Durchbruch bei der "Fettleber" 2023

Neue Medikamente und aus NASH wird MASH: "Fettleber" gibt es nicht mehr

"Fettleber" – hinter der Lebererkrankung steckt oft eine behandelbare Stoffwechselstörung. Und genau das sagt die neue Bezeichnung MASH (metabolische Dysfunktion-assoziierte Steatohepatitis) auch aus.
Grafik: iStock/ piotr_malcyk

26.02.2024 / ANZEIGE - Foaset vorbei - jetzt ist Fasten angesagt. Das ein oder andere Glas zu viel getrunken, Foaset heißt unter anderem auch Alkoholkonsum – was nun? Schnell wird eine Lebererkrankung als reine Alkoholfolge eingeschätzt. Bei dieser Einschätzung gibt es eine Veränderung: Die Fettleber als reine Folge von Alkoholkonsum trifft bei den meisten Betroffenen so nicht zu. MASLD/MASH, so die aktuell korrekte fachspezifische Bezeichnung für Fettleber, hat mit dem gelegentlichen "Suff" nichts zu tun. Behandelbare Stoffwechselstörungen rücken in den Vordergrund. Alkohol als Risikofaktor bleibt natürlich weiter bestehen, aber eben nicht als Hauptursache.


  
"Die betroffenen Menschen werden durch die neue Bezeichnung viel besser getroffen", erklärt Prof. Dr. med. Bernd Kronenberger, Chefarzt der Allgemeinen Inneren Medizin des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda, "durch die neue Bezeichnung hat das alte Krankheitsbild ‘Fettleber’ eine neue Einordnung bekommen. Jetzt erfassen wir damit auch Menschen, die angeborene Lebererkrankungen haben. Und die schlanken Menschen mit diesem Krankheitsbild, die mit Funktionsstörungen im Fettstoffwechsel. Wir stigmatisieren nicht mehr." Der Fokus wird auf behandelbare metabolische Erkrankungen gerichtet, die hauptsächlich die Prognose bestimmen.
  
Die Bezeichnung "Fettleber" ist weit verbreitet. Der Begriff "Fett" ist neben Alkohol die zweite Stigmatisierung, die weg soll: Wer an einer Fettleber leidet, ist nicht unbedingt "fett" und nicht unbedingt Schuld an der Erkrankung. Verwendet werden soll daher der lateinische Name "steatotische Lebererkrankung", weil der weniger diskriminierend ist.
  




"Durchbruch bei der Steatohepatitis" – 2023 neue Medikamente gefunden  

  
Früher sprach man von NASH, also einer nicht-alkoholischen Steatohepatitis, wenn die Leber entzündet war. Heute wird das Krankheitsbild als MASH (metabolische Dysfunktion-assoziierte Steatohepatitis) bezeichnet. Liegt noch keine Entzündung vor, heißt es MASLD (metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung). Durch die neuen Namen wächst in der hausärztlichen Versorgung das Bewusstsein für eine differenzierte Diagnostik für Stoffwechselerkrankungen im Allgemeinen. Die alkoholische Lebererkrankung (ALD) gibt es natürlich weiterhin, aber nur, wenn wirklich der Alkohol überwiegt.

Die Umbenennung wurde 2023 aufgrund medizinischer Durchbrüche beschlossen: Zwei Klassen von Medikamenten aus der Diabetes-Therapie und aus der Therapie von Stoffwechselerkrankungen erwiesen sich als voller Erfolg bei der Behandlung von MASLD/MASH. Die Zulassung ist in Arbeit. Würde man den Alkohol- bzw. Nicht-Alkoholkonsum weiter als Hauptkriterium nehmen, droht, dass viele Patienten und Patientinnen die neuen, sehr wirksamen Medikamente nicht bekommen, obwohl sie davon profitieren würden.
  

Etwa ein Viertel der Bevölkerung betroffen  

  
In der Bezeichnung MASLD/MASH werden viele Lebererkrankungen zusammengefasst, die auf eine Störung des Stoffwechsels (vor allem Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen) zurückzuführen sind. Es handelt sich um die häufigste Diagnose innerhalb der Lebererkrankungen. Etwa ein Viertel der Bevölkerung leidet schätzungsweise unter einer "Fettleber". Das entspricht etwa 18 Millionen Menschen in Deutschland, Tendenz steigend. Und MASLD/MASH ist nicht harmlos. Die Erkrankung endet in 10 Prozent der Fälle mit einer zerstörten Leber. Sie erhöht das Risiko für Leberkrebs, für Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (um etwa 20 Prozent). Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt um 40 Prozent und damit erheblich.

Vor allem dieses hohe Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, also Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, macht eine frühe Diagnose so wichtig. Die Leberwerte im Blut, vor allem GPT, GOT und gGT zeigen bestehende Risiken. Die Ermittlung der Werte kann die Hausarzt-Praxis leisten. Man kann hier auch nach der Hb1c-Konzentration fragen, also dem Langzeit-Blutzuckerwert, der bei Diabetes erhöht ist. Die Cholesterin-, also Triglycerid- und LDL-Werte sind gleichermaßen interessant. Wichtig ist das vor allem für Menschen, die an einer bereits bekannten Erkrankung des (Fett)Stoffwechsels leiden. Auch Menschen mit Übergewicht, mit Blutdruckproblemen oder in Blutdrucktherapie sollten ihr erhöhtes Risiko für die "Fettleber", die jetzt nicht mehr so heißt, kennen.
  

Erhöhtes metabolisches Risiko 

  
Eine schlecht eingestellte Blutdrucktherapie kann in MASLD/MASH führen. Deshalb ist die Abklärung auffälliger Leberwerte so wichtig, auch wenn Betroffene weder unter Übergewicht leiden noch Alkohol trinken. Auf diese eher unauffällige Gruppe von Menschen will die neue Bezeichnung der Lebererkrankungen durch Stoffwechselstörungen aufmerksam machen. Aber auch Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterin-Werte sind Risikofaktoren, die MASLD/MASH begünstigen.

Regelmäßige Bewegung, eine mediterran orientierte Ernährung und Schlafhygiene senken das Risiko für Lebererkrankungen. Bei Übergewicht ist eine langsame Gewichtsabnahme entscheidend. Das ist die konservative Therapie, die bei einer MASLD-Diagnose immer noch angeraten wird. Und Betroffene sollten natürlich weiterhin auf Alkohol verzichten. Auch wenn wir jetzt wissen, dass das Gläschen zur Foaset eben nicht gleich eine Lebererkrankung auslöst.
Weitere Informationen unter https://herz-jesu-krankenhaus.de/fachabteilungen/innere-medizin/ +++

Prof. Dr. Kronenberger, Chefarzt der Allgemeinen Inneren Medizin des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda.

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