50 Jahre an der Orgel in Müs

Bernhard Keller und die Königin der Instrumente sind ein eingespieltes Paar

Bernhard Keller spielt seit 50 Jahren die Orgel in Großenlüder-Müs. Dafür erhielt er die Sturmius-Medaille des Bistums Fulda.
Fotos: Christopher Göbel

02.02.2024 / GROßENLÜDER - Wenn Bernhard Keller die Kirche in Großenlüder-Müs betritt, dann führen ihn seine Schritte meistens direkt auf die Empore. Denn dort steht "sein" Instrument - die Orgel. Die Tasten des zweimanualigen Instruments der Orgelbau-Firma Hey aus der Rhön kennt Keller bestens - denn dort hat er vor 50 Jahren angefangen, Orgel zu spielen. Auch heute ist er kaum aus einer Messe wegzudenken. OSTHESSEN|NEWS traf den Kirchenmusiker an seiner Wirkungsstätte.



Mit 14 Jahren - also 1968 - packte ihn die Passion für das Orgelspiel. "Ich war vom ersten Tag an dabei, als die Orgel eingebaut wurde", erinnert Keller sich. Da hatte er bereits seit vier Jahren Klavierunterricht. "Die Möglichkeiten der Registrierung haben mich fasziniert", sagt der Organist. Die größte Schwierigkeit beim Erlernen des Orgelspiels sei die Benutzung der Pedale gewesen. Immerhin gilt die Orgel als "schwierigstes Instrument". "Ich habe mir das dann zum Teil autodidaktisch angeeignet", erzählt Keller. Allerdings nahm er auch regulären Orgelunterricht, in dessen Verlauf er mit seinem Orgellehrer Karl Fritz, dem damaligen Dommusikdirektor, auch auf der Domorgel in Fulda und in der Klosterkirche am Frauenberg spielen durfte.

"Das Instrument fordert mich"

Bereits mit 15 Jahren begann Bernhard Keller, die Werktagsmessen musikalisch zu begleiten. "Seitdem habe ich mit drei Priestern gearbeitet und drei Gesangbücher wurden neu aufgelegt." Bei seinem Orgelspiel legt er großen Wert auf die Registrierung, mit der man dem Instrument zahlreiche Klangfarben und Stimmungen verleihen kann - von sanftem Piano bis zum donnernden Fortissimo. "Das Instrument fordert mich und ich fordere es zurück", so Keller. Das Orgelspielen sei für ihn eine "nie enden wollende Passion", die ihn immer wieder neu inspiriere.

Doch Keller spielt nicht nur Orgel und Klavier, auch auf dem Akkordeon ist er musikalisch unterwegs. "Früher gab es kaum eine Familienfeier, bei der ich nicht Musik gemacht habe", erinnert er sich. Auch im Karneval sei er mit dem Akkordeon oftmals durch seinen Heimatort gezogen. Bei der Kirchenmusik begleitet er als Organist auch gelegentlich Ensembles. "Bei Hochzeiten beispielsweise stehen auch mal modernere Lieder auf dem Programm", sagt Keller. 

Auch moderne Kirchenlieder im Repertoire

In der Coronazeit, als die Gemeinde nicht singen durfte, habe er Orgel gespielt und die Kirchenlieder alleine gesungen. Dabei waren auch neuere Lieder, die er der Gemeinde so gut näherbringen konnte. "Der Stamm an Kirchenliedern besteht aus rund 500 Stücken", so der Organist. Viele davon kann er inzwischen auswendig singen und spielen. Daneben experimentiert er gerne mit klassischer Musik.

Da er mit seiner Firma "Keller Kopiertechnik" selbstständig war, konnte er sich die Zeit für die Messen in Müs unter der Woche oft nehmen. "Auch die Wochenenden mit der Familie waren meistens nach den Messen geplant", sagt Keller. Zumindest, als seine Kinder noch kleiner waren. "Damals waren es rund 400 Messen pro Jahr. Heute sind es etwa 180", sagt Keller. Seit einiger Zeit ist er auch in den Pfarreien rund um seinen Heimatort als Organist unterwegs. "Es ist für mich immer wieder eine Herausforderung und ein schönes Erlebnis, auf anderen Orgeln zu spielen."

Das "Urgestein von Müs"

Doch nicht nur als Organist ist Bernhard Keller, der sich scherzend als "Urgestein von Müs" bezeichnet, bekannt. Er war 20 Jahre lang Ortsvorsteher und Vorsteher des Gesangvereins. Außerdem ist er Mitglied in zahlreichen Müser Vereinen - vom Fußball bis zu den Schützen. Zu seinem Organistenjubiläum gab es einen Festgottesdienst und die "Sturmius"-Medaille des Bistums Fulda für 50-jährige Organistentätigkeit und 20 Jahre Mitarbeit im Pfarrgemeinderat in Müs.

Bernhard Keller ist gläubiger Katholik. Sein liebstes Kirchenlied ist "Alles meinem Gott zu Ehren". Und getreu dem Text dieses Liedes möchte Bernhard Keller noch viele Jahre seiner Orgel-Leidenschaft nachgehen: "Meinem Gott nur will ich geben Leib und Seel, mein ganzes Leben. Gib o Jesu, Gnad dazu; gib o Jesu Gnad dazu". (Christopher Göbel) +++

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