Wahlkampf mit harten Bandagen

Bierköniginnen-Wahl geht in die heiße Phase: "Fangt nur keinen Zickenkrieg an!"

Die neuen und alten Majestäten in der Vogelsberger Landbrauerei
Fotos: Marius Auth

13.03.2024 / LAUTERBACH - Seit 1987 wird in Lauterbach beim traditionellen Prämienmarkt die Bierkönigin gekrönt. Schon Monate im Voraus beginnen die Kandidatinnen, die Werbetrommel für sich zu rühren - heute spielen die Sozialen Medien eine wichtigere Rolle im Beliebtheitskampf als altbackene Plakate. Das Hopfenamt kann ein echter Karriere-Booster sein - beim Kandidaten-Casting zählen aber ganz einfache Tugenden.



Die amtierenden Majestäten, Bierkönigin Laura Klinge und ihre Prinzessinnen Rebecca Hofmann und Heidi Schmidt, sind inzwischen alte Hasen: In ihrer zweijährigen Amtszeit haben sie zahlreiche Termine absolviert, um den Vogelsberg und seine Bierspezialitäten zu repräsentieren. Im knallvollen Bierzelt eine Rede halten, das kostet Überwindung, erzählt Klinge den Nachfolgerinnen, die für Anekdoten und Erfahrungsberichte in die Vogelsberger Landbrauerei gekommen sind. Aber als Bier-Hoheit habe man einen hohen sozialen Stellenwert, leuchtende Kinderaugen verfolgten die Markenbotschafterinnen bei ihren Auftritten. Neben einer gewissen Trinkfestigkeit zählen deshalb die Sympathiewerte für die königlichen Kandidatinnen: "Wir wollen keine Mieseprimen. Die Prinzessinnen und die Königin müssen unter die Leute gehen und auch die regionalen Bräuche kennen. Im Vogelsberg kennt man Eierbier als Einheimischer", verdeutlicht Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller, worauf es ankommt beim Casting.


Gespräche von Frau zu Frau

Ruth Herget-Klesper, die Geschäftsführerin der Vogelsberger Landbrauereien, führt deshalb im Vorfeld mit den Kandidatinnen Gespräche, "von Frau zu Frau - um zu schauen, ob es passt. Das Gesamtbild, die Ausstrahlung: Eine Bierkönigin braucht das gewisse Etwas", so Klesper. Und sollte Teamplayerin sein, auch wenn es am Ende nicht für die Königinnen-Krone reicht, betonen die amtierenden Majestäten: "Fangt nur keinen Zickenkrieg an! Es gab Zeiten vor uns, wo die Königin alleine aufgetreten ist", raunt Prinzessin Heidi Schmidt aus Herbstein-Altenschlirf. Nur durch gegenseitige Unterstützung könnten alle drei, die beiden Prinzessinnen und die Königin, profitieren von der einmaligen Zeit:



"Ihr habt alle schon gewonnen, obwohl die Bierkönigin erst beim Prämienmarkt gewählt wird. Genießt diese Zeit unbedingt", so Prinzessin Rebecca Hofmann aus Grebenhain. Tontauben-Schießen beim Schützenverein, Repräsentieren beim Trachtenfest und sogar beim Hoheiten-Treffen von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein in Wiesbaden: Bierkönigin sein, das kann ein echter Karriere-Booster sein, meint Vollmöller: "In den heutigen medialen Welten wird Selbstdarstellung immer wichtiger - die Königin muss aber hinter unserer Region und den Produkten stehen, das ist klar."



Der Wahlkampf wird mit harten Bandagen geführt: Freibier bringt Sympathiepunkte bei den potenziellen Wählern, neben den klassischen Plakaten spielt das Werben in den Sozialen Medien heute eine große Rolle. Eine Affinität zum Bier bringen alle drei Königinnen-Anwärterinnen mit: "Ich fand die Bierkönigin schon als kleines Mädchen toll, Uropa und Papa haben in der Brauerei gearbeitet", erklärt Anne Saller aus Lauterbach-Rimlos. "Mein Opa ist leidenschaftlicher Biertrinker und hat mich zur Bewerbung motiviert - man kann echt stolz auf sich sein als Biermajestät", so Luisa Höhl aus Wartenberg-Landenhausen. Auch Lilli Sofie Eckhardt aus Schotten-Rainrod ist Bierfan.

Erst am 27. Mai, nachdem die drei Majestäten unzählige Freibiere spendiert haben, wird das große Geheimnis gelüftet, im Rahmen des Prämienmarktes im Festzelt Bleichstraße. (mau) +++

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