Unsere tiefe Überzeugung bleibt: Nur Abrüstung und Frieden werden die Zukunft der Menschheit sichern." Weiter betonte Käßmann die dringende Notwendigkeit tragfähiger Konzepte für friedliches Zusammenleben auf unserem Planeten und fragte: "Wo sind die kundigen Diplomatie-Strategen, wo bleibt die große internationale Friedensinitiative? Es gibt keine guten und schlechten Waffen. Waffen töten, dafür werden sie hergestellt. Die Eskalationsspirale der Gewalt muss durchbrochen werden, jetzt, sofort! Verhandlungsbereitschaft kann herbeiverhandelt werden. Wir müssen friedensfähig werden, nicht kriegstüchtig", so die ehemalige Landesbischöfin.

Moderator Friedhelm Fett ergänzte: "Auch von mir ein Dank an Margot Käßmann für diese Worte. Und gleichzeitig mein Unverständnis, dass die beiden großen christlichen Kirchen ausgerechnet in der Bischofsstadt Fulda uns keine persönliche Botschaft mitzugeben haben. Dabei ist die christliche Religion, zumindest im Neuen Testament, eine Frieden predigende.” Versammlungseiter Matthias Marterer bedauerte, "dass sich die anderen Religionsgemeinschaften nicht dem Aufruf zum Ostermarsch angeschlossen haben".

Individuelle Friedensbotschaften

Der Ostermarsch bewegte sich weiter durch die Friedrichstraße, mit individuellen Friedensbotschaften auf Plakaten mit Forderungen wie "Verhandeln statt schießen", "Frieden mit Russland", "Städtepartnerschaft statt Kriegsgeschrei". Auch Friedensgedichte wurden auf kleinen Zetteln an die Passanten verschenkt. Ulrike Eifler, ehemalige Regionsvorsitzende des DGB Südosthessen, sprach bei der Abschlusskundgebung auf dem Universitätsplatz:" Die Welt würde von immer neuen Kriegen erschüttert, Menschen werden getötet, Länder verwüstet. Das Risiko eines großen Krieges zwischen den Atommächten wächst und bedroht die Menschheit weltweit. Gigantische Finanzmittel und Ressourcen werden für Krieg und Militär verpulvert. Allein in Deutschland sollen 2024 mehr als 85 Milliarden Euro (zwei Prozent der Wirtschaftsleitstung) für Militär ausgegeben werden, Tendenz steigend. Wir Gewerkschafter gegen Aufrüstung treten dafür ein, dass das Geld stattdessen für Bildung und Soziales ausgegeben wird", so Eifler.
 
"Die Gewerkschaften müssen sich unüberhörbar für Friedensfähigkeit statt "Kriegstüchtigkeit" einsetzen, für Abrüstung und Rüstungskontrolle, Verhandlungen und friedliche Konfliktlösungen. Die Gewerkschaften müssen sich laut und entschieden zu Wort melden und ihre Kraft wirksam machen: gegen Kriege und gegen Aufrüstung", konstatierte die Rednerin. Gegen 17 Uhr war die Kundgebung in Fulda beendet. Am Ostermontag findet in Frankfurt der Abschluss der Hessischen Ostermärsche statt. (pm/cdg) +++

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