Freude auf neue Herausforderungen
Nach zwölf Jahren ist Schluss: Bürgermeister Christian Grunwald sagt adé
Nach insgesamt zwölf Jahren im Rotenburger Rathaus ist für Christian Grunwald Schluss. Er hinterlässt eine Stadt im Aufschwung und wird der Region auch zukünftig treu bleiben.
Foto: Kevin Kunze
19.03.2024 / ROTENBURG/F. -
Eine Ära geht zu Ende: Nach zwölf Jahren und zwei Amtszeiten verlässt Christian Grunwald (CDU) das Rotenburger Rathaus aus freien Stücken. Er konnte dabei viel zum Wohle der Stadt verändern, musste aber auch mit großen Herausforderungen zurechtkommen. Im OSTHESSEN|NEWS-Abschlussinterview spürt man etwas Wehmut, aber vor allem viel Freude auf die Zukunft beim scheidenden Bürgermeister, der zunächst einmal viel Zeit mit seiner Familie verbringen wird.
"Es ist ein selbstbestimmter Abgang und das war mir sehr wichtig. Oftmals verpassen es Politiker zum richtigen Zeitpunkt ihren Stuhl zu räumen. Ob ich in meiner Amtszeit gute Arbeit für die Stadt geleistet habe, mögen die Bürgerinnen und Bürger von Rotenburg selbst entscheiden", erklärt Grunwald beim Gespräch im Rathaus. In den vergangenen zwölf Jahren hat der leidenschaftliche Kommunalpolitiker etliche Krisen meistern müssen:
Bundeswehr-Schließung sehr emotional
Egal, ob die geplante Schließung des Herz-Kreislauf-Zentrums oder die Flüchtlingskrise, in der die Stadt mehr oder weniger über Nacht gefordert war - es wurde dem Bürgermeister nie langweilig. Den größten Tiefschlag erlebte Grunwald allerdings noch vor Beginn seiner Amtszeit: "Die Ankündigung der Schließung der Alheimer Kaserne im Herbst 2011 war für uns alle ein Schock." Über Jahrzehnte gehörten die Soldaten zum Bild der Stadt. Trotz großem Widerstand bei vielen Menschen der Stadt war die Schließung letztlich nicht mehr zu verhindern. "Das symbolische Einrollen der Truppenfahne im Schlossinnenhof in 2015 war für mich einer der emotionalsten Momente meiner Amtszeit", sagt Grunwald, der auch über die langjährige Stationierung seines Vaters bei der Luftwaffe in der Alheimer Kaserne eine enge Bindung zum Standort hat.
Mit der insgesamt fünfjährigen Nutzung der Alheimer Kaserne als Hessische Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge ab 2015 galt es für den Bürgermeister, zum einen öffentliche Sicherheit und Ordnung aufrecht zu halten und gleichzeitig das vielfältige ehrenamtliche Engagement zu koordinieren. "In dieser Zeit hat sich für mich gezeigt, dass es einen herausragenden Zusammenhalt in der Stadt gibt, wenn es darauf ankommt", sagt Grunwald. Im Jahr 2020 zogen dann wieder uniformierte Menschen in die Alheimer Kaserne.
"Als klar wurde, dass wir es tatsächlich geschafft haben, die Bundespolizei nach Rotenburg zu bekommen, war ich sehr glücklich", sagt Grunwald. "Dadurch schließt sich für mich persönlich ein Stück weit der Kreis. Ich konnte nach der für uns schlimmen Entscheidung zum Abzug der Bundeswehr ein wenig dazu beitragen, dass hoffentlich dauerhaft wieder Menschen in Uniform in unserer Alheimer Kaserne Dienst für unser Land tun." Sowohl die Vereidigung des ersten Bundespolizei-Ausbildungsjahrgangs in Rotenburg im Oktober 2021, als auch die Verabschiedung dieses Ausbildungsjahrgangs vor einigen Wochen war für den Bürgermeister daher sehr besonders.
Stadt befindet sich im Aufschwung
Insgesamt befindet sich die Stadt in einem Aufschwung, was Grunwald extrem freut: "Gemeinsam mit den politischen Akteuren in einem guten Klima in der Stadtverordnetenversammlung sowie nach der von Grunwald initiierten Gründung der Marketing- und Entwicklungsgesellschaft (MER) der Stadt, konnten bereits viele Projekte in der Fuldastadt realisiert werden. Darunter zählt unter anderem die Eröffnung der Waldkugelbahn oder auch die aktuell laufende Umgestaltung des Fuldaufers, die nach ihrer Fertigstellung einen enormen Mehrwert für die Stadt darstellen wird."
"Die vergangenen zwölf Jahre waren enorm fordernd und intensiv. Am meisten freue ich mich darüber, dass ich endlich wieder Privatperson sein kann." Als Bürgermeister sei man zu jeden Tag, jede Stunde im Dienst. Egal, ob man beim Einkaufen ist oder ein Fußballspiel schaut, man ist stets öffentliche Person und natürlich auch gerne für jedermann ansprechbar. Daran hatte sich auch die Familie gewöhnt, die dementsprechend oftmals zurückstehen musste. "Beim Sport, gerade wenn unsere Kinder gespielt haben, habe ich es aber in all den Jahren nicht immer geschafft, meine Emotionen auf der Tribüne ganz bürgermeisterlich zurückzustellen. Da war ich doch stets mehr Vater und Fan als Bürgermeister", lacht Grunwald.
Nun räumt Grunwald sein Büro für seinen Nachfolger Marcus Weber (unabhängig) - um die Zukunft der Stadt macht er sich dabei keine Sorgen: "Die Stadt steht finanziell mittlerweile auf soliden Beinen. Mir ist wichtig, dass ich auch in dieser Hinsicht meinem Nachfolger ein bestelltes Feld übergeben kann."
Der Region treu bleiben
Mit dem Verlassen seines Büros im Rathaus ist Grunwald zunächst einmal Privatperson: "Diese Zeit werde ich sehr genießen und mit meiner Frau und meinen drei Kindern erstmal eine Schiffsreise antreten. In den vergangenen Jahren musste meine Familie sehr viel zurückstecken, nun möchte ich mich dafür bedanken und etwas zurückgeben." Was seine berufliche Zukunft angeht, ließ sich Grunwald nicht in die Karten schauen, allerdings erklärte er gegenüber O|N abschließend: "Ich werde der Stadt natürlich treu bleiben und mich weiterhin in diversen Vereinen und im Sportkreis engagieren. Ich freue mich auf alles, was kommt, und bin zugleich dankbar für das, was gewesen ist." (Kevin Kunze)+++