"Nie wieder ist Jetzt"

1.500 Menschen setzen ein eindrucksvolles Zeichen gegen Rechtsextremismus

Rund 1.500 Menschen haben am Montagabend in Lauterbach gegen den Rechtsextremismus demonstriert
Fotos: Hans-Hubertus Braune

06.02.2024 / LAUTERBACH - Wow Lauterbach, das war ein eindrucksvolles Zeichen gegen Rechtsextremismus, Hass, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit: Rund 1.500 Menschen versammelten sich am Montagabend auf dem Marktplatz der Kreisstadt. Knapp 100 Unternehmen, Vereine, Institutionen und Parteien aus dem Vogelsberg hatten zu der Kundgebung aufgerufen.



Organisiert wurde sie von der Lauterbacher Initiative für Demokratie.

"Unsere Vogelsberger Gesellschaft steht zusammen – wir vereint, gegen rechtsextreme Hetze, Hass und Gewalt. Das aufgedeckte Geheimtreffen von Rechtsextremen und AfD-Funktionären in Potsdam zeigt, in welchem Ausmaß unsere Demokratie unter Beschuss steht. Bei der Veranstaltung wurden Pläne geschmiedet, wie massenhaft Menschen mit Migrationsbiografie aus Deutschland abgeschoben und deportiert werden könnten. Die AfD macht mit ihrer rechten Hetze menschenverachtende Politik und Rhetorik salonfähig. Der Rechtsruck ist auch im Vogelsberg deutlich spürbar und gefährdet unsere Demokratie. Wir schauen nicht länger still zu. Unsere Demokratie muss verteidigt und gestärkt werden. Und das zeigen wir alle gemeinsam", hatte die Initiative im Vorfeld zur Kundgebung geschrieben.

"Sei ein Mensch, beweisen wir es Tag für Tag"

Mit drei Redebeiträgen und Gesang machten sie auf die bedrückende Situation aufmerksam. Versammlungsleiterin Maya Wink und Moderator Erwin Fauß zeigten sich von der Beteiligung der Menschen aus Lauterbach und dem gesamten Vogelsberg sichtlich beeindruckt. Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller zeigte sich dankbar und zitierte zum Abschluss seiner eindrucksvollen Rede Marcel Reif. Dieser hatte vor wenigen Wochen seinen Vater Leon zitiert. Dieser habe gesagt: Sei ein Mensch. Vollmöller ergänzte: "Sei ein Mensch, sei ein Mensch, beweisen wir es Tag für Tag."

Beeindruckende musikalische Beiträge

Der "Gospel-Projektchor" Maar begeisterte mit dem Song "You're the Voice" von John Farnham. Später präsentierten Carolin Krah und Antje Margolf, Clanivova und Dirigentin Laura Feick den Song "Stell dir vor" von Phil Siemers und zum Abschluss der Kundgebung Anka Hirsch mit Akkordeon den Kanon Slalom Chaverim - mit dem neuen Text "Nie wieder ist jetzt - Aufstehen für Demokratie".

"Nie wieder ist jetzt, nie wieder ist immer"

In einem weiteren Redebeitrag sagte Susanne Bolduan von Soroptimist International: "Wir leben in Zeiten großer Veränderungen. Das alles geht nur gemeinsam. Populismus ist nicht hilfreich und spaltet die Gesellschaft." Sie sei seit einigen Wochen "richtig stolz auf mein Land", weil bis jetzt über eine Million Menschen auf die Straße gegangen sind und sich für ein Miteinander, Toleranz und Demokratie einsetzen. "Nie wieder ist jetzt, nie wieder ist immer", sagte sie zum Abschluss ihrer Rede unter dem Applaus der 1.500 Menschen.

"Die Würde des Menschen ist unantastbar"

Der Erste Kreisbeigeordnete Dr. Jens Mischak erhielt ebenso viel Beifall für seine eindringliche Rede. Zum Abschluss sagte er: "Ich komme zurück auf unser Grundgesetz: Dort heißt es in Artikel 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Von der Würde des Menschen ist die Rede – nicht von der Würde des Deutschen. Demokratie bedeutet Macht des Volkes. Jeder von uns ist ein Teil des Volkes. Macht bedeutet Verantwortung. Jeder von uns muss sich bewusst sein, dass er mitverantwortlich ist, auch für das gesamte politische und wirtschaftliche Geschehen".

Mischak bittet die Menschen: "Deshalb rufe ich Ihnen nochmal zu: Engagieren Sie sich! Für Zusammenhalt, für Verständigung, für Vielfalt und gegen Hass, Hetze, Rassismus und Antisemitismus. Zusammen und vereint – für eine Zukunft mit Zukunft. Das beste Geburtstagsgeschenk für unsere Verfassung wird sein: Verteidigen wir unsere Demokratie! Liebe Freundinnen und liebe Freunde: Nie wieder ist jetzt!" (Hans-Hubertus Braune) +++

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