Jährliche Tradition
Zugrindertreffen bei Karl-Wilhelm Becker in Lehrbach
Fotos: Astrid Masson
15.02.2024 / KIRTORF -
Jährlich im Februar treffen sich 30-60 Menschen bei einem Rindergespannführer irgendwo in Deutschland. Dieses Mal hatte Karl-Wilhelm Becker in den Vogelsberg nach Kirtorf Lehrbach eingeladen. Mit am Samstag circa 38 und an beiden Tagen etwa 50 Teilnehmern war das diesjährige Treffen der Zugrinderleute, trotz des etwas trüben Wetters, gut besucht.
Der Vogelsberg ist ein wichtiger Ursprung des roten Höhenviehs. Der ursprünglich dort heimische Schlag, das Vogelsberger Rotvieh, ist einzeln nicht mehr erhalten, ist aber neben dem Harzer Rotvieh in großen Anteilen im roten Höhenvieh enthalten. Entsprechend hält und züchtet Karl-Wilhelm Becker seit vielen Jahren diese Rasse mit einigen Kühen.
Kühe von vier bis zwölf Jahren
Bereits Wochen vor dem Treffen hat Karl-Wilhelm mit seinem Team von Helfern begonnen, einen Vierspänner seines roten Höhenviehs zu trainieren und mit Geschirren auszustatten. Die Kühe im Alter von vier bis zwöf Jahren: Heidi, Lisa Marie und Gerlinde, sowie die Färse Efeu machten sich prächtig vor dem Leiterwagen des Oldtimervereins Ohmtal. Zu Hause bleiben musste der achtjährige Ochse Karl Heinz.Das i-Tüpfelchen war Kalb Lotti, die ans Halsband ihrer Ammenmutter gebunden, alles wie eine Große mitmachte und auch gleich mitlernte. So wie es damals auch üblich war, als Kuhgespanne bis vor 50-80 Jahren in den Mittelgebirgen noch ein selbstverständlicher Anblick waren. Beim Blick auf das Gespann mit den traditionell ortsüblichen Dreipolsterkummets mit roten Hamen fühlte man sich dann auch in diese Zeit zurückversetzt.
Viele helfende Hände
Darunter Nachbarn wie Steffan van Leuwen, aber auch Bauern und Bäuerinnen wie Reinhardt Seim, Birgit Schremser oder der langjährige Züchter von rotem Höhenvieh und Mitbegründer des Vereins 'Rotes Höhenvieh alter Zuchtrichtung' Alfred Haberlach. Von dessen Betrieb stammen auch Vorfahren und einzelne Tiere, wie Kalb Lotti- von Karl-Wilhelms Zuchtbestand. Von der Abholung der Gäste vom Bahnhof, über Kaffee und Kuchen in einem Nebengebäude, die Bewirtung im Dorfgemeinschaftshaus, bis hin zum Frühstück, war für uns alle bestens gesorgt.
Insgesamt sieben Tiere angespannt
Unter den Gästen befand sich auch Familie Döring mit zwei Ochsen der Rasse Rätisches Grauvieh. Auch dieses Gespann nahm an den Rundfahrten teil, sodass insgesamt sieben Tiere angespannt waren. Dörings züchten schon lange diese Rasse und haben immer wieder Gespanne ausgebildet und verkauft.Becker's anfängliche Karriere mit Zugrindern
Karl-Wilhelm Becker hatte 1997 in der Wetterau erstmals selbst ein Rindergespann gesehen. Durch verschiedene Umstände landete das komplette Gespann schließlich bei ihm. Das war der Anfang seiner Karriere mit Zugrindern. Es folgte eine Vorstellungsrunde, bei der sich folgendes, sehr vielfältiges Teilnehmerbild zeigte:Elf Gespannführer, teilweise in Teams, von insgesamt mindestens 12 Gespannen oder Einzelzugrindern waren unter den Teilnehmern. Mindestens sechs der anwesenden Rinderbesitzer haben begonnen oder haben den Plan, sich ein Rind oder Gespann anzulernen. Dazu (hier gibt es Doppelnennungen) einen Fotografen und Kameramann mit Zugrindern als einem seiner Hauptthemen. Eine Handvoll Pferdegespannführer, zwei Archäologen, zwei Menschen aus dem Museumsbereich, zehn Herdbuchzüchter einer bedrohten Rinderrasse, eine Administratorin der Website "Zugrinder.de".
Folgende Rassen gezüchtet
Folgende Anzahl der Teilnehmer hielten oder züchteten diese Rassen (HB= Herdbuchzucht): ein Glanvieh (HB), ein Gelbvieh (HB), neun rote Höhenvieh (davon acht HB Betriebe), ein Murnau Werdenfelser, ein Hinterwälder, ein Fleckvieh, ein Texas Longhorn, ein Pinzgauer, ein Vogesenrinder.Es gibt aber auch immer einen pädagogischen Aspekt im Hintergrund: Anhand auf der Pflugschleife mitgeführtem Ackergerät werden Themen von landwirtschaftlichen Tätigkeiten bis zu bedrohten Rassen thematisiert. Ihm ist wichtig, das Leben und die Arbeit auch von kleinen und ärmeren Bauern bis in die 1950er Jahre zu thematisieren. Das Ganze findet teilweise in Mundart und mit eingängigen Wortspielen statt: "Was ist die Kuh? Die Kuh isst Gras. Die Kuh ist nicht dumm!".
Daran kann man sehen: Karl-Wilhelm versteht etwas von Rindern. (pm) +++