SV Petersberg verliert auch das Kellerduell
Luftgewehr-Bundesliga: Zwei Niederlagen besiegeln den Abstieg
Die Schützenaufstellungen am Samstag und Sonntag.
Fotos: Benedikt Weber / SVP
08.01.2024 / KEVELAER -
Es ist geschehen, was man eigentlich für surreal hielt: in der großartigen Vorsaison nur hauchdünn am Finale der besten Vier vorbeigeschrammt, trudelte der SVP-Kahn in dieser Saison von Beginn an in trübem Wasser, erwischte trotz guter Fahrt nicht den richtigen Kurs und landete nach dem letzten Schuss im falschen Hafen: "Die Fahrt endet hier, bitte Absteigen", könnte die Durchsage aus den Bordlautsprechern klingen. Der SVP als alleiniger Tabellen-Letzter, Abstieg in die 2. Liga – wer hätte das gedacht?
"Wir sind guten Mutes zum Showdown hierhergefahren", war Teamsprecher Benedikt Weber vor dem Samstags-Wettkampf noch zuversichtlich. Annika Peters war wieder an Bord, so dass in Abwesenheit von Vinita Bhandwaj die stärkste mögliche Besetzung aufgeboten wurde: Lea Ruppel, Johanna Tripp, Jana Heck, Tom Barbe und Annika Peters. Alle seien in guter körperlicher und mentaler Verfassung, und schließlich weiß man ja (eigentlich), was man kann – wenn da nicht so viel Pech gewesen wäre im bisherigen Saisonverlauf. Allzu oft wurde zwar richtig gut geschossen, ohne dass dies zu Mannschaftssiegen führte. Und so fuhr im Mannschaftsbus ein ebenso unbekannter wie unerwünschter Fahrgast mit zum letzten Doppel-Wettkampf in Kevelaer: das Abstiegsgespenst.
Samstag: Petersberg flattert, Gölzau behält die Nerven
Mehr Abstiegsduell geht nicht: mit Gölzau und Petersberg traten am Samstagnachmittag die beiden punktgleichen Tabellenletzten gegeneinander an. "Wir haben uns zunächst etwas schwergetan, in den Rhythmus zu kommen, lagen dann aber etwa zur Halbzeit in Führung." Dann drehte sich das Blatt und das Flattern setzte ein. Ausgerechnet die bisher traumhaft sichere Bank Lea Ruppel auf der 1 landete auf ihrem schlechtesten Saisonresultat 393 – zwei Ringe zu wenig. Annika Peters gewann mit 392 ihr Duell auf der 5 mit einem Ring. Jana Hecks 389 auf Position 3 waren natürlich chancenlos gegen sehr gute 397 ihrer Gegnerin. Bleiben Johanna Tripp mit 396 und Tom Barbe mit 391 auf 2 und 4 – beide mussten damit ins Stechen, Pech für Johanna, Glück für Tom. Wie könnte es in dieser Saison anders sein: Beide Stechen gingen verloren. Ergibt in der Summe Gölzau 4, Petersberg 1, bei Ringzahlen von 1970 : 1961. Man muss also anerkennen, dass der Gegner die Nerven behielt und nicht nur mit Glück den Wettkampf gewann, sondern in der Addition diesmal auch besser schoss. "Man kann sich ja vorstellen, dass die Stimmung nicht so toll ist", fasste Benedikt Weber die Gemütslage zusammen. "Nun müssen wir uns berappeln und morgen schauen, was geht!"
