Verstärkung fürs Traditionshaus

Mario Petry verkauft jetzt Pils statt Sprudel: "Müssen Heimspiele gewinnen"

Mario Petry am Braukessel
Fotos: Marius Auth

02.02.2024 / FULDA - Erst Ende 2021 kam Mario Petry von Coca-Cola zum heimischen Mineralbrunnen Förstina-Sprudel in Eichenzell-Lütter. Nach dessen Übernahme durch den französischen Alma-Konzern wechselte er Ende letzten Jahres zum Hochstiftlichen Brauhaus Fulda und soll dort Vertrieb und Kundenbeziehungen stärken. 



Den Hochstift-Markenslogan "Hier zu Hause" hat der 52-Jährige, der zuletzt bei Coca-Cola das bundesweite Automatenverkaufsgeschäft verantwortet hat, schnell beherzigt und Ende Oktober im FKG-Elferrat die grüne Narrenkappe angezogen. "Katholik werde ich zwar nicht, aber Stadtpfarrer Buß hat uns Protestanten bei der Fremdensitzung ja freundlicherweise die Absolution erteilt. FKG-Präsident Oliver Weißenberger hatte ich schon bei Förstina kennengelernt - und sowohl für die Förstina- als auch die Hochstift-Verkaufschefs gehört die Elferrats-Mitgliedschaft einfach dazu."

Nachdem der langjährige Hochstift-Verkaufschef Steffen Leib 2022 krankheitsbedingt ausgeschieden war, hatte Ruth Klesper aus der Inhaberfamilie die Funktion kommissarisch übernommen. Vom Mineralwasser zum Bier ist es vertriebstechnisch nur ein kleiner Schritt: "Viele Kunden kannte ich schon, es gibt große Schnittmengen. Der Biermarkt ist natürlich viel gastronomischer aufgestellt, im Wassermarkt sind Handelsthemen relevanter." Auf eine mehr als 175-jährige Geschichte kann das Hochstiftliche Brauhaus Fulda zurückschauen - über die Jahrzehnte wurden Brauereien in Motten (Landkreis Bad Kissingen), Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen), Lauterbach (Vogelsbergkreis), Alsfeld (Vogelsbergkreis) und Eschwege (Werra-Meißner-Kreis) und deren Brauspezialitäten übernommen, die vor allem regionale Bedeutung haben:

"Veränderungen müssen zu uns passen"

"Das Einflussgebiet unserer Brauerei-Gruppe erstreckt sich jeweils um die Schornsteine unserer Standorte innerhalb der heimatlichen Landkreise. Neben dem Stammhaus in Fulda wird in Lauterbach, in Motten und in Eschwege gebraut und die regionale Brautradition hochgehalten. Jährlich verkauft die gesamte Gruppe 250.000 Hektoliter, davon 60.000 Hektoliter in Fulda. Die großen industriellen Player sind Krombacher, Radeberger, Veltins, Becks und Warsteiner, die vor allem mit Angebotspreisen Druck machen: 10 Euro und weniger für einen Kasten Bier, da können wir als kleinere 'Kirchturmbrauerei' nicht mithalten. Heute redet man gerne von Craftbier, was nichts anderes als handwerklich gebraut bedeutet - das tun wir. Eine starke regionale Identität zeichnet unsere Marken aus - vor allem die Fuldaer lieben ihr Hochstift, das gehört zur Barockstadt wie die Foaset."

Der Pro-Kopf-Verbrauch bei Bier ist seit Jahren rückläufig, hier wirkt vor allem der demografische Wandel, und vor allem junge Menschen trinken häufiger alkoholfrei oder Mischgetränke. Das Sortiment der Hochstift-Brauereigruppe ist traditionell aufgestellt, die Zielgruppe sind die klassischen Bierliebhaber. "Wir werden nicht die fancy Brauerei werden, um Trends hinterherzulaufen. Die Veränderungen müssen zu uns passen - das Fuldaer Stadtbräu ist ein gutes Beispiel dafür: Helles liegt im Trend, ist aber gleichzeitig ein echter Klassiker. Solche Heimspiele müssen wir gewinnen, um auf Dauer zu bestehen." (mau) +++

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