Grandiose Musical-Inszenierung

Laiendarsteller bringen "Jekyll and Hyde" auf die Bühne im Lokschuppen

Die leichten Mädchen aus London in der Bebraer Inszenierung des Musicals "Jekyll and Hyde" im Lokschuppen.
Fotos: Christopher Göbel

10.03.2024 / BEBRA - Wenn Laien in monatelanger Arbeit ein Musical auf die Beine stellen, dann steckt wirklich Begeisterung dahinter. Die Inszenierung von "Jekyll and Hyde" im Bebraer Lokschuppen beweist, dass solch ein Mammutprojekt möglich ist, wenn alle mit Herzblut dabei sind. Unter der Leitung von Michael Maiwald und Pamela Maiwald-Jacob hat sich ein Ensemble geformt, das die Bühne im Lokschuppen mit der dramatischen Geschichte zum Beben brachte.



Die Geschichte des Dr. Jekyll alias Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson ist hinlänglich bekannt. Ein Mann, der an sich selbst herumexperimentiert und zum mordenden Monster wird. Leslie Bricusse (Buch und Liedtexte) und Frank Wildhorn (Musik) haben die gruselige Story in ein gefälliges Musical-Gewand gepackt, das von langsamen Balladen bis zu dramatischen Ensembleszenen alles beinhaltet.

Doppelfunktion auf und hinter der Bühne

Pamela hat die Regie übernommen, ihr Ehemann Michael die musikalische Leitung. Gemeinsam agieren sie als Organisatoren des Projekts. Noch dazu haben sie zwei Hauptrollen übernommen: Jekyll/Hyde sowie die Prostituierte Lucy. Für die Choreographie zeichnet Maik Eckhardt verantwortlich, für Licht und Ton sorgt Axel Deubener. Bei Bühnenbild, Maske und Kostümen sind viele weitere Menschen engagiert - oft auch in Doppelrollen auf der Bühne und hinter den Kulissen.

Das Ensemble aus mehr als 50 Menschen aus der Region, die nur zu einem kleinen Teil eine gesangliche oder tänzerische Ausbildung absolviert haben, hat Großartiges geleistet und das Publikum im Lokschuppen zum Jubeln gebracht. Am Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr gibt es zwei weitere Aufführungen.

Stimmliche Brillanz

Stimmlich brilliert Maiwald mit seinem hellen Tenor als Titelfigur, der als bösartiger Mr. Hyde aber auch ganz andere Töne anschlagen kann. Pamela Maiwald-Jacob mit zartem Sopran und die stimmlich ebenbürtige Martina Freitag als Jekylls Verlobte Lisa fallen besonders in ihrem Duett auf. Solistisch in kleineren Rollen überzeugen Jerome Clemons als Jekylls Freund Gabriel John Utterson, Ron Kaun als Lisas Vater Sir Danvers Carew und Carola Weißbach als Nellie. Zu erwähnen sind dabei auch Sascha Hövelborn als Zuhälter Spider und Christopher Krug als Simon Stride.

Das gesamte Ensemble sprüht vor Energie - egal ob als Freudenmädchen, Bettler, Blumenverkäuferin, Priester, Herr der Gesellschaft oder der vielen kleinen Rollen mehr, die das Musical erfordert. Stimmlich bleibt die Bebraer Inszenierung stellenweise hinter professionellen Produktionen zurück, doch das ist keinesfalls ein Makel. Was die Bühnen-Crew leistet, ist allen Lobes wert, denn hinter der Produktion stecken viel Zeitaufwand, Schweiß - vielleicht auch Tränen - aber vor allem Passion für das Gesamtwerk. 

Hoffnung auf die Zukunft

Es ist schade, dass nach drei Aufführungen bereits Schluss ist - aber vielleicht stellen die Maiwalds und ihre begabten Mitreiter in Zukunft etwas Neues auf die Beine: Etwas, das zeigt, dass international bekannte Musicals auch auf kleineren Bühnen mit Laienbesetzung zu begeistern wissen.

Das Publikum bejubelte die Darsteller, denen die Freude über das Geleistete beim Schlussapplaus ins Gesicht geschrieben war. Eines ist sicher: "Jekyll and Hyde" im Bebraer Lokschuppen wird in Erinnerung bleiben. (Christopher Göbel) +++

X