Bekehrung des Apostel Paulus: "Vom Saulus zum Paulus"
Stadtpfarrer Stefan Buß.
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin
24.01.2024 / FULDA -Für die meisten Heiligen gibt es nur einen Tag im Heiligenkalender. Nur wenige Heilige haben mehrere Gedenktage oder Feste. Einer davon ist Paulus. Die Kirche feiert sein Fest zusammen mit dem Apostel Petrus am 29. Juni. Am 25. Januar jedoch wird das Fest der Bekehrung des Paulus gefeiert. Aus dem "Saulus" wird ein "Paulus". Diese Redewendung ist geradezu sprichwörtlich geworden.
Es war schon für die ersten Christen von so großer Bedeutung, dass die Apostelgeschichte gleich dreimal davon berichtet. Vor Damaskus hat Paulus eine Erscheinung (Apg 9,1-22). Er begegnet Christus, dem Auferstandenen. Und diese Begegnung wirft ihn aus der Bahn. Es handelt sich um eine völlige Wende. Sein Leben bekommt eine ganz neue Richtung. Aus Saulus wird Paulus, aus dem Verfolger ein Nachfolger, aus dem Christenhasser, ein glühender Apostel, ein begeisterter Verkünder des Evangeliums, der große Missionar, der Lehrer der Heiden. Ohne Paulus wäre das Christentum vermutlich eine jüdische Sekte geblieben. Doch wer war dieser Mann? Saulus stammte aus Tarsus, in der heutigen Türkei. Von Beruf war er Zeltmacher.
Gleichzeitig war er aber auch hoch intelligent und bestens gebildet. Sein theologischer Lehrer war der berühmte Rabbi Gamaliel (Apg. 22,3), damals die erste Adresse für Schriftgelehrte und Pharisäer. Saulus war ein frommer und eifriger Jude. Jahwe und seine Forderungen nahm er sehr ernst. Als Jude hielt er allerdings die christliche Lehre für gotteslästerlich und unannehmbar. Einen gekreuzigten Messias konnte er sich absolut nicht vorstellen. So wurde Paulus ein erbitterter Feind der Christen. Er bekämpfte den "neuen Weg" mit allen Mitteln. Wo er konnte, verfolgte er die Christen, sogar bis Damaskus. Vor Damaskus stürzt Paulus am helllichten Mittag von einem Licht geblendet zu Boden. Er hört eine Stimme, die ihn anspricht und ein inneres Wandeln vollzog sich in ihm. In vielen Meisterwerken der Kunst ist das Damaskusereignis dargestellt worden.
Und meistens ist auch ein Pferd mit abgebildet, obwohl die Bibel davon nichts berichtet. Saulus stürzte demnach vom hohen Ross, was ebenfalls sprichwörtlich gewordenen ist. Und gerade dieses niederschmetternde Erlebnis wird für ihn zur maßgeblichen Begegnung mit Jesus Christus. Sie wird für ihn zur Auferstehungserfahrung. Paulus hat darum auch keine Scheu, sich als Auferstehungszeuge zu den Aposteln zu zählen. Freilich weiß er und schreibt er: "Zuletzt von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der Missgeburt" (1 Kor. 15,8). Ob nicht auch uns so eine Art Damaskuserlebnis widerfahren müsste, ein Aufgerüttelt werden, ein heilsames Erschrecken? Ob wir es nicht vielleicht auch manchmal nötig hätten, vom hohen Ross zu stürzen, auf dem wir erhaben und selbstherrlich sitzen? Für Paulus wurden in der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn alle Gewissheiten zerstört. Er musste lernen, die eigenmächtigen Gedanken aufzugeben und die Gedanken Jesu zu denken.
Die Bekehrung des hl. Paulus zeigt uns, dass Bekehrung und Neuanfang immer möglich sind. Es gibt keine Verirrung, es gibt kein Dunkel und keine Schuld, die nicht von der Liebe Gottes überwältigt und heimgeholt werde könnten. Die Bekehrung des hl. Paulus zeigt uns außerdem, dass es nie zu spät ist, sich zu Christus hinzuwenden und sich von seinem Geist ergreifen zu lassen. Auch der Mensch bedarf auch immer wieder der Erneuerung, wenn er nicht erlahmen will. Gott schenkt immer wieder neue Anfänge. (Stefan Buß) +++