Hausarztpraxis schließt
Dipl. med. Monika Haugk hört auf - Dr. Klein übernimmt Patientenstamm
Fotos: Christopher Göbel / O|N-Archiv / Privat
26.01.2024 / SCHENKLENGSFELD -
"Liebe Patientinnen und Patienten, leider muss ich meine Praxis zum 31.03.2024, früher als gedacht, schließen. Dies ist vorwiegend durch Personalmangel begründet. Ich bitte um Ihr Verständnis", so die Schenklengsfelder Hausärztin Dipl. med. Monika Haugk.
Unterstützung bei Dr. Klein
In der Praxis von Dr. Klein unterstützt seit dem 15. Januar die Ärztin Dr. Judith Wiegand das Team. "Sie war zuletzt in der Onkologie der Universitätskliniken in Jena beschäftigt und wird unser Team an vier Vormittagen und zwei Nachmittagen unterstützen", so die Praxis Dr. Klein.Besteht die Chance, dass in Schenklengsfeld eine neue Hausarztpraxis eröffnen könnte? "Ich werde mich diesbezüglich mit Frau Haugk abstimmen, kann mir aber leider nicht vorstellen, dass dies der Fall ist", so der Bürgermeister. "Auch die Ärzte leiden unter immer neuen gesetzlichen Vorschriften und einem ausufernden Bürokratieaufbau. Ein gut funktionierendes Gesundheitssystem wird zunehmend politisch destabilisiert, um den Markteintritt von Großkonzernen zu ermöglichen - oder aber zu fördern. Der betriebswirtschaftliche Gewinn darf nicht zur obersten Prämisse innerhalb der Gesundheitsversorgung werden", konstatiert Möller.
Kommunales MVZ war Wunsch des Bürgermeisters
Er selbst habe 2019 ein kommunales MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) in Kooperation mit einem ortsansässigen Arzt angestrebt, um die medizinische Versorgung in Schenklengsfeld auf Jahrzehnte sicherzustellen. Ein entsprechendes Gebäude, Planungen als auch Investoren für ein solches Projekt hätten bereits zur Verfügung gestanden. "Durch den Tod meines Mitstreiters wurde das Projekt nicht weiterverfolgt, da meine Gremien keinen Bedarf erkannten. Man wollte den verbleibenden ortsansässigen Ärzten in Schenklengsfeld keine Konkurrenz machen. Ich persönlich finde es vollkommen absurd, innerhalb der ärztlichen Versorgung von einer betriebswirtschaftlichen Konkurrenz zu sprechen. Insbesondere dann, wenn mir besorgte Bürgerinnen und Bürger als Bürgermeister mitteilen, dass sie mittlerweile vierzig Minuten bis zum nächsten Arzt fahren müssen. Daraufhin habe ich einen neuen Anlauf für ein MVZ in kommunaler Trägerschaft in 2023 gestartet. Erneut wurde der Gemeinde Schenklengsfeld ein geeignetes Gebäude zum Kauf angeboten. Auf dem Grundstück des zukünftigen MVZ könnten weiterhin bis zu 70 Parkplätze geschaffen werden, um die derzeitig angespannte Parksituation in Schenklengsfeld zu entschärfen. Leider wurde ich auch hier erneut politisch ausgebremst", sagt Bürgermeister Möller.Da ein kommunales MVZ lediglich kostendeckend und nicht gewinnorientiert arbeiten müsse, könnten auch in Schenklengsfeld attraktive Arbeitsplätze geschaffen werden. "Dies stellt in meinen Augen eine absolut sinnvolle und nachhaltige Investition von Steuergeldern in die Zukunft dar. Dass es sich bei der Errichtung eines kommunalen MVZ nicht um ein unerreichbares Luftschloss, sondern um die Zukunft handelt, hat die Stadt Schwarzenborn eindrucksvoll und mehrfach ausgezeichnet unter Beweis gestellt", sagt Möller.
"Sehr überraschend"
"Die Nachricht über die Schließung der Hausarztpraxis von Monika Haugk kam auch für mich sehr überraschend", so Andre Wenzel, designierter Schenklengsfelder Bürgermeister, auf Anfrage von O|N. "Aufgrund ihres Alters war eine perspektivische Praxisschließung vorhersehbar, jedoch nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Wichtig ist, dass der Ärztesitz von Frau Haugk nicht verfällt und innerhalb von Schenklengsfeld nachbesetzt werden kann", so Wenzel. Die Praxis Dr. Klein werde alle Schenklengsfelder Patienten ab 18 Jahren übernehmen, sodass es nicht zu einem Versorgungsengpass kommen werde. Patienten unter 18 Jahren können laut Wenzel jedoch aktuell nicht aufgenommen werden."Grundsätzlich kann man über die ärztliche Versorgung in Schenklengsfeld sagen, dass wir trotz der Praxisschließung von Frau Haugk noch gut aufgestellt sind. Bei rund 4.500 Einwohnern verfügt die Gemeinde über drei ausgebildete Fachärzte: Dr. Klein fungiert als Facharzt für Allgemeinmedizin, Dr. Fleischhauer und Dr. Wiegand sind Internisten, die hausärztlich tätig sind, und zusätzlich konnte im letzten Halbjahr mit Dr. Dalbayrak ein Weiterbildungsassistent gewonnen werden. Dr. Dalbayrak wird seine Weiterbildung per 31. Dezember dieses Jahres abschließen und fungiert anschließend ebenso als Facharzt für Allgemeinmedizin", so Wenzel.
Ziel für die nahe Zukunft sei es, ein selbstständig tätiges Ärztehaus am "Pfarrtor" zu erhalten und perspektivisch mit weiteren Fachärzten auszubauen. "Die Akquise diesbezüglich hat bereits begonnen", so Wenzel, der am 1. Mai sein Amt als Bürgermeister der Gemeinde Schenklengsfeld antritt. (Christopher Göbel) +++