Weithin unbekanntes Oratorium
"Brockes-Passion": Selten aufgeführtes Passionskonzert im Hochchor
Die "Brockes-Passion"
Alle Fotos: Martin Engel
09.03.2024 / FULDA -
Selten gehörte Passionsmusik am Freitag im Hohen Dom zu Fulda: Auch in diesem Jahr wurde ein Konzert zur Passionszeit zur Aufführung gebracht, das zum ersten Mal seit 1755 wieder aufgeführt wohl auch den treusten Liebhabern der Kirchenmusik unbekannt sein dürfte. "Mich vom Stricke meiner Sünden zu entbinden, wird mein Gott gebunden" - mit diesen Worten beginnt das Libretto zu einem Passionsoratorium, das im 18. Jahrhundert das Grundverständnis der oratorischen Passion, wie sie bis dahin üblich war, veränderte.
Der hanseatische Schriftsteller und Förderer der Deutschen Sprache und Kultur, Barthold Heinrich Brockes, verfasste im Jahr 1712 die nach ihm benannte und bis heute bekannte "Brockes-Passion" unter dem Titel: "Der für die Sünden der Welt gemarterte und sterbende Jesus".
War zuvor der reine Bibeltext, vom Evangelisten vorgetragen, niemals angetastet worden, handelt es sich nun um vollständig nachgedichtete Texte, die auf biblischen Erzählungen der Leidensgeschichte Jesu beruhen. Ganz im Geiste der frühen Aufklärung steht hier der Mensch in seinem persönlichen Konflikt als Ausgangspunkt der Dichtung im Mittelpunkt. Kein anderer deutscher Passionstext wurde so häufig vertont wie der aus Brocke’s Feder.
Ab dem Erscheinungsdatum des Librettos 1712, fanden zahlreiche Aufführungen der bedeutendsten Komponisten, unter ihnen so berühmte Namen wie Georg Philipp Telemann, Johann Mattheson, Georg Friedrich Händel, Johann Friedrich Fasch und Gottfried Heinrich Stölzel, statt. Die Komposition, die am Freitag im Hochchor des Doms aufgeführt wurde, ist das Werk des Hamburger Juristen, Diplomaten und Komponisten Jacob Schuback. Der Telemann-Schüler stellt die Passionsgeschichte mit Solisten, Chor und Orchester abwechslungsreich und eindringlich dar.
Die Vertonung dieses in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts so populären Passionstextes von Jacob Schuback ist seit 1755 noch nicht wieder aufgeführt worden. Es handelt sich beim diesjährigen Passionskonzert im Hochchor des Fuldaer Doms also um eine "First modern Performance".
Unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber sangen Theresa von Bibra, Sopran, Franziska Blömer, Sopran, Christian Rohrbach, Altus, Hans Jörg Mammel, Tenor, Matthias Horn, Bass, Matthias Vieweg, Bass, Originalklangorchester L’arpa festante München und der Chor Capella Cathedralis. (pm)+++