O|N-Interview mit Alexander Kiene
Seit November Trainer: "Hessen Kassel ist ein Traditionsverein mit Wucht"
Foto: KSV Hessen Kassel
15.03.2024 / KASSEL/FULDA -
Seit 6. November vergangenen Jahres ist Alexander Kiene Trainer des Fußball-Regionalligisten KSV Hessen Kassel - am Freitagabend (19 Uhr) tritt sein Team bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz an. Der KSV Hessen ließ am letzten Samstag durch den 1:0-Heimsieg gegen den Tabellenzweiten, die U23 des Bundesligisten TSG Hoffenheim, aufhorchen. OSTHESSEN|NEWS hat mit Alexander Kiene im Vorfeld des Duells am Freitag gesprochen.
ALEXANDER KIENE ist 46 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Mädchen. In Alfeld an der Leine wurde er geboren -und wuchs auch dort auf. Er spielte für den TSV Havelse (unter Trainer Jürgen Stoffregen in der 3. Liga) und auch in Hildesheim. Relativ früh - als 26-Jähriger - musste er seine Laufbahn als Spieler beenden, wegen einer Knorpelabsplitterung im Knie und argen Problemen in Schien- und Wadenmuskulatur. Er ist studierter Lehrer - für Englisch, Sport und Französisch.
Kiene (lacht): Ach. Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die einen guten Start hatten - und beide wollen das bestätigen. Wir haben uns einen Plan zurechtgelegt, ich spreche aber nicht darüber. Wir wollen nach unseren vier Punkten nachlegen - wissen aber, dass das am Freitag ein ganz anderes Spiel wird als gegen die U-Mannschaft aus Hoffenheim.
O|N: Was für ein Spiel erwarten Sie denn am Freitag? Welche Möglichkeiten hat der KSV Hessen?
Kiene: In dieser Regionalliga gilt es erstmal, über die Tugenden Kampf, Leidenschaft und Organisation zu kommen. Die Plätze sind momentan noch schwierig, wohl auch der in Fulda. Wir werden die Bedingungen so annehmen, wie sie sind. Wichtig ist, dass wir sofort präsent sind. Die Tagesform entscheidet, wie bei vielen Spielen in diesen Klassen. Stimmt die, kannst du auch Spiele gewinnen.
O|N: Welchen Charakter wird das Duell haben?
Kiene: Zwei Teams, die sehr gut organisiert sind. Eine gute Struktur und Arbeit gegen den Ball haben. Die clever sind. Es wird viele Zweikampf-Duelle geben. Ein kampfbetontes und intensives Spiel. Es wird wohl der gewinnen mit der geringeren Fehlerquote. Der, der weniger Fehler macht. Gerade in der Defensive. Auch in den Umschaltprozessen muss man gut sein. Und wir müssen die Standards gut verteidigen.
Kiene: Nein. Wir vom KSV Hessen müssen in dieser Saison nur das eine Ziel haben, den Klassenerhalt zu schaffen. Das wird schwer genug. Seit November haben wir uns durch vier Heimsiege bis auf Platz elf verbessert - und befinden uns in einem positiven Trend. Mit einem Punkteschnitt von 1,86. Im Hessenpokal sind wir zudem ins Viertelfinale eingezogen. Aber es ist noch vieles verbesserungswürdig bei uns. Wir müssen weiter punkten. Aber ich wusste, worauf ich mich eingelassen habe. Die Ausgangslage bei Fulda ist hingegen eine ganz andere. Sie können befreit aufspielen.
O|N: Wie beurteilen Sie die (Spiel)Stärke der Regionalliga Südwest?
Kiene: Sie ist die stärkste der vier Regionalligen in Deutschland. In ihrer Gesamtheit schätze ich sie so ein. Ich kann mir ein Urteil erlauben, da ich ja im Norden gearbeitet habe als Trainer beim VfB Oldenburg und beim TSV Havelse. Und auch einige Anfragen aus dem Westen hatte. Von Ende 2021 bis 2023 habe ich ja auch im Scouting gearbeitet - auch für Hessen Kassel - und habe deshalb einen guten Überblick. Die Größe des Raums, die Vielzahl der Traditionsvereine und auch die Finanzstärke - das spricht für den Südwesten. Viele Vereine arbeiten unter Profibedingungen - im Norden eher wenige, mit Ausnahme von Oldenburg und Meppen.
O|N: Wie ist der Kader besetzt beim KSV Hessen?
Kiene: Wenn man mittendrin einsteigt in der Saison, muss man ja damit arbeiten, was zur Verfügung steht - und das ist nicht negativ gemeint. Meine Aufgabe ist es, aus dem Kader das Bestmögliche rauszuholen und Lösungen zu finden. Alles andere werden wir im Sommer sehen. (Er schmunzelt: Ich bin ja lange genug im Geschäft, 20 Jahre als Trainer und Pädagoge).
Kiene: Ich hab' ja so ein Faible für Traditionsvereine. Für mich war klar, diese Anfrage kam von Sören Gonther anzunehmen. Unsere Gespräche waren so gut - auch darüber, was er vorhat. Er hat eine klare Vision, ein klares Konzept, wie er Hessen Kassel in den nächsten Jahren voranbringen will. Das hat mich einfach gereizt. Und es ist ja von meinem Wohnort Hannover auch nicht so weit. Der KSV Hessen ist ein Traditionsverein mit Wucht. Die Bedingungen sind gut. Das Projekt hat mich einfach angesprochen. Deshalb habe ich auch bis 2026 unterschrieben. Auch ich möchte einiges voranbringen und nachhaltig arbeiten.
Kiene: Grundsätzlich finde ich es gut - aber es sollte schon offen sein. Der Wettbewerb braucht eine Leistungskultur. Aber es ist wichtig, dass wir mehr Durchlässigkeit von unten nach oben bekommen. Ich bin eher für ein offenes System. Andere Länder - Belgien, Holland, England - sind offener dafür, dass junge Spieler eher den Weg nach oben finden können. Deutschland ist zu starr im System.
O|N: Wie ist das denn beim KSV Hessen?
Kiene: Wir sind dabei, Strukturen nach vorn zu bringen. Die U23 ist auf bestem Wege, in die Verbandsliga aufzusteigen. Auch die U19 und U17 sind angemeldet für die Nachwuchsligen, müssen sich aber noch qualifizieren.
O|N: Wie ist es beim KSV um die Durchlässigkeit bestellt?
Kiene: Mit Muhammed Bejdic hat ein bosnischer Junioren-Nationalspieler Fuß gefasst bei uns. Es sind einige U19-Spieler bei uns im Training. Wir wollen das vorantreiben. Ich bin auch gerade, während wir telefonieren, beim Jugend-Training, um den Austausch zu pflegen. Ich finde es wichtig, dort dabeizusein. (wk)
O|N: Herr Kiene, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. +++