Der Stadtpfarrer bei O|N
Stadtpfarrer Stefan Buß: Der betende Gaukler
Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin
13.01.2024 / FULDA -
So suchte er also nach einer ernsten Beschäftigung, doch niemand wollte ihm eine Arbeit anbieten, ihm, dem Gaukler, der ja doch nichts anderes konnte, als einfach nur lustig zu sein. Der Gaukler wurde traurig. Einer ordentlichen Tätigkeit nachzugehen war ihm nicht vergönnt, aber auch das Singen, Tanzen und Springen wollte ihm nicht mehr recht gelingen. So verarmte er und suchte eines Tages Zuflucht in einem Kloster. Die Mönche nahmen ihn bereitwillig auf. Aus einem Gaukler einen andächtigen Beter zu machen, schien ihnen ein würdevoller Auftrag zu sein. Doch ach- das ernste Gebet der Mönche war dem Gaukler so fremd, das stille Stehen, die demütigen Blicke. All dies fiel ihm so schrecklich schwer, dass er es eines Tages nicht mehr aushielt.
Heimlich schlich er sich während des Gottesdienstes in einen abseits gelegenen Kellerraum. Dort setzte er sich auf den Fußboden und weinte bitterlich. »Ach Gott«, seufzte er, »ich bin dir wahrlich ein schlechter Diener. Zu nichts bin ich nutze, nicht einmal zu beten vermag ich. Das Beste wäre, du würdest mich aus dem Leben nehmen.« Es war ein Häuflein Elend, das da auf dem Kellerboden des Klosters saß. Und es erbarmte Gott, so dass er sprach: »Mein lieber Gaukler, warum nur hast du deinen Weg verlassen? So viele Jahre hast du das getan, wofür ich dich geschaffen hatte. Denn sieh, es freut mich am allermeisten, wenn meine geliebten Menschenkinder fröhlich sind und lachen. Du hast mir gedient mit deinem Singen, Tanzen und Springen und ich hatte selbst eine solche Freude an deinen Späßen, dass ich manchmal Tränen lachte. Bleibe dir treu, höre auf dein Herz und mach das, wozu du berufen bist.«