Neujahrsputz der Muslime

Schade: Wenn auf gute Taten mit Häme und Beleidigungen reagiert wird

Die Beteiligten an der diesjährigen Neujahrsputzaktion in Fulda.
Fotos: O|N - Archiv / Rene Kunze

02.01.2024 / KOMMENTAR - In diesen gesellschaftlich so rau gewordenen Zeiten hat es den Anschein, als werde selbst das beste Beispiel hin zu gegenseitiger Verständigung negativ bewertet. Beleg hierfür sind die Reaktionen auf den Neujahrsputz der Jugendorganisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat  in vielen deutschen Städten – darunter auch in Fulda und Schlüchtern – sowie die symbolische Aktion von Moslems vor dem Kölner Dom.



Diese hatten sich nach islamistischen Anschlagsdrohungen symbolisch schützend vor das christliche Gotteshaus gestellt und Schilder unter anderem mit der Aufschrift "Ich bin ein Muslim und stehe ein für den Schutz der Kirche" hochgehalten.  

Alles lobenswerte Aktionen, die aber gerade in den sogenannten sozialen Netzwerken teilweise unsägliche Kommentare und Verunglimpfungen hervorriefen. Dies zeigt, wie weit wir von dem Ziel noch entfernt sind, zu einem solidarischen Miteinander in der Gesellschaft zu kommen. Viele gute Absichten werden mit Häme bedacht und – so wie die Neujahrsputzaktion in Fulda – als unglaubwürdig abqualifiziert. Und dies, obwohl es nun schon seit über einem Jahrzehnt zu einem vertrauten Bild nach der Silvesternacht geworden ist: Dann nämlich, wenn viele noch ihren Rausch ausschlafen, sind andere schon mit Besen und Eimern unterwegs, um die Innenstadt von leeren Flaschen oder Resten des Feuerwerks zu säubern. Um damit mehrere Mülltonnen zu füllen und so zugleich die Stadtreinigung zu unterstützen.  

Damit wird allgemein ein sehr lobenswerter Dienst an der Gemeinschaft geleistet – unabhängig von Nationalität und Glaubensrichtung. Ich finde es ein starkes Statement, wenn die Jugendorganisation der Ahmadiyya zu den Beweggründen schreibt, mit dem Neujahrsputz wolle man zugleich der deutschen Gesellschaft dafür danken, "dass wir Muslime hier unseren Glauben in Frieden und Freiheit ausleben dürfen".  

Denn nur mit gegenseitigem Verständnis und Miteinander kann es im Endeffekt gelingen, extremen und radikalen Bewegungen – gleich von welcher Seite – Einhalt zu gebieten. Aber von Toleranz haben viele Menschen anscheinend noch nichts gehört und machen lieber in social media-Kanälen ihrem Unmut Luft. Einfach nur armselig. (Bertram Lenz) +++

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