Traditioneller Neujahrsempfang des Bistums

Ein Jahr der Weichenstellungen: Was die Kirche vom Musical-Sommer lernt

Mit neuem Datum, neuem Ort und neuem Format war der Empfang des Bistums Fulda bereits zu Beginn des vergangenen Jahres ein voller Erfolg. Daran haben Bischof Dr. Michael Gerber und Generalvikar Prälat Christof Steinert nun angeknüpft.
Alle Fotos: Martin Engel

08.01.2024 / FULDA - "Es sieht so aus, als werde dies ein Jahr weichenstellender Herausforderungen. Einfache Lösungen sind unterdessen nicht in Sicht", erklärte Fuldas Bischof Dr. Michael Gerber beim diesjährigen Neujahrsempfang des Bistums Fulda im Bonifatiushaus. Mit neuem Datum, neuem Ort und neuem Format war der Empfang des Bistums Fulda bereits zu Beginn des vergangenen Jahres ein voller Erfolg. Daran haben Bischof Dr. Michael Gerber und Generalvikar Prälat Christof Steinert nun angeknüpft.



Erneut luden sie ihre Gäste am Sonntag nach Neujahr zu einem lockeren Stehempfang mit kurzen inhaltlichen Impulsen in die Räumlichkeiten der Katholischen Akademie des Bistums Fulda. Gemeinsam mit Akteuren des Bonifatius-Musicals sowie Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Bildung, Sozialen Diensten und Kirche sprachen Bischof Dr. Michael Gerber und Generalvikar Prälat Christof Steinert dabei über Rolle und Bedeutung der Kirche: Die Gemeinschaft der Glaubenden sei nach wie vor ein wichtiger Teil der Gesellschaft und sollte sich auch künftig nicht auf sich selbst zurückziehen.  

Bischof fordert Zusammenhalt statt Blasenbildung, die Kirche müsse vorangehen

Angesichts großer Herausforderungen wie Klimaerwärmung, Migration, Staatsverschuldung und dem Erstarken autoritärer Regime, aber auch der angekündigten Werksschließung des Reifenherstellers Goodyear in Fulda, warnte Gerber vor vermeintlich einfachen Lösungen und dem drohenden Rückzug in abgeschottete Milieus: "Für eine Zukunft in Freiheit und Demokratie braucht unsere Gesellschaft keine weitere Blasenbildung", betonte er. Die unterschiedlichen Subsysteme, Netzwerke und Gruppierungen der Gesellschaft müssten sich viel mehr als miteinander kommunizierende Organismen begreifen. 

Das gelte besonders für die Kirche – trotz des Verlustes an Ansehen und Mitgliedern sowie einer grundsätzlichen Skepsis, die ihr heute oft entgegengebracht wird, betonte Gerber: "Gerade, weil wir selbst so unter Druck stehen und dies eine Tendenz zur Blasenbildung unter uns Katholiken verstärken könnte, haben wir in dieser Gesellschaft den Auftrag, exemplarisch unter genau diesen Bedingungen die Existenzform eines kommunizierenden Organismus zu leben."

Bonifatius-Musical: Entgegen der Gewohnheit genau das, was Kirche braucht

Das Musical zeige mit ungewohnten Stilmitteln, wie Bonifatius inmitten von Wirren und Enttäuschungen um seine Berufung ringt. "Darin steckt ein Impuls für Menschen, die jenseits unserer kirchlichen ästhetischen Codes unterwegs sind", betonte Gerber. "Inspirierend ist das Musical aber auch für uns ‚Kirchenleute‘, die wir meinen, mit Bonifatius vertraut zu sein und zu dem viele von uns buchstäblich seit Kindesbeinen alljährlich pilgern."

Persönlich eher Anhänger klassischer Musik, ermutigte Gerber dennoch ein offenes Ohr für andere Einflüsse zu haben und dabei zwischen Stil und Botschaft zu unterscheiden: "Unsere Gesellschaft braucht eine kritische Masse von Menschen, welche die Reife haben, nicht beim Fremdeln mit Ästhetik und Formensprache stehenzubleiben", betonte er. "Menschen, die bereit und fähig sind, tiefer zu fragen, welche wichtigen Anliegen und Gedanken hier zu Tage treten." 

Zu Gast: Die Musical-Macher persönlich

In einer anschließenden Gesprächsrunde mit Bischof Gerber sprach unter anderem der Komponist und Autor des Stücks, Dennis Martin, über die Adaption der historischen Figur Bonifatius zum Protagonisten eines Musiktheater-Stückes, die Entwicklung des Charakterprofils, die Fallhöhe der Figur und die Kernaspekte der Handlung. In einer konzertanten Version ohne Kostüme gaben Bonifatius-Darsteller Andreas Lichtenberger, Anke Fiedler in der Rolle der Lioba sowie der Saxofonist Heiko Proske zudem mit den Liedern "Gib mir Kraft", "Starke Frauen" und "Salz der Erde" musikalische Einblicke in das Musical. 

"Wir sind Teil der Gesellschaft und freuen uns auf den Dialog mit Ihnen", lud Generalvikar Steinert die Gäste nach dem Gesprächsformat zum Austausch in lockerer Runde ein. Am Nachmittag hatte er bereits eine musikalische Andacht mit einem Vokalensemble unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber und Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser in der benachbarten St. Andreas-Kirche gefeiert. Mit dabei waren auch die Sternsinger aus St. Andreas Neuenberg, die in diesen Tagen wie zahlreiche weitere Kinder im Bistum und in ganz Deutschland Spenden für Kinder in aller Welt sammeln. 

Für die musikalische Begleitung der Begegnung im Bonifatiushaus sorgte der Fuldaer Musiker und Komponist Frank Tischer. Als Moderator des Abends begrüßte der Direktor und Leiter der Katholischen Akademie des Bistums Fulda, Gunter Geiger, die rund 200 Gäste. www.bistum-fulda.de. (mmb/pm) +++

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