"Konstruktiver Dialog mit der Stadt"
Bischof Gerber blickt zuversichtlich in die Zukunft des Frauenbergs
Richard Hartwig (Fünfter von rechts) wurde neu zu einem von drei gleichberechtigten Vorsitzenden bei den „Freunden des Frauenbergs“ gewählt. An der Versammlung hatten auch Bischof Michael Gerber (Zweiter von rechts), Guardian Pater Cornelius (Dritter von rechts), Rainer Sippel (antonius, Vierter von rechts) sowie Gerhard Möller (links) teilgenommen. Sie gratulierten dem wiedergewählten Vorstand.
Fotos: Ralph Leupolt
31.01.2024 / FULDA -
Gemeinsam die Tradition bewahren: Fuldas Bischof Michael Gerber zeigt sich zuversichtlich, dass die bewährte und segensreiche Kooperation zwischen den Franziskanern und dem Netzwerk "antonius : gemeinsam Mensch" zusammen mit der Stadt Fulda und dem Bistum Fulda in eine gute Zukunft geführt werden kann.
Nach der Ankündigung der Franziskaner im vergangenen Jahr, auf lange Sicht nicht mehr die sogenannte Baulast für die Klosterimmobilie tragen zu können, war die Sorge gewachsen, dass die Franziskaner nach dem Auslaufen der zunächst bis 2027 vereinbarten Kooperation mit antonius den Berg nach 400 Jahren Präsenz endgültig verlassen müssten (O|N berichtete).
Während der Jahreszusammenkunft der Vereins "Freunde des Frauenbergs" im Refektorium des Klosters drückte der Bischof vor etwa 50 der insgesamt 250 Mitglieder seine Dankbarkeit darüber aus, dass trotz mangelnder Berufungen die Franziskaner auch künftig auf dem Frauenberg präsent sein wollen. Da der Franziskanerorden mittelfristig jedoch nicht mehr wie bisher die Baulast tragen kann, gäbe es einen konstruktiven Dialog zwischen Franziskanerorden, Stadt, Antonius und Bistum, wie künftig Leben und Arbeiten und damit auch die Gebäude auf dem Frauenberg garantiert werden können. Aktuell würde vom Bischöflichen Stuhl als dem Eigentümer der bauliche Zustand der Anlage dokumentiert, um eine Grundlage für die wirtschaftliche Bewertung des Baukomplexes und kommende Bauunterhaltsaufgaben zu schaffen. Dies sei eine unabdingbare Voraussetzung für weitere Überlegungen und Schritte.
Interesse an gemeinsamen Lösungen
Der frühere Oberbürgermeister und jetzige Vorsitzende der St. Antonius-Stiftung Gerhard Möller bewertete die Äußerungen des Bischofs auf Nachfrage als "ein positives Signal", dass bei den Beteiligten ein deutliches Interesse an einer gemeinsamen Lösung bestehe. Die Chancen auf ein tragfähiges Konzept seien gut, auch wenn sicherlich "noch eine ganz Menge Gespräche" notwendig seien. Diese betrachte er aber nun "mit einem gewissen Optimismus", so Möller, der während der Versammlung die Vorstandswahlen geleitet hatte. Dabei gab es eine wesentliche Änderung: Anstelle von Andreas Kanne, der sein Mandat zur Verfügung stellte, wurde Richard Hartwig aus Petersberg einstimmig zu einem von drei gleichberechtigten Vorsitzenden gewählt. Der 61-Jährige ist verheiratet und seit vielen Jahren bei der Sparkasse Fulda für den Vorstand tätig. Dem Frauenberg fühlt er sich stark verbunden und möchte den "neuen Schwung", der seit der Kooperation mit antonius eingezogen ist, gerne in die Zukunft fortführen. Anstelle von Dr. Peter Habermann gehört künftig Andreas Kanne als Beisitzer dem Vorstand an.
