Kooperation mit Domschule
"Zuhause werden Fertigkeiten nicht mehr vermittelt": Hotel-Knigge für Schüler
Fotos: Marius Auth
29.02.2024 / FULDA -
Um die Schüler bestmöglich aufs Arbeitsleben vorzubereiten, bietet die Domschule Fulda umfangreiche Berufsorientierungsmaßnahmen bereits ab der 5. Klasse an. Dazu gehören auch Kooperationen mit regionalen Betrieben. Im Hotel und Kongresszentrum Esperanto nahe des Fuldaer ICE-Bahnhofs können Schüler jetzt neben Benimm-Kurs und Bewerbungstraining auch Berufseinblicke von Auszubildenden bekommen.
Schwarze Hose, weiße Bluse, nicht zu viel Schmuck und Make-up: Wer ein Praktikum im Hotel machen will, muss sich visuell einfügen ins Gesamtbild. 28 Auszubildende lernen im Hotel Esperanto in Fulda nicht nur den reibungslosen Umgang mit dem Gast, sondern erhalten auch Nachhilfe in Sachen Pflichtbewusstsein, wenn nötig. Am Ende stehen nicht nur kompetente Fachkräfte, sondern selbstorganisierte Teams.
Bis dahin ist es häufig ein langer Weg: "Ich hatte schon Großväter, die für ihren Enkel angerufen haben, wegen des Praktikums. Oder beim Bewerbungsgespräch steht der Bewerber nicht mal auf, wenn ihm die Hand gegeben wird - wir hatten auch schon Bewerbungen auf Collegeblock-Papier. All das kann man lernen, aber heute muss mehr in Schulen und Betrieben geholfen werden, weil viele junge Menschen zuhause weniger Fertigkeiten vermittelt bekommen", erklärt Hoteldirektor Dieter W. Hörtdörfer.
"Ausbildung attraktiver als weiterführende Schule"
Unter anderem mit einem Seniorenheim und einem Friseur hat die Domschule bereits Kooperationsvereinbarungen, das Hotel soll andere Einblicke ins Berufsleben ermöglichen: Hotelfachleute, Restaurantfachleute oder Köche erzählen vom Berufsalltag und den Herausforderungen, ein Bewerbungstraining mit Hotel-Azubis soll typische Probleme vermeiden helfen, ebenso ein Benimmkurs. Fachkräftegewinnung steht für Hörtdörfer nicht an erster Stelle: "Die Gewinnung von Hotelfachleuten ist unproblematisch - Köche dagegen sind ein rares Gut heutzutage, branchenweit. Es geht eher um die Vermittlung realistischer Arbeits-Skills. Für viele junge Menschen ist zudem eine Ausbildung attraktiver als die weiterführende Schule. Das muss aber anhand konkreter Beispiele vermittelt werden."Das sieht auch Romy Neubert, die stellvertretende Schulleiterin der Domschule Fulda, so: "80 Prozent unserer Hauptschüler gehen in weiterführende Schulen, statt eine Ausbildung zu beginnen. Das ist der bequemere Weg." Mittelfristig soll an der Domschule deswegen das Konzept "SchulePlus" etabliert werden: Schüler gehen zwei Jahre lang einmal die Woche in Betriebe, bevor sie in die reguläre Ausbildung übergehen. (mau) +++