"Geldautomatensprengung ist Bankraub 2.0"

Innenminister Poseck fordert hartes Vorgehen und Knast für skrupellose Täter

Hessens neuer Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck zeigt sich über die schrecklichen Bilder aus Eiterfeld entsetzt und kündigt im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS ein "härteres und strengeres Vorgehen" gegen die Geldautomatensprenger-Banden an.
Fotomontage: Hendrik Urbin

05.02.2024 / FULDA - Die Bilder von Eiterfeld im Kreis Fulda sind schrecklich. Sie zeigen die Skrupellosigkeit der Täter. Hessens neuer Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck (53, CDU) ist entsetzt und kündigt im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS ein "härteres und strengeres Vorgehen" gegen die Automatensprenger-Banden an. Zwar hätte es bei den letzten Geldautomatensprengungen auch Festnahmen gegeben, aber die Zahlen seien alarmierend. "So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen."


In Hessen wurden im letzten Jahr landesweit rund 60 Automaten gesprengt, in diesem Jahr schon 6. "Das ist blanke Zerstörungswut und am Beispiel von Eiterfeld kann man nur sagen: Zum Glück sind keine Menschen zu Schaden gekommen", sagt der Minister, der für die Sicherheit und den Heimatschutz im Land zuständig ist.

Poseck spricht Klartext. "Wir müssen härter gegen dieses Phänomen vorgehen. Die Geldautomatensprengung ist der Bankraub 2.0. Deshalb fordere ich einen neuen Straftatbestand, der sowohl die Sprengstoffexplosion als auch den Diebstahl erfasst, mit einer Mindestfreiheitsstrafe von fünf Jahren." Den klassischen Bankraub gebe es nicht mehr, er sei durch die Geldautomatensprengungen ersetzt worden. "In der Szene müssen wir eine Abschreckung erreichen. Das gelingt nur, indem wir strenger bestrafen." Häufig seien Geldautomaten dort, wo Menschen wohnen. "Sollte es Verletzte geben, sprechen wir von versuchtem Mord."

Schon bei seinem Amtsantritt war klar, wofür Roman Poseck steht: Null-Toleranz bei Clan-Kriminalität und Antisemitismus, deutliche Ausweitung der Fahndungsmöglichkeiten für Ermittler, weiterer Stellenaufbau bei Polizei und Verfassungsschutz, härtere Strafen für Angriffe auf Rettungskräfte und Polizisten. Und auch die Geldautomaten-Sprenger nimmt er ins Visier.

Innenminister Poseck spricht von Organisierter Kriminalität

"Die Täter kommen in der Regel aus den Niederladen, haben meistens aber einen nordafrikanischen Migrationshintergrund. Sie sind professionell, speziell für diese Taten ausgebildet und stellen eine große Gefahr dar, denn sie gehen mit extremer Brutalität und Skrupellosigkeit vor und richten immense Schäden an. Das ist Organisierte Kriminalität", sagt Innenminister Poseck und warnt die Bevölkerung davor, selbst aktiv zu werden. "Das ist lebensgefährlich. Ein sehr mutiger Mensch hat das kürzlich bei einer Geldautomatensprengung in Jossgrund im Main-Kinzig-Kreis getan. Das ist im Ergebnis gut ausgegangen, denn dadurch konnten Täter verhaftet werden, aber es mit großen Gefahren verbunden. Mein Appell: Halten Sie sich zurück und rufen Sie sofort den Polizei-Notruf 110."

Auch auf der Flucht schrecken die Verbrecher vor nichts zurück. Sie haben hochmotorisierte und vollgetankte Fahrzeuge, Sprengstoff und Ersatzbenzin dabei. "Die Gefahr ist umfassend."

Poseck setzt neben der Repression aber auch auf Prävention und nimmt die Kreditinstitute in die Pflicht. "Die Banken müssen ihre Vorrichtungen, die zur Verhinderung von Geldautomatensprengungen führen, verschärfen. Dazu gehören beispielsweise die Vernebelung, die Verklebung oder auch die Verfärbung. Geldautomaten mit diesen Schutzvorrichtungen werden in der Regel nicht gesprengt. Wir wissen, dass die Täter das im Vorfeld sehr genau beobachten." Der Innenminister will zu einem Banken-Gipfel einladen und den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität weiter vorantreiben. (Christian P. Stadtfeld) +++

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