Der Stadtpfarrer bei O|N

Die Fastenzeit – "Kehr um und glaubt an das Evangelium!"

Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

21.02.2024 / FULDA - Gleich zu Beginn der Fastenzeit spricht Jesus aus, worum es ihm geht: "Kehrt um!" Dies kann man im Evangelium nachlesen (Mk 1,15). Kurz und bündig. Er richtet sich dabei scheinbar gar nicht konkret an bestimmte Personen, sondern verkündet ganz allgemein dort, wo er unterwegs ist, in Galiläa.



Sein Ruf zur Umkehr gilt somit allen Menschen. Mit seinem Wort des Umkehrens meint Jesus, dass die Menschen nicht mehr nach den bisherigen Regeln leben sollen. Er sagt auch: "Die Zeit ist erfüllt." Jetzt, wo er als der Messias in die Welt gekommen ist und das Reich Gottes verkündet, ist eine neue Zeit angebrochen. In seinen Worten deutet er schon an, was wir am Osterfest erleben: Durch Jesu Tod und Auferstehung sind wir neue Menschen.

Aber der Reihe nach: Gleich nach seiner Taufe durch Johannes im Jordan wird Jesus vom Geist in die Wüste geführt – getrieben, so heißt die Stelle im Markusevangelium. Bei der Taufe wurde er durch die Stimme aus der Wolke als der geliebte Sohn gerufen. Nun beginnt seine Sendung unter den Menschen. Bevor er verkündet, predigt, zu den Menschen geht, verweilt er vierzig Tage mit sich selbst in der Wüste. Diese Zeitspanne der Vorbereitung und inneren Einkehr ist offenbar wichtig, um eine innere Entwicklung zu vollziehen.

Der Evangelist teilt uns mit, dass er dort vom Teufel in Versuchung geführt wird, aber das scheint keine große Rolle zu spielen, denn es hat keinen Einfluss auf seine entschiedene Haltung. Jesus lebt sogar mit wilden Tieren, aber zugleich dienen ihm die Engel. Das Bild der "wilden Tiere" ist auch aus Jesaja bekannt (vgl. Jes 11,6–8). Es besagt: Wo Gottes Gerechtigkeit herrscht, gibt es keine Furcht. Weil es in der Wüste kaum Nahrung gibt, fastet Jesus tatsächlich auch. Die vierzig Tage in der Wüste kann Jesus aus der Kraft des Vaters und aus Gottes Geist unbeschadet durchleben. So sind uns nun auch die 40 Tage der Fastenzeit gegeben. Der Mensch hat alles, meist mehr als er braucht. Um die Annehmlichkeiten unseres Wohlstands aber als ein Geschenk zu betrachten, braucht man einen achtsamen Umgang.

Erst ein Blick aus der Distanz lässt erkennen, dass das, was uns scheinbar so selbstverständlich zur Verfügung steht, ein Geschenk ist, für das wir entsprechend dankbar sein können. Genau dafür brauchen wir eine Fastenzeit. Eine Zeit der Reife, in der wir nicht so vielen Reizen des Alltags ausgesetzt sind. Eine Zeit der Entwicklung, in der sichtbar werden kann, aus welcher Quelle wir eigentlich schöpfen, um zu leben.

In einem Gedicht des Schriftstellers Bert Brecht heißt es: "Geh ich zeitig in die Leere, komm ich aus der Leere voll. Wenn ich mit dem Nichts verkehre, weiß ich wieder, was ich soll." Die Erfahrung von Nichts und Leere wird als hilfreich und fruchtbringend erlebt. Sie mündet nicht in Tod und Untergang, sondern in etwas Neuem. Eine Zeit der Leere, ohne Ablenkung, wird als Zeit erlebt, in der man sich auf sich selbst konzentrieren kann, den eigenen Geist klären, sich orientieren, was der eigene Weg sein soll. Die innere Haltung soll sich festigen.

Vierzig Tage sind dafür nicht schlecht. Und da kommt Jesus ins Spiel. "Die Zeit ist erfüllt", sagt Jesus, das heißt, die Zeit ist jetzt da, es ist so weit, dass eine neue Orientierung, eine neue Haltung Platz bekommen soll. Er selbst beginnt nun mit seinem Wirken: er heilt Kranke, er isst mit seinen Jüngerinnen und Jüngern, er begegnet den unterschiedlichsten Menschen, er schenkt Hoffnung. Der Beginn seiner Sendung ist ein Auftrag an alle, die ihm nachfolgen. Es ist der Glaube an das Reich Gottes, das Vertrauen in sein heilendes Wirken, das den Menschen begleitet.

Das bedeutet: Wir sind immer gehalten von ihm. Wenn Jesus sagt: "Kehrt um – tut Buße – und glaubt an das Evangelium", wenn wir an seine Worte, sein Heilsversprechen glauben, haben wir nichts zu fürchten. Mit ihm ist eine neue Zeit angebrochen, die bis heute andauert. Die Zeit der Vorbereitung als innere Reifung ist wichtig, um zu verstehen, was Jesus uns verspricht. Wir sind herausgefordert, ihm nachzufolgen, denn es ist Zeit, zu verstehen, was Jesus meinte mit "das Reich Gottes ist nahe". Nehmen wir die Fastenzeit als geschenkte Zeit wahr. (Stefan Buß) +++

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