Die Freunde des Frauenbergs, die vor fünf Jahren gegründet wurden, haben im vergangenen Jahr weiter an ihrem Motto "geistlich, gastlich, inklusiv" gearbeitet. So fanden wieder zwei Klostermärkte statt, ebenso mehrere Hoch Oben-Gottesdienste. Im Klostergarten wurde eine aufschlussreiche Audio-Tour mit fünf Stationen angelegt, die Beschilderung auf dem gesamten Klostergelände erneuert und das Teehäuschen in einer Kooperation mit der Deutschen Bank renoviert. Die Klostergartengruppe steuerte einiges an Eigenleistung bei zur Installation von Rankhilfen und Sitznischen. In diesem Jahr soll der Laubengang, der sich im Klostergarten direkt an das Teehäuschen anschließt, renoviert werden.
Guardian Pater Cornelius hatte in seinem Grußwort von einem "wohltuenden Alltag" und einem "guten Miteinander" mit dem Netzwerk antonius gesprochen. Immerhin lebten und arbeiteten etwa 100 Menschen von antonius auf dem Berg. Durch das Tagungshaus erlebten die acht Franziskaner, die hier ihr Zuhause haben, immer wieder gute Gespräche und würden eingeladen, durch das Kloster zu führen und über ihren Auftrag zu sprechen. Erfreut zeigte sich Pater Cornelius, dass jeden Tag Menschen zur Beichte (bis auf Mittwochnachmittag) auf den Frauenberg kommen, hier eine Auszeit nähmen oder sich für Einzelexerzitien anmeldeten.
Projekt "WeltRaum"
Im Projekt WeltRaum, bei dem derzeit acht Jugendliche aus Brasilien, Algerien, Indien und der Türkei mit den Franziskanern auf dem Frauenberg leben, sieht der Guardian sehr großes Potential. Tagsüber seien die jungen Menschen im Rahmen eines Freiwilligenjahres bei antonius tätig. Die Hoffnung sei, dass sie nach dieser Zeit eine Ausbildung beginnen und langfristig zum Abbau des Fachkräftemangel ein stückweit beitragen könnten. Der Pater bedauerte, dass schon mehrere Jahre kein Novize mehr in das Kloster eingetreten sei. Zwar gebe es immer mal wieder Interessenten für ein freiwilliges Ordensjahr, aber ein Leben lang wolle sich kaum einer binden. Im Sommer, so hofft der Pater, werde wieder ein junger Mann für ein Ordensjahr auf den Frauenberg kommen. Angesichts der sinkenden Zahlen an Mitbrüdern müsse man über Kooperationen nachdenken. So seien im Kloster Ohrbeck bei Osnabrück mittlerweile drei indische Mitbrüder in der Pfarrseelsorge tätig. Trotz sehr unterschiedlicher Kulturen und einiger Sensibilitäten sei es durchaus zu überlegen, ob dies auch eine Lösung für das Kloster auf dem Frauenberg sein könne, so Guardian Pater Cornelius.
"Der Frauenberg hat etwas Heimatliches"
Zu Beginn der Versammlung hatte Bischof Gerber, der selbst seit etwa einem Jahr Mitglied im Verein der Freunde ist, betont, wie sehr ihm der Frauenberg ans Herz gewachsen ist: "Der Frauenberg hat etwas Heimatliches, geradezu mütterliches, und ist tief in der Region verwurzelt." Die sehr gut besuchten Hoch Oben-Gottesdienste sind für den Bischof hochrelevant, nicht zuletzt, weil damit auch immer eine politische Botschaft verbunden sei, etwa, dass Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft einfach immer mit dazu gehörten. Dieses Signal brauche man gerade in dieser Zeit, in der die Pränataldiagnostik auf dem Vormarsch sei. Was die Franziskaner zusammen mit antonius auf dem Frauenberg auf die Beine stellten, das habe etwas Zukunftsweisendes, sagte der Bischof. Er warb dafür, "Kloster neu zu denken". Jeder dürfe sich fragen, inwieweit er selbst Kloster ist und seinen Teil zum Ganzen beitragen könne.
Vorstand
Vorsitzende: Christoph Jestädt, Richard Hartwig, Christian Bayer
Schatzmeister: Markus Muth
Schriftführerin: Sabine Steinbeck
Beisitzer: Ulrich Klesper, Andreas Kanne (pm) +++