OlN-Arzt klärt auf

Was kann man im Falle eines Stromschlags tun?

Was kann man im Falle eines Stromschlags tun?
Symbolbild: Pixabay

03.03.2024 / REGION - Manchmal passiert es schneller als man schauen kann. Ein Stromschlag ist im Haushalt ein typischer Unfall. Nicht nur bei Bastelarbeiten oder bei Reparaturen kann es zu einem Stromunfall kommen. Auch wer kleine Kinder zu Hause hat, muss immer einen Blick auf die Finger des neugierigen Nachwuchses haben. Denn den gefährlichen und mitunter sogar tödlichen Strom kann man nicht sehen.


Laut dem Verband VdE ist die Anzahl tödlicher Stromunfälle in den letzten Jahren auf einem niedrigen Niveau geblieben. 2019 kam es in Industrie und Gewerbe zu sieben und in sonstigen Bereichen zu 25 Todesfällen durch Strom. Wie häufig Stromunfälle insgesamt in Deutschland sind, ist unklar, da nicht jeder zum Arzt geht, wenn er einen Stromschlag bekommt.

Beruflich kommt es auch zu Stromunfällen. Hier sind Elektriker häufiger betroffen als andere Berufsgruppen. Eine Besonderheit im beruflichen Bereich ist jedoch der Umgang mit Kraftstrom und Hochspannung. Diese Stromarten bergen andere Gefahren als der Haushaltsstrom.

Gefahr einer Herzrhythmusstörung

Bei einem Stromschlag kommt es versehentlich zu einem Kontakt mit Strom. Im Haushalt handelt es sich in den meisten Fällen um sogenannte Niederspannung. Diese hat eine Spannung von 230 Volt. Die größte Gefahr besteht bei dieser Art des Stroms darin, dass der Stromimpuls eine gefährliche Herzrhythmusstörung auslösen kann.

Im Körper werden viele Funktionen mittels elektrischer Erregungen gesteuert. Dieses feine Gleichgewicht, das auch den Herzrhythmus steuert, kann schon durch kleine Ströme aus dem Takt geraten. Es droht ein lebensbedrohliches Kammerflimmern, welches wiederum nur mit dem Stromimpuls eines Defibrillators durchbrochen werden kann.

Daher hängt die Gefährlichkeit bei einem Stromschlag maßgeblich davon ab, welchen Weg der Strom durch den Körper des Verunfallten nimmt, und wie lange er auf die verunfallte Person einwirkt. Dabei ist der in Deutschland übliche Wechselstrom gefährlicher als Gleichstrom, weil er schneller Herzrhythmusstörungen auslösen kann.

Fließt der Strom über das Herz, besteht unmittelbare Lebensgefahr. Das Herz benötigt, um das Blut durch den Körper zu pumpen, einen geregelten Ablauf. Wird dieser Takt durch den Strom gestört und Kammerflimmern ausgelöst, pumpt das Herz kein Blut mehr. 

Bei Hochspannung drohen andere Gefahren. Bei mehr als 1.000 Volt kommt es durch den Lichtbogen zu äußerlichen Verbrennungen. Zudem nimmt der Körper innerlich, während der Strom durch ihn fließt, ebenfalls enormen Schaden. Zudem kann Hochspannung "springen". Das heißt, dass man die Stromquelle nicht immer berühren muss, um einen Stromschlag zu bekommen.

Was kann man im Falle eines Stromschlags tun?

Bei Hochspannung gilt: Halten Sie Abstand und rufen Sie den Rettungsdienst und weitere Spezialisten wie beispielsweise geschultes Personal des Betriebes, der den Strom nutzt. Geschultes Personal muss zuerst sicherstellen, dass von der Stromquelle keine Gefahr mehr ausgeht.

Kommt es im Haushalt zu einem Stromschlag, sollte man umgehend den Strom am Sicherungskasten abschalten oder den Stecker des betroffenen Gerätes ziehen. Erst dann kann man sich um den Verletzten kümmern, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Ist die Person ansprechbar, sollte man dennoch einen Arzt aufsuchen, um ein EKG anfertigen zu lassen und unter Umständen weitere Tests durchzuführen.

Man kann nach einem Stromschlag von einem Herz-Kreislaufstillstand ausgehen, wenn eine Person auf laute Ansprache oder Berührung keine Reaktion zeigt und zudem keine normale Atmung aufweist.

Wenn nach Überstrecken des Nackens und Anheben des Kinns keine Bewegungen des Brustkorbes erkennbar sind, ist von einem Atemstillstand auszugehen.

Zeigt die Person keine Reaktion und keine Atmung, sollte man umgehend den Notruf 112 wählen. Hierbei ist es ratsam, die "Freisprechen Funktion" zu nutzen, um den Anweisungen des Notrufmitarbeiters zu folgen.

Der Druckpunkt für die Herzdruckmassage liegt in der Mitte des Brustkorbes auf dem Brustbein. Die Herzdruckmassage sollte mit einer Tiefe von 5-6 cm und mit einer Frequenz von ca. 100 Kompressionen pro Minute durchgeführt werden. Die Herzdruckmassage wird kontinuierlich bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortgeführt. Wenn möglich und vorhanden, sollten Umstehende einen AED holen. Ist ein solcher Defibrillator vorhanden, kann man den Anweisungen des Gerätes Folge leisten. (Adrian Böhm) +++


Symbolbild: Pixabay
OlN-Arzt Adrian Böhm klärt auf
Archivfoto: ON/Hendrik Urbin

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