Insgesamt 2.830 Menschen getötet
Im Vergleich zum Vorjahr: Mehr Tote und Verletzte bei Verkehrsunfällen
Foto: Julian Stratenschulte/dpa
28.02.2024 / WIESBADEN -
Insgesamt 2.830 Menschen sind nach vorläufigen Angaben vergangenes Jahr bei Unfällen auf deutschen Straßen getötet worden, 42 mehr als 2022. Vor allem die Entwicklung bei den Fußgängern fällt auf.
Mehr Unfälle, mehr Tote, mehr Verletzte: Die Verkehrsstatistik zeigt für das vergangene Jahr in zentralen Punkten einen negativen Trend. Insgesamt starben 2.830 Menschen bei Verkehrsunfällen auf deutschen Straßen - 1,5 Prozent oder 42 Personen mehr als im Jahr davor, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden unter Berufung auf vorläufige Ergebnisse mitteilte. Rund 364.900 Menschen wurden demnach 2023 bei Verkehrsunfällen verletzt, 1,0 Prozent mehr als 2022.
Die Zahlen liegen aber unter dem Vor-Corona-Niveau: Im Vergleich zum Jahr 2019 zogen sich 7,1 Prozent weniger Menschen tödliche Verletzungen zu, 5,0 Prozent weniger Menschen wurden verletzt. Die Gesamtzahl der Unfälle überstieg 2023 erstmals seit 2019 wieder knapp die Grenze von 2,5 Millionen, der Zuwachs im Vorjahresvergleich betrug 4,5 Prozent, wie das Bundesamt mitteilte.
Hoher Anstieg bei getöteten Fußgängern
Detailliertere Ergebnisse liegen dem Bundesamt für den Zeitraum Januar bis November 2023 vor. Bei den getöteten Fußgängerinnen und Fußgängern gab es demnach einen starken Anstieg von 12,3 Prozent oder 40 Menschen. Bei den getöteten Insassen von Güterkraftfahrzeugen gab es dagegen ein Minus von 13,3 Prozent oder 16 Personen. Bei den getöteten Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern wurde ein Minus von 7,6 Prozent oder 35 Personen ermittelt.Fußgängerinnen und Fußgänger müssten besser geschützt werden, forderte die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer, Kirstin Zeidler, mit Blick auf die Zahlen. Dies gelte besonders für die ohnehin wachsende Gruppe älterer Menschen. Von den getöteten Fußgängern zwischen Januar und November seien 55 Prozent mindestens 65 Jahre alt gewesen.
Auch Unfallforscher Siegfried Brockmann von der Björn Steiger Stiftung sagte, die Städte müssten den Fußverkehr besser messen und dementsprechend sichere Möglichkeiten zum Überqueren von Straßen einrichten. Es gebe in dem Bereich noch eine Menge zu tun. Dazu gehörten auch mehr Tempo-30-Zonen mit entsprechender Überwachung.
Verband wirft Politik Versagen vor
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sprach von einem Versagen der Verkehrspolitik. Eigentlich habe die Ampel-Regierung das Ziel ausgegeben, dass niemand mehr im Verkehr zu Schaden komme, die "Vision Zero". Würde dies ernst genommen, müssten Tempo 120 auf Autobahnen, 80 auf Landstraßen und Tempo 30 innerorts als Regelgeschwindigkeit eingeführt werden. Der Anstieg der Unfallzahlen sei besorgniserregend und mache deutlich, dass das Thema Verkehrssicherheit und Unfallverhütung wieder ganz oben auf die Agenda gesetzt werden müsse, forderte der TÜV-Verband.Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat sprach von einer enttäuschenden Entwicklung und verwies auf die hohe Gefahr von Unfällen auf Landstraßen, denen seit Jahren etwa 60 Prozent der Getöteten zuzuordnen seien. Tempo 80 auf engen Landstraßen wäre daher eine einfach umzusetzende Maßnahme, die sofort Menschenleben retten würde. Ein großer Teil des Landstraßennetzes sei für Tempo 100 nicht geeignet.
Die meisten Todesopfer gab es 2023 im Straßenverkehr gemessen an der Einwohnerzahl in Sachsen-Anhalt mit 59 und in Niedersachsen mit 52 je einer Million Einwohnerinnen und Einwohnern, wie das Bundesamt mitteilte. Weit unter dem Bundeswert von 34 Getöteten je einer Million Einwohnern lagen die Stadtstaaten Bremen mit 18, Hamburg mit 15 und Berlin mit 9 Menschen, die starben. Das gilt auch für Nordrhein-Westfalen mit 24 Getöteten. (dpa) +++