Abschied vom Vorsitzenden der SG Josefstraße
Leidenschaft für Beruf und Engagement: Martin Böhne geht in den Ruhestand
Fotos: Privat
27.03.2024 / FULDA -
1968 stürmte der Sextaner Martin Böhne neugierig und erwartungsfroh die Aula des damals neu errichteten Domgymnasiums, nun wurde der längjährige Leiter des Studienseminars für Gymnasien Fulda am selben Ort mit stehendem Applaus in den Ruhestand verabschiedet.
Leidenschaft für seinen Beruf, Klugheit, Weitsicht, Engagement, eine beträchtliche Prise Humor und die Bereitschaft, wo nötig auch "dicke Bretter zu bohren, zeichneten aus Sicht der sechs Redner den Geehrten aus, der über seine bisherige berufliche Wirkungsstätte hinaus in der Region als begeisterter Karnevalist und Vorsitzender der SG Viktoria Bronnzell tief verwurzelt ist.
Zu der dreistündigen Feier begrüßte der stellvertretende Seminarleiter Thomas Busold die Familie und Wegbegleiter Martin Böhnes, das Kollegium und die Pensionäre des Studienseminars, zahlreiche aktuelle und ehemalige Referendare, sowie Gäste aus der hessischen und regionalen Bildungsverwaltung und den Ausbildungsschulen des Seminarbezirks.
"Viel können, aber nichts mehr müssen"
Die klare Werteorientierung und das christliche Menschenbild Böhnes, des studierten Theologen und Anglisten, zeige sich laut seines langjährigen Wegbegleiters und Freundes Michael Jung (ehemaliger Leiter des Studienseminars für Gymnasien in Kassel) in seinem Bildungsverständnis und seinem engagierten Eintreten für Demokratie, sowie seiner Bereitschaft, immer wieder auf Menschen zuzugehen, mitunter auch als "großer starker Bär zum Anlehnen". Im Ruhestand erwarte ihn nun unter anderem sein Garten, die Aussicht auf einen gemeinsamen Spaziergang um das nordhessische Böhne, sowie die Gewissheit, "viel zu können, aber fast nichts mehr zu müssen".Fußballleidenschaft und Vereinsleben
Verabschiedung eines engagierten Pädagogen
Für die Referendare des aktuellen Prüfsemesters bedankte sich Tommaso Muraca bei dem Seminarleiter, der ihnen mit Taten, Worten und Gesten vorgelebt habe, dass "der Lehrerberuf der schönste der Welt" sei. Bei ihm hätten die Referendare stets im Mittelpunkt gestanden, er habe es mit seinen aufbauenden Worten, Menschlichkeit und Positivität vermocht, die "Blase des Referendariats" erträglich zu gestalten.
Referendarsverabschiedung
Thomas Busold, der die Interimsleitung des Seminars übernehmen wird, erinnerte in seiner Würdigung an die Referendarsverabschiedungen, bei denen Martin Böhne kluge und einfühlsame Worte gefunden und stets den Menschen in den Blick genommen habe. In dem Abschiedsgeschenk des Kollegiums, ein von den Ausbildungskräften und Sekretärinnen gestaltetes Buch, zeigten sich die unterschiedlichen Perspektiven auf den Dienststellenleiter, das sich ergebende Gesamtbild sei dennoch in sich stimmig. Als Leiter habe Böhne eine klare Richtung vorgegeben, Führung dabei aber als Ermöglichung verstanden.Verschiedene Stationen des beruflichen Werdegangs
Der sichtlich bewegte Neu-Ruheständler zeigte sich dankbar für die Würdigungen und Präsente. In bewusster Anlehnung an die Erzähltechnik von James Joyce in seinem Jahrhundertroman Ulysses ließ er in einer nach eigenen Worten "nicht vollstrukturierten, aber authentischen Rede" die verschiedenen Stationen seines beruflichen Werdegangs Revue passieren: 1977 Abitur am Domgymnasium, Studium in Würzburg und Manhattan/Kansas, Referendariat an der Steinschule, die erste Stelle an der Engelsburg in Kassel, 1993 Versetzung nach Fulda an die RMS.Seit 1996 war Böhne schließlich am Studienseminar für Gymnasien tätig, zunächst als Seminarassistent, bald aber bereits mit einem Ausbildungsauftrag für Englisch. 2006 erfolgte die Versetzung an das damalige Amt für Lehrerbildung als stellvertretender Seminarleiter, 2011 die Ernennung zum Seminarleiter.
Seither hatte er 2000 Referendaren zum bestandenen zweiten Staatsexamen gratulieren dürfen, von denen sich einige nun in einer eigens für den Anlass gegründeten Brass Band und einem Chor zusammenfanden, um die Verabschiedungsfeier musikalisch zu umrahmen.
Mit Blick auf den bevorstehenden Lebensabschnitt umriss Böhne das Paradoxon aus Bedauern und Vermissen, aber auch "Vorwärtskommen und Wertsteigerung". Er bedankte sich bei Familie und Gästen, insbesondere auch bei "dem besten Kollegium in Hessen", für immerwährende Unterstützung, Kollegialität und Loyalitat und lud zum Abschluss der Verabschiedung zu einem geselligen Beisammensein bei Grillwürstchen in den Schulhof des Domgymnasiums ein. (pm)+++