Wirbel um Investoren ohne Baugenehmigung
Landkreis verhängt Baustopp: "Die notwendigen Bedingungen liegen nicht vor"
Fotos: Katharina Geppert
06.01.2024 / EICHENZELL -
Ist ein Baustopp angeordnet, müssen alle Bauarbeiten sofort eingestellt werden - das gilt nun auch für den weiteren Bau von Gewerbehallen der Sölgenräth GmbH im Industriepark Rhön in Eichenzell-Welkers (Landkreis Fulda). Der Grund: Laut dem Kreisbauamt gibt es keine gültige Baugenehmigung für das Vorhaben.
Schon seit Wochen sorgt der Bau von Gewerbehallen im Industriepark Rhön für politischen Zündstoff und heftige Diskussionen in der Bevölkerung von Eichenzell. OSTHESSEN|NEWS hat in dieser Sache recherchiert und sich bei den Verantwortlichen über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Gesprächspartner waren dabei der Landkreis Fulda als zuständige Bauaufsichtsbehörde, CDU-Fraktionsvorsitzender Julian Rudolf sowie die Investoren des Bauprojekts Joachim Weber und Klaus Schleicher (beide aus Eichenzell). Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU) wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu der Thematik äußern.
Landkreis Fulda verhängt Baustopp
Zukunftsmusik ist Bauabschnitt Nummer 2: Im nördlichen Teil des Grundstücks soll die sogenannte "Businesspark Area 766" entstehen - laut den Investoren eines der größten und modernsten Bürokomplexe Deutschlands. Das im Jahr 2021 geschätzte Gesamtvolumen lag damals bei rund 50 Millionen Euro. Die Pläne dazu sind bereits ausgearbeitet, das Vorhaben ruht allerdings. Wann es zu einer Umsetzung kommt, ist bislang nicht bekannt.
Aber zurück zu Abschnitt 1, dem Bau der Gewerbehallen. Wie Bauherr Klaus Schleicher erklärt, werde auf dem Gelände eine Technikzentrale errichtet. "Im Rahmen des Neubaus der Technikzentrale und der Neuverlegung der öffentlichen Wasserleitung, welche schräg über das Grundstück führte, wurde im unmittelbaren Anschluss eine Zisterne verbaut und der Erdaushub aus den Maßnahmen verteilt." Dies sei mit der bestehenden Baugenehmigung nicht abgedeckt gewesen.
"Für die Baumaßnahme liegt keine Baugenehmigung vor"
Die Pressestelle des Landkreises Fulda erklärt schriftlich: "Nach einem Ortstermin am 18. Dezember 2023 hat der Landkreis Fulda die Baueinstellung verfügt, da für die betreffende Baumaßnahme keine Baugenehmigung vorliegt."Weiter heißt es: "Die Baugenehmigung ist seitens des Landkreises Fulda bislang nicht erteilt, weil die notwendigen Voraussetzungen dafür noch nicht vorliegen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen auch um Themen im Bereich der Entwässerung."
"Wir sind froh, wenn in Eichenzell investiert wird"
"Bei unseren 1.500 Quadratmeter großen Mehrzweckhallen geht es um kleinteilige Gewerbehallen mit jeweils zwei 750 Quadratmeter-Einheiten, kombiniert mit Büroflächen. Zielgruppen sind Handwerksbetriebe, kleine Produktionen oder Unternehmen mit Bedarf an Multifunktionsflächen", so Weber gegenüber O|N.
Auch zum nördlichen Teil des Grundstücks, das bisher nur auf Plänen existiert, äußert sich der Fraktionsvorsitzende. "Die 'Businesspark Area 766' ist ein innovatives Konzept für Eichenzell, welches wir positiv begleitet haben."
"Es wurde versucht, das Projekt auf vielen Wegen zu behindern"
Er sei mit der Vorgehensweise im Projekt zuletzt nicht mehr einverstanden gewesen. Zudem wehrt sich Joachim Weber gegen die Behauptung in der Öffentlichkeit, dass er sein politisches Amt als Gemeindevertreter und Fraktionschef der Bürgerliste Eichenzell genutzt hätte, um sich einen Vorteil damals beim Kauf des Grundstückes zu sichern.
Das Grundstück sei ursprünglich in der Hand von Wepler & Plappert gewesen und wurde von einem Logistikimmobilien-Entwickler gekauft. Erst als dieser Investor das Objekt wieder veräußert hat, hätten er und Schleicher das Objekt erworben.
"Erst Monate später haben wir das Objekt erworben"
"Über einen Makler-Kontakt sind wir im April 2021 mit der Firma Wepler & Plappert ins Gespräch gekommen. Diese beabsichtigte ursprünglich im Jahr 2020 das Gelände an einen Projektentwickler für Logistikimmobilien zu verkaufen", so Weber. Im Dezember 2020 hatte die Gemeindevertretung dann eine Veränderungssperre für dieses Gelände verhängt und sich dafür eingesetzt, eine Logistikansiedlung zu verhindern. Der Verkauf war somit erst einmal für Wepler & Plappert geplatzt."Erst Monate danach haben Klaus Schleicher und ich das Objekt von diesem Investor erworben und nicht von Wepler & Plappert", meint Joachim Weber abschließend.
Nach den vermeintlichen Schwarzbau-Anschuldigungen hofft Klaus Schleicher aber nun, dass der Bau noch im Januar 2024 vom Landkreis Fulda genehmigt wird. Schließlich seien die Investoren an einem sauberen Verfahren, das einen rechtmäßigen Bau einschließt, interessiert. Man tue nichts Unrechtes, sondern wolle etwas Gutes für Eichenzell erreichen. (ci/js) +++