Sonntag: Ausgerechnet gegen den Tabellenführer – das Wunder bleibt aus
In manchen Disziplinen spricht man zuweilen von "Aufbaugegnern". So etwas gibt es in der Luftgewehr-Bundesligasaison 2023/24 nicht. Und der Gegner des SVP im letzten Saisonwettkampf war sowieso genau das Gegenteil: Der SV Wieckenberg grüßte mit 18:2 Punkten von Platz 1 und wollte die beiden Punkte Vorsprung vor Hubertus Elsen natürlich auch ins Ziel bringen - mit Unkonzentriertheit oder verspäteten Weihnachtsgeschenken war also von vornherein nicht zu rechnen. Man kann es beim Wettkampfverlauf kurz machen: Der SVP verkaufte sich recht ordentlich, aber das nötige kleine Wunder blieb beim "High Noon" am Sonntagmittag gegen 12 Uhr aus. Johanna Tripp 391, Jana Heck 393, Tom Barbe 395, Annika Peters 388 – sie zogen alle den Kürzeren. Einzig die wiedererstarkte Lea Ruppel holte mit 398 Ringen im erforderlichen Stechen den Petersberger Ehrenpunkt, sodass auch dieser Wettkampf mit 1:4 und 1965 : 1986 verloren ging. Damit stand endgültig fest, was man nicht für möglich gehalten hätte: Der letzte Tabellenplatz und damit tatsächlich der direkte Abstieg ist manifestiert.
Fünf Jahre 1. Bundesliga sind zunächst Geschichte – der SVP steht sicher ein Stück weit unter Schock. Lea Ruppels vierter Stechschuss ist damit bis auf Weiteres der letzte Petersberger Bundesligaschuss gewesen. Bezeichnend für diese verkorkste Saison: Es war eine 9,9. Auch wenn Lea damit das Stechen gewann, musste der SVP im Saisonverlauf die brutale Erfahrung machen: gutes Schießen allein reicht nicht, es braucht in den entscheidenden Momenten auch das nötige Glück, und das war bei Beginn der Saisonfahrt wohl nicht mit an Bord gegangen.
Das Wettkampfwochenende des SV Petersberg im Kurzüberblick:
Samstag: Gölzau - SV Petersberg 4 : 1 (1970 : 1961)
Sonntag: SV Wieckenberg - SV Petersberg 4 : 1 (1986 : 1965)
Wetterau: Hubertus Elsen schießt neuen deutschen Fabel-Bundesligarekord
Während der SVP in Kevelaer antrat, richtete die zweite hessische Bundesligamannschaft, Team Wetterau, in Butzbach ihren Doppel-Heimwettkampf aus. Und der sollte ein Mannschaftsresultat für die Geschichtsbücher bringen. Der Tabellenzweite ST Hubertus Elsen verbesserte den eigenen Bundesligarekord um einen Ring auf unglaubliche 1994 Ringe: Istvan Peni und Nadine Hochgeschurz mit je 400 Ringen, Linea Schnerr 399, Bastian Blos 398 und Denise Palberg 397 – unglaublich. Erwähnenswert dabei: erstens erzielte Elsen den alten Rekord Mitte November 2022 gegen niemand anderen als den SV Petersberg, und zweitens taten sie dies in exakt der gleichen Besetzung wie diesmal.
Team Wetterau hatte an seinem Heimrecht nur bedingt Freude: Sie landeten durch zwei krachende Niederlagen, bei denen nur drei von 10 Einzelergebnissen überhaupt über 390 lagen, mit 4 Pluspunkten in der Abschlusstabelle als Vorletzter vor dem SVP und müssen daher in die Relegation, denn der bisherige Vorletzte Gölzau gewann nach dem Sieg gegen den SVP auch am Sonntag überraschend gegen den SV Kamen.
Und nun: Quo Vadis, SVP?
"Wir müssen nun erst mal die Wunden lecken und die Lage sondieren, bevor wir sagen können, mit welchem Personal wir in der kommenden Saison in der 2. Liga an den Start gehen", so Benedikt Weber vor der Rückfahrt. "Falls uns jemand verlassen sollte, um weiter in der ersten Liga zu schießen, haben wir dafür natürlich Verständnis! Aber wir gehen mal optimistisch davon aus, dass die Mannschaft weitgehend zusammenbleiben wird." (goa) +++