Kampf gegen verstopfte Adern

Dr. Schneider zu Behandlungsmöglichkeiten bei Arteriosklerose und AVK

Dr. André Schneider, leitender Oberarzt und Sektionsleiter der Gefäßchirurgie am Kreiskrankenhaus des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA), informiert zum Thema AVK. Verstopfte Adern stellen ein Problem dar, das behandelt werden sollte.
Foto: KKA

19.02.2024 / ALSFELD - Sie kommt schleichend, ist eine typische Alterserkrankung und bleibt tückischer Weise lange unbemerkt: die Arteriosklerose. "Denn Krankheitszeichen verursacht sie erst, wenn eine Ader bereits zu 75 Prozent verengt ist", leitet Dr. André Schneider den Auftakt zur Vortragsreihe des Kreiskrankenhauses des Vogelsbergkreises in Alsfeld (KKA) ein. In den Mittelpunkt stellt der leitende Oberarzt und Sektionsleiter der Gefäßchirurgie dabei die Behandlung verstopfter Adern, die auch zu "arteriellen Verschlusskrankheiten" (AVK) führen können.



Die Arterienverkalkung ist eine Systemerkrankung, bei der sich Kalkablagerungen in den Wänden der Adern bilden, und diese so verengen. Sie tritt an verschiedenen Stellen im Körper auf: "In den Halsschlagadern kann sie etwa zu Schlaganfällen, in den Herzkranzgefäßen zu Infarkten, in den Beinen zu Verschlusskrankheiten führen", weiß der Mediziner. Wirklich aufzuhalten ist dieser Prozess nicht. "Allerdings gibt es eine große Zahl vermeidbarer Risikofaktoren", merkt der Mediziner an. Rauchen, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte oder Diabetes Mellitus spielen eine große Rolle. "Zwar gibt es auch erbliche Vorbelastungen, trotzdem kann durch einen gesunden Lebensstil einiges gewonnen werden", merkt Dr. Schneider an.

Weltweit leiden rund 250 Millionen Menschen an arteriellen Verschlusskrankheiten, die in vielen Fällen zu Amputationen und stark verminderter Lebenserwartung führen können. "Im Jahr 2011 musste in Europa etwa alle sieben Minuten eine Amputation durchgeführt werden. Zwar fallen in diese Statistik auch andere Ursachen, trotzdem waren 80 Prozent der Amputationen auf Durchblutungsstörungen zurückzuführen", sagt Dr. Schneider. Auch in Deutschland noch immer mehr als ein Drittel der Amputationen durchgeführt, ohne dass vorher eine Gefäßdiagnostik erfolgt war. "Wahrscheinlich sind viele Amputationen an den unteren Extremitäten vermeidbar. Doch die Krankheit ist vielerorts unterdiagnostiziert und -therapiert, obwohl sie die Lebenserwartung drastisch verkürzt und immer auch auf Durchblutungsstörungen in den Herzkranzgefäßen hinweist", führt er aus.

Vorsorge besser als Nachsorge

Ist die Arteriosklerose so weit fortgeschritten, dass sie gesundheitliche Probleme macht, gibt es verschiedene Therapieansätze, "allerdings lassen sich nur Symptome behandeln. Umkehrbar ist der Prozess nicht", schränkt der Mediziner ein.

Im Wesentlichen gibt es zwei Verfahren, die heute individuell angepasst verwendet werden: Rekonstruktionen – und somit in der Regel größere Operationen, um Bypässe einzusetzen – sind meist mit längeren Krankenhausaufenthalten und Beeinträchtigungen durch die Operation verbunden. Rekanalisationen hingegen, bei denen verengte Adern wieder durchgängig gemacht werden, sind bei weitem weniger invasiv. Dabei können mittels Katheteruntersuchung Verschlüsse und Verengungen mit Druck gedehnt, beschichtete Stents eingesetzt, oder mit Fräsköpfen Ablagerungen entfernt werden.

"Die Rekanalisationsverfahren sind schonender, allerdings sind wir dabei auf Röntgenstrahlen und Kontrastmittel angewiesen", erklärt der Mediziner. In vielen Häusern wird dabei auf risikoreiche und Organe stark belastende Mittel zurückgegriffen. "Am KKA hingegen haben wir den Einsatz der Kontrastmittel ein Minimum reduziert, da wir größtenteils auf CO2 zurückgreifen", unterstreicht Dr. Schneider. Bei der sogenannten CO2-Angiografie wird Kohlensäure als Kontrastmittel in die Adern eingeleitet, um klare Aufnahmen des Blutkreislaufs zu generieren. "Mit einem erfahrenen Gefäßspezialisten-Team können wir so am KKA jedem Patienten die individuell beste und vor allem schonende Behandlung bieten", unterstreicht Dr. Schneider abschließend.

Programm der Vortragsreihe

Die Vortragsreihe in der Cafeteria des KKA lädt Interessierte immer am ersten Dienstag im Monat zu informativen Abenden ein. Von März bis Dezember stehen Fachleute des KKA zu verschiedenen Themen Rede und Antwort. Am Dienstag, 5. März, übernimmt Dr. Daniel Rosca. Er wird zu neuen MINI HIP-Implantaten referieren, die bei Arthrose im Hüftgelenk Abhilfe schaffen sollen. Im April spricht Dr. Steffen Lancee, ärztlicher Leiter und Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, zum Thema "Tageschirurgie", bevor er im darauffolgenden Monat Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts thematisiert. Vor der Sommerpause spricht Dr. Mostafa Beizai zum Thema Osteoporose, bevor Dr. Arno Kneip im September zum richtigen Zeitpunkt bei Gelenkersatz in Knie und Hüfte referiert. (pm) +++

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