Bahnstrecke wird reaktiviert

Vicus-Express ersetzt den Überlandbus bis in den Vogelsberg

Auf der Bahnstrecke Bad Hersfeld-Niederaula werden bald wieder Personenzüge rollen.
Fotos: O|N-Archiv / Hans-Hubertus Braune / Kevin Kunze / Christopher Göbel

02.04.2024 / APRILSCHERZ - Langes Warten wegen viel zu seltener Busverbindungen von Bad Hersfeld (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) bis in den Vogelsberg hat bald ein Ende. Das Unternehmen "Vicus-Express" aus Schwarzenborn (Schwalm-Eder-Kreis) will die alten Gleise von der Kreisstadt bis zur Jahresmitte erneuern und wieder in Betrieb nehmen. 


"Es gab viele Debatten um die sogenannte Knüllwaldbahn beziehungsweise Gründchenbahn", so Vicus-Chef Karl Meier gegenüber O|N. Die Strecke zwischen Bad Hersfeld und Niederaula würden derzeit nur für den Güterverkehr genutzt, "Eine reine Verschwendung von Kapazitäten", so Meier. Er hat bereits mehrere Triebwagen und Waggons der Deutschen Bahn (DB) aufgekauft und in einer Firma in Lauterbach umlackieren lassen. Statt "DB" prangt nun in rosa-violett "VE" an den Zügen, die ab der Jahresmitte rollen sollen.

Stadtbuslinie Eichhof wird eingestellt

Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann (parteilos) ist hocherfreut: "Durch die Initiative von Vicus-Express können wir bei den Stadtbussen Einsparungen vornehmen." Die Stadtbus-Linie 3 zur Eichhofsiedlung beispielsweise werde mit Inbetriebnahme der Bahnstrecke eingestellt. "Da der neue Zug ebenfalls stündlich fahren soll und unter anderem bei der Tennishalle am Kurpark, am Versuchsgut Eichhof, in Asbach und Beiershausen halten soll, erübrigt sich der Stadtbus dort", so Hofmann. Wie es mit der Überland-Linie 380 aussieht, die ebenfalls zwischen dem Bahnhof Bad Hersfeld und der Gesamtschule Niederaula verkehrt, ist aktuell noch nicht klar.

Auch Niederaulas Bürgermeister Thomas Rohrbach (parteilos) ist hocherfreut: "Unser Ziel ist eine möglichst optimale Anbindung an den ICE-Bahnhof in Bad Hersfeld", so Rohrbach. Der Rathauschef hält die Reaktivierung der derzeit hauptsächlich für Holztransporte genutzten Bahnstrecke für "überaus sinnvoll".

Endstation Gründchen-Brücke

Ab Niederaula sollen dann laut Meier Haltepunkte im Gewerbegebiet, in Nieder- und Oberjossa und in Hatterode eingerichtet werden. In Grebenau bei der alten Gründchen-Brücke soll die Endstation sein. "Dort werden wir eine Schleife bauen, wie sie beispielsweise aus dem Modellbahnbau bekannt ist. Eine Drehscheibe war und leider zu kostenintensiv", so der Geschäftsführer.

Große Freude herrscht bei den Grünen im Kreistag. Bereits 2022 hatte die Partei einen Antrag für die Reaktivierung der besagten Strecke gestellt. "Die Strecke könnte die stark befahrene Bundesstraße 62 entlasten und einen wichtigen Beitrag zur Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Gleise und somit zur Einsparung von CO₂ leisten. Für Berufspendlerinnen und Berufspendler, Schülerinnen und Schüler, Fernreisende mit Umsteigebeziehungen in Bad Hersfeld und/oder Gießen sowie Freizeitfahrgäste käme die Nutzung einer solchen Schienenverbindung infrage", so die Grünen seinerzeit.

Keine Lokführer-Streiks

Die Fahrpreise des neuen Vicus-Express sollen "moderat" gestaltet werden. Für das Personal hat Meier bereits gesorgt: "Wir haben Lokführer und Zugbegleiter bei der DB abgeworben." Da Vicus-Express gewerkschaftliches Engagement für ein Ausschlusskriterium bei der Einstellung ansieht, dürften die Lokführer auf der neuen Strecke dann wohl nicht streiken.

Meiers Vision ist es, die Strecke "Innerhalb der nächsten fünf Jahre" bis nach Alsfeld zu erweitern. "Dann ist endlich Schluss mit langen Busfahrten und zahlreichen Umstiegen für Passagiere, die in den Raum Mittelhessen fahren wollen", so der Geschäftsführer. Wer momentan mit öffentlichen Verkehrsmitteln beispielsweise aus Bad Hersfeld nach Gießen fahren möchte, muss zunächst mit dem Bus nach Schwalmstadt-Treysa fahren, dann mit der Bahn in Alsfeld umsteigen, um dann nach Gießen zu gelangen. "Wir machen Vieles einfach einfacher", freut sich Karl Meier. (cdg) +++

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