"Breitband Nordhessen" ist insolvent
Glasfaserausbau geht weiter - "Leistungen werden nicht beeinträchtigt"
Symbolbild: O|N-Archiv
22.01.2024 / REGION - Der Glasfaser-Infrastrukturbetreiber "Breitband Nordhessen GmbH" (BNG) aus Kassel, an dem auch der Lankdires Hersfeld-Rotenburg beteiligt ist, nutzt ein Eigenverwaltungsverfahren, um sein Geschäft auf eine breitere Basis zu stellen. Die Geschäftsführung hatte dazu beim Amtsgericht Kassel einen entsprechenden Insolvenzantrag gestellt.
Das Gericht hat dem Antrag zugestimmt und ein vorläufiges Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet. Der Geschäftsbetrieb, d.h. der Betrieb des überörtlichen Glasfaser-Netzes, geht dabei ganz normal weiter. Das Verfahren soll möglichst schnell im Laufe des ersten Halbjahres abgeschlossen werden. "Das Eigenverwaltungsverfahren bietet uns einen geeigneten rechtlichen Rahmen, um unsere strategische Neuausrichtung schnell und vor allem bei laufendem Geschäftsbetrieb umzusetzen", betonte BNG-Geschäftsführer Gerd Brückmann.
"Alle unsere Leistungen werden dabei weiter in vollem Umfang erbracht, die Internetversorgung der Haushalte ist dadurch nicht beeinträchtigt." Die Gesellschafter der BNG, die Landkreise Hersfeld-Rotenburg, Kassel, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner, unterstützen den Schritt. "Mit der geplanten Neuausrichtung stellen wir sicher, dass die BNG ihre Aufgabe – die Bereitstellung und Vermarktung der überörtlichen Glasfaser-Infrastruktur in der Region – langfristig erfolgreich erfüllen kann", so der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Landrat Jürgen van der Horst.
Umsätze aus Glasfaserausbau erwirtschaften
Die BNG will künftig deutlich stärker als bisher den Ausbau der Glasfaser-Hausanschlüsse in den ländlichen Gegenden Nordhessens unterstützen und daraus Umsätze erwirtschaften. So treibt aktuell eine Reihe von Unternehmen den Glasfaser-Anschluss auf der sog. letzten Meile voran, d.h. zwischen den Verteilerkästen und den Hausanschlüssen. Den Verteilerkästen vorgelagert ist das überörtliche Glasfasernetz der BNG, das die Region mit dem Internetknotenpunkt Frankfurt verbindet."Nicht zahlungsunfähig"
Das Eigenverwaltungsverfahren ist ein sehr wirksames und erfolgreiches Instrument des deutschen Sanierungsrechts. Insbesondere bietet es eine Reihe von Möglichkeiten, die außerhalb eines solchen Verfahrens nicht zur Verfügung stehen. Bei einer Restrukturierung über ein Eigenverwaltungsverfahren bleibt die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung. Die Gerichte erlauben dies nur in Fällen, in denen Unternehmen frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht. Das ist bei der BNG der Fall. Die BNG ist weder zahlungsunfähig noch überschuldet.Bei einem Eigenverwaltungs-Verfahren setzt das zuständige Amtsgericht einen sog. vorläufigen Sachwalter ein. Dieser überwacht – ähnlich wie ein Aufsichtsrat – das Verfahren im Interesse der Gläubiger. Als vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Herrn Dr. Mario Nawroth von der renommierten Kanzlei Römermann Rechtsanwälte aus Kassel bestellt.
Die Breitband Nordhessen GmbH (BNG) wurde 2014 von den fünf nordhessischen Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Kassel, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner gegründet. Diese sind auch die Gesellschafter des Unternehmens. Die BNG ist Eigentümer und Infrastrukturbetreiber eines Glasfasernetzes in der Region, das die Verteilerkästen vor Ort mit dem Internetknotenpunkt Frankfurt verbindet. Das gigabitfähige Kern-Netz der BNG umfasst über 2.200 Kilometern Glasfasertrasse, die mit rund 1.400 Verteilerkästen in den beteiligten Landkreisen verbunden sind. Die privaten Marktteilnehmer waren seinerzeit nicht bereit, diese Investition im ländlichen Raum zu leisten, so dass die Landkreise die Aufgabe übernahmen, das Herstellen einer für die Attraktivität der Region wichtigen Infrastruktur selbst zu bewerkstelligen. (pm) +++