Holocaust-Gedenken

"Gesicht zeigen gegen Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung"

Holocaust-Gedenken in Bad Hersfeld mit (von links) Werner Schnitzlein, Holk Freytag, Michael Roth und Ane Hofmann.
Fotos: Christopher Göbel

28.01.2024 / BAD HERSFELD - An vielen Orten in Deutschland wird am 27. Januar der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedacht - am offiziellen Holocaust-Gedenktag. So auch in Bad Hersfeld an fünf der "Stolpersteine" mitten in der Fußgängerzone. Initiiert hatte Holk Freytag die Gedenkfeier, zu der zahlreiche Menschen gekommen waren.



Freytag erinnerte daran, dass 1,5 Millionen Menschen in Auschwitz ermordet worden waren. "Damals sind zu wenige gegen das Nazi-Regime aufgestanden", sagte Freytag. Er zitierte den Widerstandskämpfer Adam von Trott mit den Worten "Unser gemeinsamer Feind ist die Gleichgültigkeit." 79 nach der Befreiung des Konzentrationslager gebe es erneut weltweite Hetzkampagnen gegen Juden in Israel", so Freytag, der als erster deutscher Regisseur nach dem Holocaust am Nationaltheater in Tel Aviv inszeniert hatte. "Mein persönlicher Anlass zu dieser Aktion ist die weltweite Anti-Israel-Hetze, die mich 79 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz fassungslos macht", so Freytag gegenüber OSTHESSEN|NEWS.

Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann sagte: "Wir müssen die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit bewahren und wir müssen sicherstellen, dass solche Grausamkeiten niemals wieder geschehen." Man müsse die Werte der Menschlichkeit bewahren und sich offen gegen Rassismus, Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung stellen. "Wir wollen eine Welt schaffen, in der Vielfalt und Respekt die Grundlage unserer Gesellschaft bilden", so Hofmann. 

Auftrag für Gegenwart und Zukunft

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth appellierte: "Diese Zeit, in der wir leben, sollte uns alle wachrütteln." Er bat darum, nicht wegzuschauen und Stellung zu beziehen. Roth bekräftigte, dass ihn die Judenfeindlichkeit heute "sehr beschäme". "Es gibt nach dem 7. Oktober 2023 nicht nur rechtsextremistischen Judenhass, sondern auch linken", so Roth. "Wir haben vergessen, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft angekommen ist". Israel sei das einzige Land in Nahost, in dem Diversität auf allen Ebenen frei und ungestraft gelebt werden dürfe. "Der Staat Israel ist eine direkte Folge des Holocaust", so Roth. Er gedachte der ermordeten Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Sozialdemokraten, Gewerkschaftern, Homosexuellen und Menschen mit Behinderung während des Nationalsozialismus. Das Gedenken sei ein Auftrag für Gegenwart und Zukunft.

Werner Schnitzlein von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, erinnerte an die 75 Stolpersteine in Bad Hersfeld, mit deren Verlegung durch den Künstler Gunther Demnig vor rund 30 Jahren begonnen worden sei. Weltweit seien bisher mehr als 75.000 Stolpersteine mit den Namen und Daten der von den Nationalsozialisten deportierten Menschen in mehr als 1.100 Städten verlegt worden. "Auch hier im Landkreis", so Schnitzlein. Die Stolpersteine seien das "größte dezentrale Mahnmal der Welt". "Lassen Sie uns gemeinsam Gesicht zeigen für Freiheit und Demokratie", sagte Schnitzlein, ehe die letzten fünf Gedenklichter an den Stolpersteinen in der Klausstraße entzündet wurden. Die weiteren 70 Kerzen leuchteten bereits. (Christopher Göbel) +++

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