Ein gefährliches Hobby

Auf Streife am Hoherodskopf: Drifter-Szene im Visier der Polizei

Von Jahr zu Jahr trifft die Polizei bei ihren Kontrollen mehr Drifter auf dem Hoherodskopfplateau an. Mit Kontrollen will man dieser Entwicklung begegnen und für Ordnung und Sicherheit sorgen.
Titelgrafik: O|N / Emina Omerovic

14.02.2024 / SCHOTTEN / GERSFELD (RHÖN) - "Die lernen es einfach nicht, von Jahr zu Jahr werden es mehr", klagt Polizeihauptkommissar Uwe Klein. Er ist Chef des Polizeipostens in Schotten (Vogelsbergkreis) am Hoherodskopf. Immer wieder führen er und seine Kollegen hier Kontrollen durch, um das Driften zu unterbinden. Immer wieder komme es zu Sachschäden. "Und stellen Sie sich mal vor, da rauscht irgendwann jemand in die Zuschauer rein." 



Da könne man nur mit dem Kopf schütteln, erklärt auch sein Kollege Polizeioberkommissar Fabian Kühnel von der Polizeistation Lauterbach. Neben hypothetischen Gefahren für die Umstehenden habe man Jahr für Jahr auch tatsächliche Schäden. "Die reichen von kaputten Leitplanken, über umgefahrenen Pfosten bis hin zu zerstörten Parkscheinautomaten und ruinierten Loipen für den Langlauf", sagt er. "Von den Schäden an den Fahrzeugen ganz zu schweigen".

Die Hauptzahl der Fahrer kommt dabei aus dem Rhein-Main-Gebiet

Wir begleiten Klein und Kühnel bei einer dieser Kontrollen auf dem Plateau. Mehr dazu im exklusiven OSTHESSEN|NEWS-Videobeitrag. Besonders von den Drift-Versuchen betroffen ist der Hoherodskopf, doch auch auf der Wasserkuppe im Landkreis Fulda und dem Eisenberg in Hersfeld Rotenburg kommt es immer wieder zu Verstößen. Die Hauptzahl der Fahrer komme dabei aus dem Rhein-Main-Gebiet, erzählen die beiden. 

Dabei wird es regelmäßig teuer. "Wir haben da den Tatbestand der unnötigen Lärm- und Abgasverursachung, der übermäßigen Straßenbenutzung und hier am Hoherodskopf auch speziell noch das Verbot, den Parkplatz nach 21:00 Uhr zu befahren", so Kühnel und Klein. In vielen Fällen könne man außerdem von Vorsatz ausgehen, spätestens wenn die Fahrer polizeibekannt sind. Dann verdoppelt sich die Strafe. "So kommt man schnell über die 100 Euro", sagen sie. 

"Ich komme für den Schnee, die schönen Autos und ein wenig Action hierher"

Einen Umstand, den die Fahrer in Kauf nehmen. "Ich komme für den Schnee, die schönen Autos und ein wenig Action hierher", verrät uns einer von ihnen und setzt nach: "Hier habe ich schon viele nette Leute kennengelernt". Dabei gehe es den Driftern aber nicht immer nur um den Fahrspaß, oder das Demonstrieren der eigenen Fertigkeiten. "Wenn das Fahrzeug ins Schleudern kommen sollte, was bei dem Wetter ja jetzt nicht so unwahrscheinlich ist, kann man das natürlich besser kontrollieren, als jetzt ein Laie, der frisch auf der Straße ist und sagt: 'Ich fahr' jetzt los und schau mal, was so geht'", begründet er. 

In den Augen der Polizisten: ein Vorwand. "Dafür gibt es Verkehrsübungsplätze. Da kostet es zwar Geld, dafür ist das aber mit einem Trainer und somit eine Investition, die lohnt sich auch". Sich das selbst anzueignen, gehe regelmäßig in die Hose. Einem der kontrollierten Fahrer redet Klein ins Gewissen: "Ich habe selbst lange Jahre einen 3er-BMW gefahren, das macht durchaus auch Spaß, wenn man es kann. Aber viele können es eben nicht. Und dann meinen sie, hier driften zu können und dann passieren Unfälle".

Neben der Polizei ist es vor allem auch der Gemeinde Schotten ein Anliegen, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. "Viele Überlegungen sind gemacht worden", erklärt man auf Nachfrage. Eine von der Polizei immer wieder geforderte Schranke, wolle man aber nicht aufstellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese zerstört werde, sei hoch. Man habe Gespräche mit der Gruppe "Hoherodskopf Quer" geführt, durch welche viele der Drifter vernetzt seien. Das habe zu einer Besserung beigetragen. "Natürlich wird es aber da oben immer Leute geben, die sich fühlen, als wären sie auf dem Nürburgring".

Der Verein Hoherodskopf Quer hat sich mittlerweile bei unserer Redaktion gemeldet und erklärt, dass unsere Fragen nicht beantwortet worden seien, da man sie nicht gesehen habe.(Moritz Bindewald) +++

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