Bilderserie von Hans-Hubertus Braune

20.500 Fans beim Biathlon-Weltcup: Norweger lästern und feiern

Jubel bei den Jungs aus Norwegen mit dem Sieg beim Verfolgungsrennen in Oberhof Endre Strømsheim (Mitte), Sturla Holm Laegreid (links) und Johannes Dale-Skjevdal
Fotos: Hans-Hubertus Braune

07.01.2024 / OBERHOF - Der Shuttlebusfahrer ist sauer: Auf dem Rückweg vom Biathlon-Stadion zum Presseparkplatz am Gründle in Oberhof (Thüringen) regt er sich über die Norweger auf: Ausgerechnet sie haben sich über die schlechten Bedingungen beschwert. Und jetzt belegen sie bei den Männern am Samstag beim 12,5-Kilometer-Verfolgungsrennen die ersten fünf Plätze.



Das milde und regnerische Wetter hat die Organisatoren und die vielen ehrenamtlichen Helfer gefordert. Und sie sind froh, dass überhaupt die Biathlonrennen in diesem Winter ausgetragen werden konnten. Dafür haben sie geschuftet. Rund 800 Frauen und Männer engagieren sich ehrenamtlich bei den vielen Aufgaben rund um die Wettkämpfe. Und die Sportler können froh sein, ihren Sport ausüben und ganz nebenbei auch Preisgelder verdienen zu können.

Fans sorgen für überragende Stimmung

20.500 Zuschauer sorgten in der ausverkauften Arena für eine überragende Stimmung und feierten die erfolgreichen Norweger. Und sie waren wohl auch versöhnt: "Es ist ein unglaubliches Gefühl. Nach dem letzten Schießen wusste ich: Heute es ist soweit. Die letzten Meter allein mit diesem tollen Publikum habe ich sehr genossen", sagte der Sieger Endre Stroemsheim. Der 26-jährige Norweger feierte seinen ersten Weltcup-Sieg. Auf den Plätzen zwei und drei folgten ihm Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale-Skjevdal. Tarjei Boe und dessen Bruder Johannes Thingnes Boe komplettierten den Erfolg der Norweger.

Die Starter des Deutschen Ski Verbandes enttäuschten dagegen an diesem Samstag. Benedikt Doll war an Position eins gestartet. Doch beim ersten Schießen leistete er sich gleich drei Fehler und musste drei Strafrunden absolvieren - letztlich belegte er den zwölften Platz. Gegenüber den Medien sagte er später selbstkritisch: "Es hat nicht viel mit Pech zu tun. Das war einfach maximale Dummheit. Ich ärgere mich ziemlich. Das war technisch schlecht gemacht."

Endre Stroemsheim hat in der Verfolgung beim BMW IBU Weltcup Biathlon 2024 in Oberhof erstmalig ein Weltcup-Rennen für sich entschieden. Der Sprint-Dritte siegte vor seinen beiden Landsmännern Sturla Holm Laegreid (2/ +17,8 Sekunden) und Johannes Dale-Skjevdal (1/ +36,4). Tarjei Boe (3/ +45,5) und dessen Bruder Johannes Thingnes Boe (4/ +50,3) machten den norwegischen Fünffach-Sieg perfekt. 

Bester Deutscher war Johannes Kühn, der insgesamt zweimal in die Strafrunde musste und mit einem Rückstand von einer Minute auf Sieger Stroemsheim ins Ziel kam. "Es war insgesamt gut heute. Die Strecke liegt mir, aber ich war ein Tick zu weit hinten, um ganz vorne dranzukommen. Die anderen waren einfach besser", so Kühn, der nach seiner starken Leistung als Fünfter im Sprint mit einem Rückstand von 30 Sekunden in Rennen gestartet war. 

Bester Nicht-Norweger wurde der Franzose Fabien Claude auf Platz sechs vor dem Schweden Martin Ponsiluoma und Johannes Kühn als bester Starter der deutschen Mannschaft auf Platz acht.

Rennen der Frauen am Samstag

Julia Simon hat das Verfolgungsrennen in Oberhof vor der Sprintsiegerin Justine Braisaz-Bouchet und der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold gewonnen. Spannend wurde es dann noch um den dritten Platz. Da sowohl die Französinnen Chaveau und Richard als auch Oeberg patzten, ging Franziska Preuß als Dritte in die Schlussrunde. Auf der Strecke konnte sie ihre zuletzt gute Laufleistung nicht mehr abrufen und wurde von der Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold – mit der zweitbesten Laufzeit – überholt. "Heute hatte ich leider nicht den besten Ski. Es hat mir schon auf der ersten Runde die Körner gezogen", sagte die DSV-Athletin, die auf dem siebten Platz landete.

Am Sonntag freuen sich die Fans auf die Staffel der Frauen und Männer. Für Oberhof mit seinen rund 1.600 Einwohnern ist der Biathlon-Weltcup eine wichtige Einnahmequelle. Die Hotels und Pensionen der Region sind Monate vorher ausgebucht, die Fans genießen die Getränke und die berühmten Thüringer Rostbratwürstchen. Von den Einnahmen profitiert der örtliche Handel und die Gastronomie ebenso wie die Nachwuchssportler der Wintersportvereine aus Thüringen.

Und im nächsten Jahr hoffen die Organisatoren, Helfer und Fans mit den Sportlern, dass der Winter pünktlich zum nächsten Biathlon-Weltcup im Thüringer Wald Einzug hält.

Sehen Sie nachfolgend eine Bilderserie von unserem OSTHESSEN|NEWS-Fotografen Hans-Hubertus Braune. (hhb) +++

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