"Jobturbo" für Geflüchtete

Michael Beck: "Arbeitgeber müssen sich auf das Experiment einlassen"

Menschen unterhalten sich bei einer Jobmesse für ukrainische Geflüchtete von der IHK Berlin und der Agentur für Arbeit an einem Infostand. Mehr als 50 Unternehmen sind mit Infoständen und Jobangeboten vor Ort.
Foto: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

26.03.2024 / LAUTERBACH - Seit Kriegsbeginn sind rund 90.000 Menschen aus der Ukraine nach Hessen geflohen. Die Statistik zeigt, dass der größte Teil dieser Menschen im erwerbsfähigen Alter ist. Ihre Integration in den Arbeitsmarkt gestaltet sich jedoch eher schwierig. Aus diesem Grund wurde der sogenannte "Jobturbo" geschaffen - ein Programm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zur Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen.



Am Montagnachmittag haben sich der Leiter des Amts für Soziales René Lippert mit Florian Steuernagel von der KVA (Kommunale Vermittlungsagentur) und Michael Beck, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Gießen sowie Constanze Ruhl und Stefan Schober von der Arbeitsagentur in Lauterbach (Vogelsbergkreis) versammelt, um über die Arbeitsmarktintegration zu informieren.

"Wir wollen ein Signal in die Region geben"

Der "Jobturbo" umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die Geflüchtete in Arbeit bringen sollen. Dabei wird in drei verschiedenen Phasen der Integration unterschieden: In der ersten Phase des "Jobturbos" werden die Geflüchteten bei der Orientierung und dem Ankommen in Deutschland unterstützt - in erster Linie geht es um Arbeitsvermittlung oder auch Integrationskurse. In der zweiten Phase sollen die erworbenen Sprachkenntnisse durch eine am Potenzial orientierte Arbeitserfahrung im Job gefestigt und vertieft werden. Hauptziel dabei ist es, eine längere Arbeitslosigkeit zu vermeiden. In der dritten und letzten Phase der Integration liegt der Fokus darauf, möglichst viele Geflüchtete in eine nachhaltige Beschäftigung zu bringen. Dies sei das Leitziel aller Arbeitsmarktintegrationsphasen.

"Ohne Arbeitgeber können wir jedoch nichts erreichen. Diese sollten die Bereitschaft signalisieren, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen. Es bleibt für uns alle ein Experiment und dafür ist der 'Jobturbo' da", so Beck zu Beginn in der Runde. Weiter appellierte er: "Wir wollen ein Signal in die Region geben und an einem Strang ziehen. Wir wollen Menschen zusammenbringen."

"Von passgenau müssen wir uns verabschieden"

Je nach Ausbildungsberuf und Betrieb werden heutzutage ganz unterschiedliche Kenntnisse und Fertigkeiten erwartet. Die Arbeitgeber wollen in den meisten Fällen passgenaue Kandidaten. Doch von diesem Begriff möchte sich der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Gießen distanzieren. "Von passgenau müssen wir uns verabschieden. Es sollte darum gehen, ob man das Potenzial hat, passgenau zu werden und ob der gewisse Wille dahintersteckt." Weiter betonte er: "Arbeitgeber müssen einfach dazu bereit sein, sich auf das Experiment einzulassen. Und sie dürfen nicht vergessen, dass sie dabei eben nicht allein gelassen werden."  

"Die Arbeitgeber müssen Zugeständnisse machen und uns entgegenzukommen - auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel", so Beck abschließend in der Runde.  (js)+++

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