Nachdreher zur SG Barockstadt

Eine Steigerung fürs Hessenderby am Sonntag ist wünschenswert

Strahlt Stabilität und Ruhe aus: SGB-Keeper Samuel Zapico
Archivfotos: Carina Jirsch

27.02.2024 / FULDA - Bisweilen divergieren die Meinungen von Fußball-Trainern bei Pressekonferenzen. Grundsätzlich aber sind sie einer Meinung. Auch bei der Betrachtung des Spiels der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz gegen den SV Freiberg war das der Fall. 1:0 endete der Vergleich zweier Teams auf Augenhöhe in der Regionalliga Südwest. Das Ergebnis freut alle Anhänger der SGB: Sie verbesserte sich durch diesen knappen Erfolg auf Platz vier der Tabelle.


Drei Punkte nur beträgt der Rückstand des Fuldaer Teams auf den Tabellenzweiten, die U23 des Bundesligisten der TSG Hoffenheim; sieben Zähler sind es bis auf den Ersten der Rangliste, die Stuttgarter Kickers. Eine Situation, die die SGB kennt - und die sie schon einige Male in dieser laufenden Saison in Händen hielt. Jetzt aber, wo der Kader optimiert scheint, wachsen auch die Erwartungen - zumindest bei den Anhängern. Gehen wir von drei Absteigern aus, hat die SGB auf den drittletzten Platz bereits 19 Punkte Vorsprung - hier dürfte also, im Gegensatz zum vergangenen Jahr, absolut nichts mehr passieren. 

Bleiben wir zunächst noch etwas bei der Partie gegen Freiberg. "Ein typisches Auftaktspiel", nannte Gästecoach Roland Seitz den zähen Vergleich mit wenig Unterhaltungswert; nur für Fußball-Taktiker gab er was her. Es sei "erstmal wichtig gewesen zum Auftakt, dass wir keine Fehler machen", ergänzte Seitz, "das ist uns nicht gelungen". Er wusste, dass es seinem Team nicht gut stand, das entscheidende 0:1 kurz vor der Pause nicht gut verteidigt zu haben. Es fiel nach einer Ecke. Die Restverteidigung stimmte gar nicht - und er wusste, dass dieses taktische Fehlverhalten auf diesem Niveau eigentlich gar nicht passieren sollte.

Stabiler Keeper "Zapi", "die Kette stand gut"

Andererseits: Es war toll gemacht von der SG Barockstadt. Dieser mustergültige Konter, den der starke Keeper Samuel Zapico mit schneller Befreiung einleitete, bis Moritz Reinhard punktgenau den Torschützen Dennis Owusu bediente. In seiner Entstehung war der Treffer oberstes Fußball-Regal. Auch SGB-Trainer Sedat Gören freute sich über die Leistung seines Torwarts, der bis hierher eine starke und stabile Saison spielt. ´Weiterer Pluspunkt der SGB: das Defensivverhalten. 

Nicht nur jenes als Team. "Wir haben keine Torchance zugelassen. Die Kette stand gut", lobte Gören. Immerhin lief die mit leicht verändertem Gesicht auf: Neuzugang Clint Essers verteidigte rechts - und er tat das sehr solide. Milian Habermehl ist nicht so ganz neu - er scheint aber an einem Punkt angelangt zu sein, an dem man sagt: Der junge Kerl ist in der Lage, 65 oder 70 Prozent in den Mannschaftstopf zu werfen.  Über die Verlässlichkeit Aaron Freys oder die von Kevin Hillmann brauchen wir nicht zu reden.

Konkurrenzdenken ist angekommen bei der SGB

Gut auch der Kader, in und an dem sich einiges getan hat: Leben. Wie bei pulsierendem Straßenverkehr, bei einem Perpetuum mobile. Konkurrenzdenken ist angekommen bei der SG Barockstadt. In jedem Mannschaftsteil, auf allen Positionen tun sich Optionen auf. Echte Optionen. "Wenn du was erreichen willst, musst du so einen Kader haben", meinte Gören, "dass wir nachlegen können. Dass wir nachschieben können". Für einen Moment mag sich der Coach gefühlt haben wie ein Kind, dem zu Weihnachten Wünsche erfüllt werden. Und dessen Augen leuchten.

Doch halt, zu viel des Lobes hat noch niemandem gut getan. Die SGB hat sich durch zwei Siege reingearbeitet in die Saison - und sie weiß, was sie verbessern muss. Zumal am Sonntag Kickers Offenbach zu Gast ist in der Johannisau. Kämpfen und starken Willen zu zeigen, sich drei Punkte zu erarbeiten - das sind Grundvoraussetzungen bei Spielen dieser Jahreszeit. 

Das Fuldaer Team muss im Spiel mit Ball tüchtig zulegen

Doch das Spiel heißt ja Fußball - und hier muss die SGB in einigen Bereichen zulegen. Das kompakte Auftreten als Team sollte verbessert werden - in beide Richtungen des Umschaltspiels. Vor allem im Spiel mit Ball; das Rückzugsverhalten ist okay. Schneller zu spielen, wacher zu sein, schneller den Mitspieler zu finden, Pass- und Positionsspiel sollten verbessert werden - all das steht auf der Agenda. Auch Pressing-Situationen als Team wirkungsvoller zu initiieren und umzusetzen. Gerade in der speziellen Situation des Hessenderby-Charakters ist das wichtig. 

Brisanz ist ohnehin gegeben. Egal, wo eine Mannschaft steht in der Tabelle bei solchen Spielen. Zudem kehrt ja mit Ex-Manager Sebastian Möller ein markanter Kopf zurück, der der SGB jahrelang gut zu Gesicht stand. Möller hatte ja im Sommer vergangenen Jahres mit dem Bieberer Berg in Offenbach ein neues Arbeitsfeld gefunden. Es lohnt sich, am Sonntag in die Johannisau zu kommen. Ganz bestimmt. Das spürt auch Osthessen|News. (wk) +++









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