Theateraufführungen in Schmalnau
"Die spanische Fliege" - Laienspielgruppe des Heimatvereins überzeugt
Theateraufführung in Schmalnau.
Fotos: Schmalnauer Heimatverein
23.03.2024 / EBERSBURG (RHÖN) -
Bühne frei für "Die spanische Fliege" hieß es an drei Abenden bei der Laienspielgruppe des Schmalnauer Heimatvereins in der vollbesetzten Mehrzweckhalle in Schmalnau (Kreis Fulda). Das Publikum wurde in einen Berliner Haushalt im Jahr 1913 entführt, was mit passender Kulisse und hervorragenden Kostümen der Epoche bestens glückte.
Gute alte Zeiten! Um 1900 war die Welt noch in Ordnung. Töchter waren tugendsam und gehorchten ihren Eltern, Ehemänner blieben treu und die Erde war eine Scheibe ... Natürlich trifft sich Paula (Laura-Marie Müller) heimlich mit Rechtsanwalt Dr. Gerlach (René Moritz). Und der Herr Papa, Ludwig Klinke (Daniel Kreis), seines Zeichens Senffabrikant und Biedermann, hatte in jungen Jahren eine amouröse Liaison mit der "Spanischen Fliege", einer Varieté-Tänzerin.
Das blieb nicht ohne Folgen und bescherte ihm monatliche Unterhaltszahlungen, die er tunlichst vor seiner Frau Emma (Jasmin Uhlig), Vorsitzende des örtlichen Sittlichkeitskomitees, verheimlichen muss. Nun erscheint der von Mutter Klinke für Paula vorgesehene Sohn einer Freundin aus Chemnitz, Heinrich Meisel (Andreas Kress), den Klinke für seinen unehelichen Sprössling hält und der sich wiederum in Paulas Cousine Wally (Lisa Schmitt) verliebt – in dem Glauben, dies sei eigentlich Paula. Als nun auch noch die beiden Sittlichkeitsapostel Eduard Burwig (Marcel Möller) seines Zeichens Reichstagsabgeordneter und sein Schwager Wimmer (Udo Winges) auf die Spur des unehelichen Vaters geraten, steht die Sittlichkeitsblase der feinen Gesellschaft kurz vor dem Platzen. Und der arme Onkel Tiedemeier (Michael Ruppel), der die brisanten Akten verwahren sollte, stolpert ahnungslos in die Schusslinie. Das zusätzliche Erscheinen der Eltern Mathilde und Gottlieb Meisel (Nadja Jökel u. Dietmar Happ), die zur vermeintlichen Verlobung angereist sind, macht die Situation nur noch turbulenter. Nur Hausmädchen Marie (Bianca Müller) kennt ohnehin die Heimlichkeiten der Herrschaft und kann das Treiben mit einem Schmunzeln und ab und zu einem stibitzten Likörchen genießen.
Für die passende Maske und die Frisuren zeichneten Elke Brändlein und Claudia Gillis verantwortlich. Als Souffleusen agierten Rosi Ulrich und Sabine Happ. Unter der Regie von Waltraud Bohl wurde diese Komödie vortrefflich inszeniert und das Publikum kam aus dem Lachen nicht mehr heraus und dankte es den Akteuren mit tosendem Schlussapplaus und stehenden Ovationen. Besonders honoriert wurden das Spiel in verschiedenen Dialekten. So brillierte Andreas Kress mit göttlichem sächsischem Akzent und Daniel Kreis und Renè Moritz gaben sich als waschechte Berliner, was kein Auge trocken lies.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden Waltraud Bohl, Elke Brändlein und Reinhold Reith für 25 Jahre aktives Mitwirken vor und hinter den Kulissen sowohl vom Bundes- als auch vom Landesverband Deutscher Amateurtheater mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet. (pm) +++