Neue Aufregung um Immobilie
Soll aus "Schwarzbau" jetzt eine Flüchtlingsunterkunft werden?
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31.01.2024 / EICHENZELL -
Die Eichenzeller Gemeindevertretung hat ein neues Aufregerthema: Die per behördlichen Baustopp stillgelegte Immobilie in der Wilhelmstraße/Turmstraße soll eventuell als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Das steht jedenfalls als Option in einer Beschlussvorlage, die vom Gemeindeparlament bei derer nächster Sitzung am 15. Februar neben weiteren Vorschlägen beraten werden soll. Da der monierte Mangel an dem Bau nicht behebbar sei, müsse die Gemeinde so bald wie möglich ein Mandat für die Verhandlungen mit dem Investor erreichen, um die 14 Wohnungen einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Doch gegen die Nutzung als Flüchtlingsunterkunft protestiert bereits die Eichenzeller SPD-Fraktion.
"Nun erfahren wir, dass sich der Gemeindevorstand damit beschäftigt, dieses Objekt als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen und offensichtlich bereit sei, deshalb dem Vorhabenträger das Objekt zu genehmigen", erklärt Lutz Köhler, Fraktionsvorsitzender der SPD. Hierdurch werde man allerdings falsche Signale setzen, ist sich Köhler sicher. In einer Zeit des Wohnraummangels, der auch in Osthessen und damit auch in Eichenzell bestehe, könnten für die Wohnraumbewirtschaftung gedachte Gebäude nicht in dieser Form verwendet werden. Der Entzug des Wohnraums zulasten der Wohnungssuchenden verschärfe nur den Konflikt zwischen den Mietern und den Geflüchteten. Dieses trage zur weiteren sozialen Spaltung bei, so Köhler weiter.
Auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andreas Maraun zeigt sich verwundert. Weil jeder um die Brisanz des Themas wisse, biete sich diese Lösung bei diesem Bauvorhaben schon gar nicht an, Er verwies darauf, dass die SPD-Fraktion immer an konstruktiven Lösungen mitgearbeitet habe. Dazu gehöre aber nicht, in Hast und Eile unbedacht Entscheidungen herbeizuführen, die auch in der Gesamtgemeinde schwerlich zu vermitteln seien.
Auch die CDU-Fraktion Eichenzell ist gegen die Unterbringung von Geflüchteten im "Schwarzbau"
"Neben der Unterbringung von Geflüchteten, die wir hier ablehnen, gibt es aus unserer Sicht zwei Alternativen, über die man noch diskutieren kann", berichtet CDU-Fraktionsmitglied und Gemeindeverbandsvorsitzender Simon Jestädt. Er erklärt: "Neben der Vermietung der Immobilie an einen Sozialträger als Angebot für Senioren oder Menschen mit Behinderung käme eine alternative Verpflichtung zur teilweisen Vermietung der Wohnungen an bedürftige Menschen in Betracht." Diese Vorschläge seien von der CDU-Fraktion schon in verschiedenen Gesprächen innerhalb der politischen Gremien und mit dem Investor vorgebracht worden. Für die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Investor für die Sozialträgerlösung gibt es nach Einschätzung der CDU-Fraktion keine Mehrheit in der Gemeindevertretung.
Der Fraktionsvorsitzende ergänzt: "Nach den monatelangen Diskussionen ist es für uns wichtig, als Gemeinde einen Standpunkt zu definieren. Wir machen uns immer dafür stark, Wohnraum in unserer Gemeinde zu schaffen. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist nach wie vor hoch. Wenn sich der Investor nicht auf den Verhandlungsvorschlag einlässt, sollten wir den vorgeschlagenen Weg der Festlegung über einen Bebauungsplan weiter forcieren." Angesichts der langen ergebnislosen Diskussion sei es nun in der aktuellen Zeit zur Verunsicherung im Ort und der gesamten Gemeinde gekommen. "Die aktuelle Diskussion über die Flüchtlingsunterbringung im Wohnprojekt in der Turmstraße zeigt, dass wir als Entscheidungsträger der Gemeinde nun einen Standpunkt definieren müssen, der uns, der Bevölkerung und dem Investor Orientierung gibt", erklärt Julian Rudolf abschließend. (ci/pm)+++